• Mehrere Menschen trinken an der TU Darmstadt etwas - dann verfärben sich ihre Extremitäten und sie fühlen sich unwohl - einer schwebt zeitweise in Lebensgefahr.
  • Ermittler finden einen verdächtigen Stoff und suchen bis in die frühen Morgenstunden den Campus ab.
  • UPDATE 24. August, 16:40 Uhr: Allen Opfern geht es inzwischen besser.

Mehr Panorama-News

Die Gift-Attacke traf die Universitätsmitarbeiter und Studierenden wohl völlig arglos - nach dem mutmasslichen Anschlag mit toxischen Stoffen an der TU Darmstadt wird nun wegen versuchten Mordes ermittelt.

Das Hessische Landeskriminalamt (LKA) habe in den auf einem Uni-Campus sichergestellten Lebensmitteln Stoffe festgestellt, die zu den Vergiftungserscheinungen bei sieben Menschen geführt haben könnten, teilten die Ermittler am Dienstag mit.

Um welche Stoffe es sich handelt, gaben sie nicht preis. "Manche Dinge können und wollen wir nicht veröffentlichen", hiess es mit Blick auf mögliches Täterwissen. Die Hochschule meldete am Nachmittag, dass es allen Opfern besser geht.

Giftanschlag in Darmstadt - Bislang keine Hinweise auf den Täter

Eine 40-köpfige Mordkommission mit dem Namen "Licht" will nun möglichst rasch den oder die Verursacher finden. "Das kann je nach Stand der Ermittlungen noch aufgestockt werden, je nach Lage", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Robert Hartmann.

Aktuell gebe es noch keine Hinweise auf einen möglichen Täter oder die Motive. Auch werde noch ermittelt, wer möglicherweise am Wochenende Zugang zu dem Gebäude hatte.

Als Reaktion auf die Vergiftungserscheinungen bei mindestens sieben Menschen war am Montag ein Grossaufgebot von Einsatzkräften am Gebäude L201 des Campus. Sechs Menschen mussten mit Symptomen wie Unwohlsein und Verfärbungen in Kliniken gebracht worden.

Ein 30 Jahre alter Student befand sich zunächst in einem kritischen Zustand, der sich nach Polizeiangaben aber stabilisierte. Laut Hartmann bestand vorübergehend akute Lebensgefahr.

Umso grösser war am Dienstagnachmittag die Freude an der Uni. Allen Opfern geht es inzwischen besser. "Grosse Erleichterung!", schrieb die Hochschule in einer entsprechenden Twitter-Mitteilung.

Auch die letzten beiden Betroffenen könnten noch am selben Tag die Klinik verlassen.

Polizei rät zur Vorsicht beim Verzehr von Lebensmittel auf dem Campus

Am Dienstagvormittag erinnerte am Gebäude L201 nichts mehr an das Grossaufgebot von Ermittlern. Ingenieur Falk Münch arbeitete in einem Nachbargebäude, als er am Montag von Freunden und über soziale Medien von den Vergiftungen hörte.

Plötzlich seien überall Polizeifahrzeuge und Krankenwagen gewesen, so Münch, der ein Opfer kennt. Es sei nur das eine Gebäude betroffen gewesen. "Wir sind trotzdem vorsichtig."

Bei der weiteren Suche in Gebäuden auf dem Campus, auf dem unter anderem Maschinenbauer, Bau-Ingenieure und Naturwissenschaftler ausgebildet werden, seien aber keine weiteren verdächtigen Gegenstände gefunden worden, teilten die Ermittler mit. Bis Dienstagmorgen hätten sich auch keine weiteren Menschen mit Vergiftungserscheinungen gemeldet.

Die Ermittler hatten am Montag mitgeteilt, dass mehrere Milchpackungen und Wasserbehälter mit dem gesundheitsschädlichen Stoff versetzt worden sind. Die Polizei riet dringend dazu, auf dem Campus nur Lebensmittel zu verzehren, die jederzeit unter Aufsicht aufbewahrt wurden.

Universitätspräsident zeigt sich erschüttert

"Wir sind erschüttert angesichts der offensichtlichen Straftat, die sich an unserer Universität ereignet hat", teilte die Präsidentin der Hochschule, Tanja Brühl, am Dienstag mit. "Ich werde so schnell wie möglich mit ihnen persönlichen Kontakt aufnehmen, sofern es ihr Zustand erlaubt." Nach Angaben von TU-Kanzler Manfred Efinger soll auch psychologische Hilfe angeboten werden. "Natürlich sind die Beschäftigten besorgt, beunruhigt."

Giftattacken am Arbeitsplatz kommen gar nicht so selten vor. Im hessischen Bad Nauheim backte eine Krankenschwester Kekse für die Kollegen. Was wie eine nette Geste klang, verursachte bei einigen Kollegen Schwindel und Bewusstlosigkeit.

Die Frau hatte nach Auffassung des Landgerichts Giessen Beruhigungs- und Schlafmittel in die Naschereien gemixt - im Mai 2020 wurde sie wegen gefährlicher Körperverletzung zu drei Jahren Haft verurteilt.

In der Gemeinde Schloss Holte-Stukenbrock in Nordrhein-Westfalen vergiftete ein Mann nach Auffassung des Landgerichts Bielefeld die Pausenbrote seiner Kollegen. Gegen ihn wurde wegen Mordversuchs eine lebenslange Haft verhängt. (dpa/mgb/mf/thp)

Hinweis: Der Text wurde zuerst am 24. August um 16:40 Uhr veröffentlicht und später aktualisiert.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.

Teaserbild: © dpa / Alexander Rau/Keutz TV-News/dpa