In Nigeria hat Präsident Bola Ahmed Tinubu dazu aufgerufen, die teils blutigen landesweiten Proteste gegen Misswirtschaft und hohe Lebenshaltungskosten einzustellen. "Ich habe euch laut und deutlich gehört", sagte er in einer Fernsehansprache am Sonntag. Er verstehe den "Schmerz und Frust" der Demonstranten und seine Regierung werde sich um die Probleme der Bürger kümmern. "Aber wir müssen verhindern, dass es noch mehr Blutvergiessen, Gewalt und Zerstörung gibt", fügte Tinubu hinzu.
681 Menschen festgenommen
Bei Protesten in der nördlichen Stadt Kano kam es zu heftigen Zusammenstössen. Augenzeugen zufolge feuerte die Polizei auf die Menge, drei Menschen wurden demnach getötet. "Drei Menschen wurden getötet. Zwei Minderjährige und eine schwangere Frau, die getroffen wurde, als sie die Strasse überquerte", sagte der Anwohner Sanusi Usman der Nachrichtenagentur AFP. "Einer der Jungen war neun Jahre alt. Er war der Sohn meines Nachbarn", sagte der Anwohner Awwalu Ibrahim. Die Polizei nahm auf Anfrage keine Stellung zu den Vorwürfen.
Die Polizei erklärte am Samstag, sie habe binnen zwei Tagen 681 Menschen festgenommen, denen sie unter anderem bewaffneten Raub, Brandstiftung und Zerstörung von Eigentum vorwirft. In Kano gab es Polizeiangaben zufolge 383 Festnahmen. Die Proteste ebbten am Samstag etwas ab. Laut örtlichen Medien feuerten in der Hauptstadt Abuja Sicherheitskräfte aber Tränengas auf eine Gruppe von Demonstranten.
13 Menschen getötet
Tinubu sagte, "Sicherheitseinsätze sollen weiterhin für Frieden und die Durchsetzung von Recht und Gesetz in unserem Land sorgen". Dies müsse "unter Einhaltung der notwendigen Menschenrechtskonventionen" geschehen.
Amnesty International zufolge wurden bei den Protesten landesweit mindestens 13 Menschen getötet. Die Menschenrechtsorganisation warf den nigerianischen Sicherheitskräften vor, "vorsätzlich tödliche Taktiken" einzusetzen, während sie Menschen gegenüberstanden, die wegen Hunger und grosser Armut protestierten.
Die Demonstranten fordern von der Regierung eine Senkung der Benzinpreise sowie Massnahmen gegen die schlimmste Wirtschaftskrise in dem Land seit zwei Jahrzehnten. Das bevölkerungsreichste Land Afrikas leidet unter einer massiven Inflation. Vor mehr als einem Jahr hatte Tinubu im Zuge von Wirtschaftsreformen die Benzinsubventionen abgeschafft. © AFP
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