Noch immer treiben zahlreiche Container in der Nordsee. Rund 300 Stück waren in der Nacht auf Mittwoch über Bord gegangen, die Fracht soll auch Gefahrgut enthalten. Die Reederei hat eine Bergungsunternehmen beauftragt, auch spezielle Boote sind im Einsatz.

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Nach der Havarie eines der grössten Containerschiffe der Welt in der Nordsee taucht immer mehr Treibgut an friesischen Stränden auf, darunter auch Gefahrenstoffe. Auf den niederländischen Wattenmeer-Inseln Vlieland, Terschelling und Ameland wurden laut der niederländischen Küstenwache mehr als 20 Container entdeckt. Die deutsche Küste blieb zunächst verschont.

"Bisher wurden an der deutschen Nordseeküste keine Container der MSC Zoe angespült", sagte der Sprecher des Havariekommandos in Cuxhaven. Bei der Suche wurden in deutschen Gewässern bis zum Donnerstagabend zehn Container gesichtet. Einer von ihnen sei bereits gesichert worden und werde nun von einem Bergungsunternehmen abgeholt.

Warnmeldung für Borkum

Grundsätzlich warne man aber davor, am Strand gefundene Container, Containerteile oder Gegenstände zu berühren, ergänzte das Havariekommando. Auch für den Schiffsverkehr stellen die Container ein Risiko dar. Besondere Wachsamkeit herrscht in Deutschland an der ostfriesischen Küste, für die Insel Borkum gilt eine Warnmeldung.

Der Riesenfrachter "MSC Zoe" hatte in der Nacht auf Mittwoch auf dem Weg vom belgischen Antwerpen nach Bremerhaven rund 270 Container in stürmischer See verloren. "Bisher können wir bestätigen, dass maximal drei Container mit Gefahrgut über Bord gegangen sind", sagte ein Sprecher des Havariekommandos in Cuxhaven am Donnerstagnachmittag. "Diese Container wurden noch nicht gefunden." Die Reederei lässt eine Firma Spezialschiffe mit Sonartechnik bei der Suche einsetzen. Die Such- und Bergungsarbeiten sollen am Freitag bei Tagesanbruch fortgesetzt werden. Zur Unfallursache ermittelt die Wasserschutzpolizei Bremerhaven.

Niederländer schicken Armee

Die Niederlande setzen für die Aufräumarbeiten an ihren Stränden die Armee ein. Soldaten sollen schnell dorthin geschickt werden, wie das Verteidigungsministerium in Den Haag mitteilte. Die Bürgermeister der Inseln Terschelling und Schiermonnikoog hatten um Hilfe gebeten. Strände und Küsten seien mit Verpackungsmüll und Gegenständen aus den Containern übersät. Ehrenamtliche könnten es allein nicht schaffen.

Angespült wurden unter anderem Auto-Ersatzteile, Möbel, Kühlschränke, Fernseher, Spielzeug, Plastik-Seifenspender und OP-Kleidung. An der niederländischen Wattenmeer-Insel Schiermonnikoog wurde ein Sack mit etwa 25 Kilogramm giftigem Puder entdeckt. Nach ersten Erkenntnissen handelt es sich um einen Stoff aus der Gruppe der Peroxide, meldeten die Behörden der Provinz. Die Substanz werde nun untersucht. Tests sollen ergeben, welcher Stoff genau es ist.

Ein Hubschrauber der Bundespolizei und ein Ölüberwachungsflugzeug suchen das Gebiet nordwestlich von Borkum weiträumig ab. Auch Schiffe wurden ins Einsatzgebiet geschickt. "Die Arbeiten werden noch einige Tage dauern", sagte Hans-Werner Monsees, Leiter des Havariekommandos.

Chemikalie Dibenzoylperoxid

"Die endgültige Zahl der Container wird sich erst bei der Zählung in Bremerhaven herausstellen", sagte der Sprecher. Das könne einige Tage dauern. Das Havariekommando hatte zuvor nach Rücksprache mit der Besatzung des Frachters erklärt, dass mindestens einer der Container Gefahrgut enthalte - nämlich Dibenzoylperoxid, das in der Kunststoffproduktion eingesetzt wird. Die Chemikalie dient zur Härtung von Harzen oder als Bleichmittel für Öle, Fette und Wachse. Im Extremfall kann sie bei grosser Hitze explodieren.

Die "MSC Zoe" legte laut Havariekommando in der Nacht auf Donnerstag in Bremerhaven an. Sie ist mit über 395 Metern Länge eines der grössten Containerschiffe. Auch wenn immer wieder Container über Bord gingen, sei die Anzahl diesmal besonders hoch. "Ich kann mich nicht an einen ähnlichen Vorfall in der Nordsee erinnern", sagte ein Sprecher. So war Ende 2016 Fracht an die Strände von Wangerooge, Spiekeroog, Langeoog und Norderney getrieben worden. Abertausende Überraschungseier sorgten damals auch international für Schlagzeilen.

(dpa/af)

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