Immer wieder kommt es zu Zusammenstössen von Skifahrern mit Pistenraupen und Motorschlitten. Jedes Jahr kommt es zu diesen folgenschweren Unfällen. In der ORF-Sendung "Thema" sprachen Betroffene, aber auch Sicherheitsexperten und Pistenraupenfahrer über die Gefahren.
Mit einer Pistenraupe zu kollidieren, ist wohl der schlimmste Albtraum jeden Skifahrers. Meist haben diese Unfälle schwere Verletzungen zur Folge. Im schlimmsten Fall enden sie tödlich.
Doch warum müssen Pistenraupen auch bei geöffneter Piste unterwegs sein und nicht nur nach Betriebsschluss? Reichen die Sicherheitsvorkehrungen aus, um solche Unfälle zu vermeiden? Die ORF-Sendung "Thema" ging in einem Beitrag diesen Fragen nach.
Der Einsatz von Pistenraupen unterliegt in Österreich den Bergbahnen. Es gibt genaue gesetzliche Bestimmungen. Fahrten untertags sind nur erlaubt, wenn es unumgänglich ist.
"Man kann es nicht gänzlich untersagen. Es müssen ja auch verunglückte Schneesportler abgeholt werden, weil zum Beispiel der Hubschrauber nicht hinkommen kann oder kein Akia zur Verfügung steht", erklärt Helmut Lamprecht, Sachverständiger für Alpine Sicherheit, in "Thema".
Auch dringende Wartungsarbeiten müssten durchgeführt werden, wenn es plötzliche Störungen gebe.
Pistenraupen mit Signalton unterwegs
Anfang 2017 war in Ischgl (Tirol) ein 57-Jähriger vor den Augen seiner Kinder überrollt worden. Er starb noch an der Unfallstelle.
In Sölden kam es vergangenen November zu einem tödlichen Unfall: Eine Pistenraupe hatte Arbeiter zu einem Sicherheitszaun gebracht, der repariert werden sollte. Dabei kollidierte ein 66-jähriger Belgier mit der Pistenraupe und starb. Das Drama ereignete sich um die Mittagszeit, die Piste war für Skifahrer geöffnet.
Mit den Pistengeräten würden keine Spazierfahrten gemacht, betont Markus Klotz, Chef der Pistenbully-Flotte in Sölden. Er ist seit 40 Jahren im Dienst.
In seiner Karriere habe er viel erlebt, Unfälle seien allerdings wenige passiert. Die Fahrer seien perfekt geschult und immer mit Signalton unterwegs.
Der Vorfall vom vergangenen November beschäftigt sein Team: "Wenn etwas passiert, soll man darüber sprechen. Man stellt sich die Frage, ob man alles richtig gemacht hat", erklärt Klotz.
In Sölden sind die Pistenraupen von 16:30 Uhr bis Mitternacht unterwegs. Nach Pistenschluss liegt es in der Verantwortung der Skifahrer, auf Pistenraupen zu achten.
Sieben Monate Krankenhaus und Reha
Der Wiener David McDermott wurde 2016 in Bad Hofgastein (Salzburg) von einem Pistenraupenfahrer übersehen und daraufhin von dem zwölf Tonnen schweren Fahrzeug überrollt.
Der zweifache Familienvater wurde von einem anderen Skifahrer lebensgefährlich verletzt auf der Piste liegend gefunden.
"Die Verletzungen waren natürlich gewaltig: Schädel-Hirntrauma, gebrochene Nase, gebrochene Rippen, Lungenembolie, fast ein Jahr lang ein künstlicher Darmausgang, die Beine zerfetzt. Vom Kopf bis zu den Knien war alles kaputt", erzählt David McDermott in "Thema".
Auf den Unfall folgten sieben Monate in Krankenhäusern und auf Reha. Die Schuldfrage ist bis heute nicht geklärt.
Prozess wegen Schadenersatz
Der gebürtige Ire war bei dichtem Nebel unterwegs. Die Pisten waren zwar geöffnet, der Hang für Snowboarder, den McDermott nahm, wurde aber gerade präpariert und war deswegen gesperrt.
Ersichtlich war dies allerdings nicht durch eine Absperrung, sondern durch ein Schild, das auf Rot gestellt war. Im Nebel übersah es McDermott und fuhr in die Piste ein.
Den Zusammenprall mit der entgegenkommenden Pistenraupe konnte er nicht verhindern.
Nun hat David McDermott die Bergbahnen Gastein geklagt. Er möchte Schadensersatz. Bis dato bekam er nichts für den Verdienstentgang, denn seinen Beruf als Investmentbanker kann er nicht mehr ausüben.
Auch die Behandlungskosten muss er selbst tragen, da er das Schild übersehen hatte.
Zusammenstoss mit Skidoo
Auch mit Skidoos, also Motorschlitten, die nicht nur von der Bergrettung sondern auch von privaten Hütten-Betreibern eingesetzt werden, kommt es immer wieder zu Zusammenstössen.
Helmut Streidl wurde im Tiroler Zillertal Opfer eines solchen Zwischenfalls. Er kam zu Sturz und prallte mit dem Kopf gegen die Deichsel eines herannahenden Skidoos.
Er erlitt ein Schädel-Hirntrauma und Brüche im Hals und im Brustwirbelbereich. Zwei Wochen lang lag der Münchner im Koma.
Er hat den Skidoo-Fahrer, der Angestellter einer Skihütte ist, geklagt und gewonnen, denn das Skidoo hätte gesetzlich gar nicht unterwegs sein dürfen: Wie Pistenraupen dürfen auch Skidoos nur in Ausnahmefällen untertags fahren.
Der Fahrer transportierte ein elektronisches Gerät und die Freundin des Hüttenbetreibers.
Einsicht war nach dem Unfall beim Hüttenwirt nicht zu erkennen, lud er den Verunglückten ein Jahr später doch auf seine Hütte ein und wollte ihn - während des Skibetriebs - mit einem Skidoo auf dem gleichen Weg auf die Hütte bringen, auf dem der Unfall passiert war.
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