In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit protestieren Menschen in China nach Erhebungen der US-Organisation Freedom House zunehmend gegen Unternehmen und die Politik.
Die Beobachter verzeichneten allein im zweiten Quartal dieses Jahres 805 Fälle von "Widerspruch" und damit 18 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, wie die in Washington ansässige regierungsunabhängige Organisation schrieb. Den Grossteil hätten Proteste von Arbeitern (44 Prozent) und Wohnungsbesitzern (21 Prozent) ausgemacht.
In der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt sorgt seit Jahren eine Immobilienkrise für enorme Verunsicherung. Grosse Bauträger konnten immer wieder Kredite nicht zurückzahlen und zugesagte Wohnungen nicht fertig bauen. In China steckten viele Menschen über Jahre ihr Erspartes auch aus Mangel an besseren Investment-Alternativen in Immobilien. Wegen der unsicheren Lage in der Branche, die einst den Wirtschaftsmotor deutlich mit antrieb, und drohenden Wertverlusten, halten viele ihr Geld zusammen. Die Folge: geringerer Binnenkonsum und eine geschwächte Wirtschaft.
Auch Taxi-Fahrer und Bauarbeiter protestieren
Wie aus dem Bericht von Freedom House hervorgeht, protestierten nicht nur Käufer von nicht fertiggestellten Wohnprojekten, sondern auch Arbeiter, die ausstehende Löhne von den Immobilienunternehmen forderten. Darüber hinaus dokumentierten die Experten in den vergangenen zwei Jahren 228 Proteste von Menschen auf dem Land etwa gegen die dortige Lokalregierung wegen Umsiedlung oder unfairer Landkäufe. Ausserdem nannte der Bericht für denselben Zeitraum 91 Vorfälle im Transportwesen, etwa von Taxi-Fahrern, und Proteste ethnischer Minderheiten wie Mongolen und Tibeter gegen grossangelegte Energieprojekte.
Die Daten zeigen lediglich einen Teilausschnitt der Lage in China, wo die Regierung unter Führung der Kommunistischen Partei Proteste häufig unterdrückt und soziale Medien streng zensiert. Freedom House analysierte nach eigenen Angaben verfügbare Medienberichte, Angaben zivilgesellschaftlicher Organisationen und soziale Medienplattformen in China. © dpa
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