Im Prozess gegen Oscar Pistorius stand erneut der Forensiker Roger Dixon im Zeugenstand. Staatsanwalt Gerrie Nel versucht mit allen Mittel die Glaubwürdigkeit des Experten infrage zu stellen. Allerdings schlägt sich Dixon besser als an den vergangenen Tagen - er wackelt zwar, der Staatsanwalt bringt ihn aber nicht zu Fall. Am Ende des Prozesstages wird die Verhandlung bis Mai vertagt.
Expertenschlacht am 24. Verhandlungstag: Staatsanwalt Gerrie Nel nimmt sich wieder Forensiker Roger Dixon zur Brust. Stück für Stück klopft er die Rekonstruktion des Experten ab: "Wie oft waren Sie am Tatort?" - "Wie können Sie sicher sein, dass Reeva Steenkamps Kopfwunde im Fallen und nicht im Sitzen entstanden ist?" - das Fragenstakkato bringt Dixon immer wieder aus dem Konzept. Er ergeht sich in ausufernden Erklärungen über Wunden, die Schussbahnen und seine Annahmen. Immer wieder wirft ihm der Staatsanwalt vor, kein Experte im Bereich Ballistik zu sein. Dixon wirkt getrieben, atmet schwer und muss sich oft sammeln.
Angriff auf die Rekonstruktion von Roger Dixon
Dann erneut ein Angriff auf die Rekonstruktion der Tatnacht: Das Modell, das Dixon für eine Nachstellung verwendet habe, entspreche nicht der Statur des Angeklagten.
Schliesslich demontiert der Staatsanwalt auch die Sichtbarkeitsanalyse des Experten von Pistorius' Verteidigung. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Vorhänge im Schlafzimmer offen waren und Pistorius die Bewegungen von Reeva Steenkamp gesehen hat. Nun stellt sich heraus, dass Roger Dixon diesen Fall nie getestet hatte. Seine Rekonstruktion basiert auf der Annahme, dass die Balkonbeleuchtung ausgeschaltet und die Vorhänge zugezogen waren, deswegen sei es stockdunkel gewesen. Er habe nicht gewusst, dass das Licht in der Tatnacht an war, seine Licht-Analyse des Tatorts ist damit so gut wie unbrauchbar.
Staatsanwalt Gerrie Nel beendet die Befragung
Nach einer kurzen Pause von etwa 15 Minuten geht die Befragung weiter. Nels bohrende Art bringt Dixon immer wieder in Bedrängnis. Es stellt sich heraus, dass der Experte viele Beweisstücke nur von Fotos kennt, auf mögliche andere Tathergänge in seinen Überlegungen nicht eingegangen ist. Bei der Rekonstruktion der vier Schüsse auf die Badtür war er nur Assistent. Nel wirft ihm zudem vor, die Schusswinkel nicht genau ausgemessen zu haben. Darum wäre es nicht gegangen, entgegnet Dixon - er wollte die Verteilung der Holzsplitter darstellen. Darauf nagelt ihn der Staatsanwalt fest: "Mister Dixon, erinnern Sie sich noch, wie wir den Fragenkomplex eröffnet haben? Sie haben gesagt, dass der Winkel einen Einfluss auf die Verteilung der Holzsplitter hat. Warum haben Sie ihn also nicht genau ausgemessen?"
Nach diesem Nadelstich wirft der Ankläger Dixon erneut vor, sich unprofessionell verhalten zu haben. Er und die Verteidigung hätten sich nach der Verhandlung abgesprochen. Als er merkt, dass dieser Vorwurf nicht weiterführt, beendet er die Befragung plötzlich. Dixon hat zwar gewackelt, allerdings konnte Nel ihm nicht den entscheidenden Schlag versetzen.
Pistorius-Prozess wird bis 5. Mai 2014 vertagt
Verteidiger Barry Roux geht ins Kreuzverhör, spricht Experte Dixon auf die Autopsie von Reeva Steenkamp an. Konkret geht es um Verletzungen am Gesäss des Opfers. Schnell wechselt er zu den Schusstests, dem Fragenblock, in dem sich Ankläger Nel heute den ganzen Tag abgearbeitet hat. Es geht um Detailfragen, gab es Unterbrechungen, gab es Missverständnisse? Dixon erzählt, dass der Leiter des Schiessstandes vorstellig wurde, da er versehentlich Testschläge des Cricket-Schlägers für Schüsse hielt, die Anlage aber noch nicht freigegeben war. Dann beendet Roux die Befragung, Dixon wird aus dem Zeugenstand entlassen - und der Prozess endet.
Der nächste Zeuge verlange mehr Zeit, als für den heutigen Tag eingeplant sei, deswegen bittet Pistorius' Verteidiger um eine vorzeitige Beendigung der Verhandlung. Ankläger Nel und und Richterin Thokozile Masipa stimmen zu. Damit wird der Prozess bis zum 5. Mai 2014 vertagt. Dann geht es um 9.30 Uhr Ortszeit weiter.
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