Es ist bislang eine der grossen Streitfragen der katholischen Kirche. Nun gibt Papst Franziskus eine weitreichende Antwort. Erstmals erlaubt der Vatikan die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare - wenn auch nur unter Bedingungen. Aus Deutschland kommt Applaus und Kritik.
Homosexuelle Paare können ab sofort auch in der katholischen Kirche gesegnet werden. Die vatikanische Glaubensbehörde veröffentlichte am Montag eine Grundsatzerklärung, wonach katholische Geistliche unverheiratete und homosexuelle Paare segnen dürfen.
Vatikan: Sexuelle Beziehungen trotzdem nur in der Ehe zwischen Mann und Frau erlaubt
Die Erklärung namens "Fiducia supplicans" wurde vom vatikanischen Dikasterium für die Glaubenslehre veröffentlicht. Als Oberhaupt der katholischen Kirche hatte sie
Ausdrücklich betont wird aber auch, dass ein solcher Segen von den kirchlichen Autoritäten nicht rituell festgelegt werden dürfe, "um keine Verwechslung mit dem Ehesakrament eigenen Segen hervorzurufen". In der Erklärung wird auch bekräftigt, dass sexuelle Beziehungen nur innerhalb der Ehe zwischen Mann und Frau als erlaubt gelten.
Verständnis des Begriffs Segen wird erweitert
Mit dem weiterentwickelten Verständnis des Segens sei es möglich, "Paare in regelwidrigen Situationen und Paare desselben Geschlechts zu segnen, ohne damit ihren Status offiziell zu bestätigen oder die seit jeher gültige Lehre der Kirche über die Ehe in irgendeiner Weise zu ändern".
Franziskus hatte bereits im Herbst in einem Brief erkennen lassen, dass er Segnungen für homosexuelle Paare nicht grundlegend ablehnt. Wer um einen Segen bitte, erbitte im Vertrauen auf Gott dessen Hilfe, um besser leben zu können, hiess es damals.
Die Abkehr vom klaren Nein
Franziskus selbst hatte bereits im Herbst in einem Brief an mehrere Kardinäle erkennen lassen, dass er Segnungen für homosexuelle Paare nicht grundlegend ablehnt. Wer einen Segen wolle, erbitte im Vertrauen auf Gott dessen Hilfe, um besser leben zu können. Offizielle Regelungen - beispielsweise durch Bistümer oder Bischofskonferenzen - lehnte der Papst auch damals schon ab. Mit der jetzigen Erklärung vollzog er einen Kurswechsel. Noch vor zwei Jahren - also auch schon in Franziskus' Amtszeit - hiess es, Segnungen für homosexuelle Partnerschaften seien "nicht erlaubt".
Kehrtwende kurz nach hohem Geburtstag
Der Papst feierte am Sonntag seinen 87. Geburtstag. Trotz gesundheitlicher Probleme machte er mehrfach klar, dass er im Unterschied zum deutschen Vorgänger Benedikt XVI. nicht abtreten will. Franziskus hat auch eine Weltsynode auf den Weg gebracht, die derzeit über Veränderungen berät. Die möglicherweise abschliessende Versammlung ist für Oktober geplant. In zehn Jahren Pontifikat hat Franziskus viele Hoffnungen auf grössere Reformen bislang enttäuscht.
Die Zulassung von Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare war auch eine der Hauptforderungen für den deutschen Reformprozess Synodaler Weg. Bischof Bätzing aus Limburg lobte die Entscheidung des Papstes mit den Worten: "Die Praxis der Kirche kennt eine Vielzahl von Segensformen. Es ist gut, dass nun dieser Schatz für die Vielfalt von Lebensmodellen gehoben wird."
"Es gibt nur Liebe"
Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, sprach von einem "längst überfälligen Signal". Allerdings bleibe die Unterscheidung in reguläre und irreguläre Partnerschaften diskriminierend. "Es gibt keine Liebe erster und zweiter Klasse", sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. "Es gibt nur Liebe." Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend forderte ebenfalls die "Ehe für alle Paare".
Segensfeiern für homosexuelle Paare in Deutschland bereits üblich
In Deutschland werden Segensfeiern für homosexuelle Paare in vielen Gemeinden heute schon praktiziert, finden aber in einer kirchenrechtlichen Grauzone statt. Der Vatikan hatte 2021 noch klargestellt, dass es "nicht erlaubt" sei, homosexuelle Partnerschaften zu segnen, da solche Verbindungen "nicht als objektiv auf die geoffenbarten Pläne Gottes hingeordnet anerkannt werden" könnten.
Die Zulassung von Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare war eine Hauptforderung für den deutschen Reformprozess Synodaler Weg und im März von der Synodalversammlung beschlossen worden. (dpa/KNA/phs)
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