Waldbrände halten die Hilfskräfte in Kalifornien weiter in Atem. Das Feuer bedroht ländliche Gebiete und Promi-Viertel am Rand von Los Angeles. Trockenheit, Wärme und heftige Winde verschärfen die Lage.

Mehr aktuelle News finden Sie hier

In Paradise werden die schlimmsten Befürchtungen wahr - vielen Menschen ist die Flucht aus dem Feuerinferno nicht geglückt. Zwei Tage, nachdem eine Flammenwalze den kleinen Ort in Nordkalifornien überrollte, sind weitere Leichen in den schwelenden Häuserruinen gefunden worden, die meisten bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.

Mindestens 23 Opfer hat das sogenannte "Camp"-Feuer in der ländlichen Region gefordert, teilte die Feuerwehr in Butte County in der Nacht zum Sonntag mit. Dutzende Menschen werden noch vermisst.

Auch 800 Kilometer südlich von Paradise, in dem von Flammen heimgesuchten Küstenort Malibu, gab es Tote. Zwei stark verbrannte Leichen seien in einem Fahrzeug in einer Auffahrt zu einem Haus gefunden worden, wie Polizeichef John Benedict vom Bezirk Los Angeles am Samstagabend (Ortszeit) mitteilte.

In dem Horrorszenario im Norden und im Süden des "Goldenen Staates" sind zehntausende Menschen auf der Flucht vor Flammen. Doch am Samstag gab es auch einen Lichtblick: Bei abflauenden Winden ist es den Löschteams gelungen, die massiven Brände wenigstens ansatzweise einzuzingeln. Mehr als 4000 Feuerwehrleute waren allein in Raum um Paradise im Einsatz. Dort konnten sie die Flammen in der Nacht zum Sonntag zu 20 Prozent eindämmen.

15.000 Gebäude weiterhin bedroht

Doch die Gefahr ist bei Weitem nicht gebannt. Mehr als 6450 Wohnhäuser sind den Flammen seit Donnerstag zum Opfer gefallen, rund 15 000 Gebäude sind weiterhin bedroht. Damit zählt die Feuerkatastrophe in Paradise zu den schlimmsten Flächenbränden in der Geschichte des Westküstenstaates.

Das Ausmass der Zerstörung sei kaum zu beschreiben, sagte die Bürgermeisterin der kleinen Gemeinde dem US-Sender CNN. Auch ihr Haus sei abgebrannt, ebenso hätten alle Mitglieder des Stadtrats ihre Häuser verloren, teilte Jody Jones mit. Ihnen stehe "harte Arbeit" bevor, den Ort wieder aufzubauen. Das Feuer hat Kirchen, Geschäfte, Schulen und Restaurants dem Erdboden gleich gemacht. "Doch viele Bäume sind unversehrt", sagte Jones, fast ungläubig, angesichts der massiven Verwüstung. "Wir wollen, dass Paradise wieder zum Paradies wird", fügte sie hinzu.

Brad Weldon ist der Feuerhölle nur knapp entkommen. Mit einem Gartenschlauch und Eimern Wasser habe er stundenlang gegen die Flammen angekämpft, sagte der 63-jährige dem "San Francisco Chronicle". Alle Nachbarn seien geflüchtet, doch seine bettlägerige 90 Jahre alte Mutter wollte das Haus nicht verlassen. Um sie herum sei alles abgebrannt. "Es fühlte sich an, als ob ich mit einem Stück Spaghetti gegen einen Elefanten kämpfe."

In Südkalifornien riefen die Behörden Bewohner in den Gefahrenzonen erneut dazu auf, Räumungsbefehle zu befolgen. Haltet euch von Malibu fern, warnte der Bürgermeister des Promi-Ortes am Samstag. Dutzende Häuser seien dort abgebrannt, die Lage sei weiter gefährlich. Malibu und Nachbarorte am Nordrand von Los Angeles sind komplett evakuiert worden. Das sogenannte Woolsey-Feuer verkohlte dort bis Samstagabend eine Fläche von mehr als 280 Quadratkilometern.

Promis danken der Feuerwehr

Viele Prominente haben an der Küste und in dem angrenzenden Hügelland teure Villen. Stars wie die Sängerin und Schauspielerin Lady Gaga, der Regisseur und Oscar-Preisträger Guillermo del Toro sowie die TV-Persönlichkeiten Caitlyn Jenner und Kim Kardashian waren von den Räumungen betroffen. Er und seine Frau seien an einem Strand in Sicherheit gebracht worden, sagte der 78-jährige "Apocalypse Now"-Star Martin Sheen in einem Interview. Er habe wenig Hoffnung, dass ihr Haus noch stehe.

Lady Gaga sprach den Feuerwehrleuten, Polizisten und Helfern ein grosses Dankeschön aus. "Ihr seid wahre Helden", schrieb der Star auf Twitter. Kim Kardashian rief über den Kurznachrichtendienst zu Spenden für Feuerwehrorganisationen auf.

US-Präsident Donald Trump warf den zuständigen Behörden in Kalifornien unterdessen Missmanagement vor und drohte dem von Demokraten regierten Staat mit dem Entzug von Bundesmitteln. "Es gibt keinen Grund für diese massiven, tödlichen und teuren Feuer in Kalifornien ausser dem schlechten Forstmanagement", schrieb Trump auf Twitter. Milliarden Dollar würden jährlich ausgegeben und trotzdem stürben so viele Menschen.

Der Verband der Feuerwehrleute in Kalifornien (CPF) feuerte zurück. Trump habe eine "uninformierte politische Drohung gegen die unschuldigen Opfer dieser verheerenden Feuer" ausgesprochen, sagte Verbandschef Brian Rice. Dies sei auch ein "schmählicher" Angriff auf die Feuerwehrleute, die ihr Leben riskieren würden.

Auch in den sozialen Medien empörten sich viele über Trumps Reaktion. "Dies ist eine absolut herzlose Antwort", schrieb die Sängerin Katy Perry auf Twitter. Stunden später schlug der Präsident einen anderen Ton an und drückte den Feuerwehrleuten und den Betroffenen sein Mitgefühl aus. "Die Zerstörung ist katastrophal. Gott schütze alle".  © dpa

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.