Eine riesige Rauchsäule steht über einem der berühmtesten Wahrzeichen der Welt - der Kathedrale Notre-Dame in Paris. Über Stunden schlagen Flammen lichterloh aus dem Dachstuhl. Nicht nur Paris ist entsetzt.

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Ein verheerendes Feuer hat die weltberühmte Pariser Kathedrale Notre-Dame verwüstet. Über Stunden schlugen am Montagabend Flammen lichterloh aus dem Dachstuhl des Wahrzeichens der französischen Hauptstadt, über dem monumentalen Sakralbau war eine riesige Rauchsäule zu sehen.

Der kleine Spitzturm in der Mitte des Dachs brach zusammen. Aus den beiden grossen Türmen der Kathedrale drang schwarzer Rauch. Die Feuerwehr äusserte sich am späten Abend aber zuversichtlich, dass die Kathedrale nicht völlig zerstört wird.

"Man kann annehmen, dass die Struktur von Notre-Dame gerettet und in ihrer Gesamtheit bewahrt ist", sagte Feuerwehrchef Jean-Claude Gallet. Zuvor war die Feuerwehr zeitweise "nicht sicher" gewesen, ob sie die Ausbreitung des Feuers aufhalten kann.

Feuerwehr kämpft mit Grossaufgebot gegen die Flammen in Notre-Dame

Der gesamte Dachstuhl stehe in Flammen, hatte zwischenzeitlich der Sprecher der Kathedrale, André Finot, der französischen Nachrichtenagentur AFP gesagt. Man müsse schauen, ob das Gewölbe der Kathedrale noch zu retten sei.

Nach Angaben des Innenministeriums war die Feuerwehr mit einem Grossaufgebot vor Ort. Rund 400 Feuerwehrleute versuchten, den Brand einzudämmen. Die Pariser Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung ein. Offizielle Angaben zu Verletzten gab es zunächst nicht. Laut Medienberichten soll aber ein Feuerwerhmann bei den Löscharbeiten verletzt worden sein.

Der Brand löste auch ausserhalb Frankreichs tiefe Bestürzung und heftige Emotionen aus. Notre-Dame ist eine der wichtigsten Pariser Touristenattraktionen und wird jährlich von Millionen Menschen besucht.

Das Feuer kurz vor Ostern könne mit Renovierungsarbeiten zusammenhängen, berichtete die AFP unter Berufung auf die Feuerwehr weiter. Es sei auf dem Dachboden ausgebrochen und gegen 18.50 Uhr entdeckt worden.

Auf dem Dach der Kathedrale war ein Baugerüst angebracht. Die Polizei gehe nicht von einem terroristischen Hintergrund aus, erklärte ein Sprecher am Abend.

Das Schlimmste wurde verhindert

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zeigte sich betroffen und sagte eine für den Abend geplante wichtige Fernsehansprache kurzfristig ab. "Notre-Dame von Paris den Flammen ausgeliefert. Emotion einer ganzen Nation", teilte der Präsident auf Twitter mit.

Wie alle Franzosen sei er an diesem Abend traurig, "diesen Teil von uns brennen zu sehen". In einer kurzen Ansprache gegen Null Uhr zeigte sich Macron vorsichtig optimistisch.

"Das Schlimmste konnte verhindert werden", sagte der Staatschef am Montagabend bei einem Besuch der teilweise zerstörten Kirche. Die Fassade der gotischen Kathedrale und die beiden Glockentürme seien dank des beherzten Einsatzes der Feuerwehr nicht eingestürzt.

"Der Kampf ist aber noch nicht vollständig gewonnen", sagte der sichtlich bewegte Staatschef weiter. Die kommenden Stunden würden noch schwierig. "Wir werden Notre-Dame wieder aufbauen", versprach er.

Der französische Premierminister Édouard Philippe schrieb auf Twitter: "Unsere Traurigkeit ist unbeschreiblich, aber wir kämpfen immer noch. An diesem Abend kämpfen die Feuerwehrleute heldenhaft gegen das Feuer." Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo sprach von einem "fürchterlichen Brand".

Weltweites Entsetzen über den Brand

Die Kathedrale steht im Herzen der Stadt auf der Seine-Insel Île de la Cité, die wegen des Brandes von den Sicherheitskräften abgeriegelt wurde, wie die Stadt Paris auf Twitter mitteilte. Es wurde eine Veranstaltungshalle geöffnet, um Anwohner aufzunehmen. Touristen machten auf den Brücken über den Fluss Seine Fotos von dem Feuer.

Weltweit sorgte der Brand für Entsetzen. Der Vatikan reagierte bestürzt. "Der Heilige Stuhl hat die Nachricht des entsetzlichen Brandes, der die Kathedrale von Notre-Dame, Symbol der Christenheit in Frankreich und der Welt, verwüstet hat, mit Schock und Trauer aufgenommen", erklärte Papst-Sprecher Alessandro Gisotti.

"Notre-Dame von Paris ist Notre-Dame von ganz Europa", schrieb EU-Ratspräsident Donald Tusk auf Twitter. "Wir stehen heute alle an der Seite von Paris." EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker schrieb: "Notre-Dame gehört der ganzen Menschheit. Welch trauriger Anblick."

Regierungssprecher Steffen Seibert twitterte im Namen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU): "Es tut weh, diese schrecklichen Bilder der brennenden Notre-Dame zu sehen." Er fügte hinzu: "Notre-Dame ist ein Symbol Frankreichs und unserer europäischen Kultur. Mit unseren Gedanken sind wir bei den französischen Freunden." Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) teilte mit, er hoffe, dass es der Feuerwehr rasch gelingt, den Brand einzudämmen und das Wahrzeichen zu retten.

Donald Trump gibt Ratschläge zur Brandbekämpfung

Auch US-Präsident Donald Trump zeigte sich bestürzt. Die Kathedrale sei einer der grössten Schätze auf der Welt, grossartiger als fast jedes Museum auf der Welt.

"So schrecklich, das verheerende Feuer an der Notre-Dame-Kathedrale in Paris zu sehen. Vielleicht könnten fliegende Wassertanks eingesetzt werden, um es zu löschen. Es muss schnell gehandelt werden!"

Die Reaktion der französischen Fachleute liess nicht lange auf sich warten: Von einem Flugzeug Wasser auf ein solches Gebäude abzuwerfen, könne zum Einsturz des gesamten Gebäudes führen, schrieb der französische Zivilschutz auf Twitter.

Kathedrale mit gewaltigen Ausmassen

Die Geschichte der Kathedrale reicht bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts zurück. Die Dimensionen der im gotischen Stil konstruierten und der Jungfrau Maria geweihten Kirche mit ihren beiden majestätischen Türmen sind gewaltig.

Die Kathedrale ist 127 Meter lang, 40 Meter breit und bis zu 33 Meter hoch. Mit seinem 1831 erschienenen Roman "Der Glöckner von Notre-Dame" verewigte Victor Hugo die Kathedrale in der Literatur.

Witterung und Luftverschmutzung haben dem Baudenkmal über die Jahre schwer zugesetzt. An vielen Stellen bröckelte zuletzt die Bausubstanz - um Geld für die Sanierung aufzutreiben, war vor einiger Zeit eine Spendenaktion auf den Weg gebracht worden.  © dpa

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