17 Jahre nach dem Verschwinden der neunjährigen Peggy aus Oberfranken ist gegen einen Tatverdächtigen Haftbefehl wegen Mordes erlassen worden.
Steht der Mord an der damals neun Jahre alten Peggy Knobloch aus Lichtenberg in Oberfranken nach 17 Jahren und mehreren Justizfehlern kurz vor der Aufklärung?
Wie das Polizeipräsidium Oberfranken und die Staatsanwaltschaft Bayreuth in einer gemeinsamen Pressemitteilung schreiben, haben Kriminalbeamte am Montag einen 41-Jährigen festgenommen, der im Verdacht steht, das Mädchen auf dem Gewissen zu haben.
Der Mann sitzt in Untersuchungshaft und hat sich bislang nicht persönlich zu den Vorwürfen geäussert. Über seinen Anwalt habe er jedoch mitteilen lassen, dass er bestreite, die Tat begangen zu haben.
Seine Aussagen widersprechen Ermittlungsergebnissen
Nach Auskunft der Behörden hatte der Mann bei einer Vernehmung im September gestanden, die leblose Peggy in Lichtenberg von einem Mann übernommen und in einem Wald bei Rodacherbrunn in Thüringen abgelegt zu haben. Mit dem Mord wolle er jedoch nichts zu tun haben.
Wie der Betroffen den Ablauf des Geschehens geschildert habe, sei jedoch "nicht mit den weiteren Ermittlungsergebnissen in Einklang zu bringen", heisst es von Polizei und Staatsanwaltschaft. "Vielmehr ergab sich aus den nunmehrigen Ermittlungen ein dringender Tatverdacht gegen den 41-Jährigen, wonach der Mann selbst Täter oder Mittäter war."
Ferner stehe der Verdacht im Raum, dass der Mann mit dem Mord an Peggy eine zuvor begangene Straftat habe vertuschen wollen.
Der Verhaftete ist kein Unbekannter in dem Fall
Nach Informationen des "Nordbayerischen Kuriers" handelt es sich bei dem Verhafteten um Manuel S. aus Marktleuthen im oberfränkischen Landkreis Wunsiedel.
Kurz nach Peggys Verschwinden soll er im angetrunkenen Zustand erzählt haben, dass er Peggys Leiche vergraben habe. Bei ihren Ermittlungen gegen ihn hätten die Ermittler aber keine verwertbaren Spuren gefunden, Vernehmungen hätten keine Erkenntnis gebracht. 2002 sei das Verfahren gegen ihn eingestellt worden.
Torfspuren an Peggys Leiche, die zu Gehwegplatten aus dem Haus des Verdächtigen passten, hatten den Mann zuletzt wieder ins Zentrum der Ermittlungen rücken lassen. Auch fanden sie Farbreste, wie sie in Renovierungsmüll vorkommen - und es war bekannt, dass der Mann damals umfangreiche Renovierungsarbeiten ausgeführt hatte.
Während Staatsanwalt Daniel Götz im September noch gesagt hatte, "Haft setzt einen dringenden Tatverdacht voraus, den sehen wir im Moment nicht", haben die Ermittler zwischenzeitlich offenbar mehr gegen den Verdächtigen in der Hand. Was genau - dazu machten sie am Dienstag keine Angaben.
Geistig Behinderter jahrelang unschuldig im Gefängnis
Peggy war am 7. Mai 2001 auf dem Heimweg von der Schule verschwunden. Gut 15 Jahre später fand ein Pilzsammler Teile ihres Skeletts in einem Wald knapp 20 Kilometer von Peggys Heimatort entfernt.
Im Lauf der Jahre gab es in dem Fall bereits mehrere Verdächtige, doch viele Spuren liefen ins Leere. Deutschlandweites Aufsehen erregte die Verurteilung des geistig behinderten Ulvi K. 2004. Zehn Jahre später wurde er in einem Wiederaufnahmeverfahren freigesprochen.
Zudem entdeckten Ermittler am Fundort von Peggys Skelett DNA des NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt. Das stellte sich später aber als Verunreinigung eines Geräts der Spurensicherung heraus. (mcf/dpa)
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