Opernstar Plácido Domingo hat sich bei den Frauen entschuldigt, die ihm im Zuge der MeToo-Bewegung Übergriffe vorgeworfen hatten. "Ich möchte, dass sie wissen, dass mir der Schmerz, den ich ihnen zugefügt habe, wirklich leid tut", hiess es in einer Mitteilung des 79-jährigen Künstlers.

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Ein halbes Jahr nach Bekanntwerden von Vorwürfen sexueller Übergriffe gegen Plácido Domingo hat der spanische Opernstar erstmals Fehlverhalten eingestanden und sich bei den betroffenen Frauen entschuldigt.

"Ich möchte, dass sie wissen, dass mir der Schmerz, den ich ihnen zugefügt habe, ehrlich leid tut", erklärte Domingo am Dienstag mit Blick auf die Frauen, die ihm Übergriffe wie aufgezwungene Küsse und Begrapschen vorgeworfen haben.

"Ich erkenne die volle Verantwortung für meine Taten an", hiess es weiter in der Erklärung, die der 79-Jährige an die spanische Nachrichtenagentur Europa Press schickte und in welche die Nachrichtenagentur AFP Einsicht hatte.

Vorwürfe von etwa 20 Frauen gegen Domingo

Im August hatte die US-Nachrichtenagentur Associated Press Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen den gefeierten Opernsänger publik gemacht. Insgesamt etwa 20 Frauen haben Domingo mittlerweile vorgeworfen, ihnen Küsse aufgezwungen, sie begrapscht oder ohne ihr Einverständnis gestreichelt zu haben.

Domingo hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen und versichert, dass all seine sexuellen Beziehungen und Handlungen "immer willkommen und einvernehmlich" gewesen seien.

Nun hat sich der Musiker aber anders besonnen. "Ich habe mir in den vergangenen Monaten Zeit genommen, über die Anschuldigungen nachzudenken, die einige Kolleginnen gegen mich erhoben haben", erklärte Domingo.

"Ich verstehe jetzt, dass manche Frauen Angst hatten, sich ehrlich auszudrücken aus Furcht, dass ihre Karrieren dann Schaden nehmen könnten. Wenn das auch nie meine Absicht war, sollte sich niemand je so fühlen müssen."

Opernstar will zu Mentalitätswandel beitragen

Die Fälle reichen bis in die 80er Jahre zurück. In Medienberichten hatte es geheissen, Domingos Verhalten sei lange folgenlos geblieben, weil er als einer der grössten Opernstars der Welt unantastbar schien.

Jetzt will der Spanier nach eigenem Bekunden zu einem Mentalitätswandel beitragen: Er wolle hinarbeiten auf einen "positiven Wandel in der Opernbranche, damit niemand mehr die selbe Erfahrung machen muss", erklärte er.

Es sei sein "inniger Wunsch, dass das Ergebnis ein sicherer Arbeitsplatz für alle in der Opernbranche" sei. Mit seinem "Beispiel" wolle er andere ebenfalls dazu ermutigen.

Die Vorwürfe der sexuellen Übergriffe haben insbesondere Domingos Karriere in den USA geschadet. So sah er sich gezwungen, all seine Auftritte an der New Yorker Met abzusagen. Auch Konzerte des Spaniers in Philadelphia, San Francisco und Dallas wurden abgesagt. Anfang Oktober trat Domingo als Generaldirektor der Oper von Los Angeles zurück.

In Europa trat Domingo nach Bekanntwerden der Vorwürfe hingegen weiterhin auf. Bei den Salzburger Festspielen erntete der Sänger, der früher Tenor war und mittlerweile Bariton singt, Ende August grossen Jubel und viel Applaus. Es folgten Auftritte im ungarischen Szeged und im Oktober in Zürich und Moskau. (afp/dpa/thp)

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