Politiker werden abgestraft – diesmal besonders heftig

Bei strahlendem Sonnenschein hat sich am Vormittag in Köln der grösste deutsche Rosenmontagszug in Bewegung gesetzt.

Bunt verkleidete Karnevalisten gehen auf der Severinstrasse. Das Motto der Kölner Karnevalssession 2025 lautet "FasteLOVEnd – Wenn Dräum widder blöhe" ("Karnevalszeit – Wenn Träume wieder blühen").

Die Persiflagewagen zeigen dieses Jahr unter anderem US-Präsident Donald Trump, der Demokratie und Rechtsstaat an die Leine legt, …

… und Elon Musk auf einer Wippe mit AfD-Chefin Alice Weidel im Sandkasten.

Der Kölner Rosenmontagszug rollt über eine 8,5 Kilometer lange Strecke. Die etwa 12.500 Teilnehmenden verteilen im "Zoch" (Zug) etwa 300 Tonnen Süssigkeiten, 300.000 "Strüssjer" (Blumensträusse) und viele andere Präsente.

Zahlreiche Menschen haben sich kreativ verkleidet – zum Beispiel als Bierkasten ...

... und ganz in den Kölner Farben Rot und Weiss.

Einer der Prominenten, die dieses Jahr im Zug mitlaufen oder -fahren, ist Robert Geiss. "Mir geht's sehr, sehr gut, wir haben natürlich das perfekte Wetter heute ausgesucht für den Rosenmontagszug", sagt er.

"Das ist für mich Premiere, das ist das erste Mal, dass ich im Kölner Karneval im Zug mitgehe", erzählt das Oberhaupt der "Geissens". "Das ist natürlich sehr aufregend, und ich bin gespannt, was auf mich zukommt. Jeder hat mir gesagt, das macht richtig Freude." Seine Frau Carmen sagt, von dem Zug sollten "Freude, Liebe und Frieden" ausgehen.

Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker betont im WDR, sie sei nicht pikiert, dass auch sie als grosse Persiflagefigur im Rosenmontagszug mitfahre. "Wichtig ist, dass man Thema ist in dieser Stadt", sagt die parteilose Politikerin, deren Amtszeit dieses Jahr ausläuft.

Der Bauer im Kölner Dreigestirn, Michael Samm (r.), ist sich bereits sicher, dass er am Aschermittwoch noch nicht genug vom Feiern haben wird: "Da ich noch 'ne Runde machen könnte, hab' ich mir überlegt: Ich fahre mit meinem Adjutanten nochmal zu Karneval nach Rio", erklärte er im WDR. "Wir werden noch 'n bisschen Karneval feiern."

Dem Karneval wurde in diesem Jahr nicht nur mit Freude, sondern auch mit Sorge entgegengeblickt: Islamisten hatten vergangene Woche zu Anschlägen gegen den Kölner Karneval aufgerufen. Der Kölner Polizeipräsident Johannes Hermanns sagte vor Beginn des Rosenmontagszugs im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur, er sei "grundsätzlich entspannt". "Tolles Wetter heute, wir haben ganz viele Kollegen im Einsatz. Wir werden dafür sorgen, dass die Menschen friedlich feiern können."

Die Aufforderung zu Anschlägen "halten wir aber zunächst mal für Panikmache", sagte Hermanns. Die Polizei habe ihr Einsatzkonzept noch einmal angepasst, viele Kollegen seien in der Stadt unterwegs, alle Massnahmen, die man habe ergreifen können, seien ergriffen worden. "Von daher gehen wir davon aus, dass heute alle sicher feiern können."

Auch in Mainz ist die Polizei präsent. Polizisten verfolgen auf Bildschirmen in der Befehlsstelle im Polizeipräsidium Mainz das Geschehen rund um den Rosenmontagsumzug.

Der Mainzer Rosenmontagszug setzte sich bei strahlendem Sonnenschein pünktlich um 11:11 Uhr in Bewegung. Die Zugstrecke geht 7,2 Kilometer durch die Innenstadt. Angemeldet sind rund 9.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Der Zug hat 140 Nummern, darunter sind 47 Musikgruppen sowie 90 Träger von Fahnen und den typischen Mainzer Schwellköppen. Diese zwei Teilnehmerinnen tragen ein fantasievolles Blumenkostüm.

Zehn Motivwagen gehören auch zum Zug. Sie nehmen in diesem Jahr unter anderem die zerbrochene Ampel-Koalition, den US-Präsidenten Donald Trump, Kremlchef Wladimir Putin und den in Mainz bestens bekannten Fussballtrainer Jürgen Klopp mit bissigem Humor auf die Schippe. Ein Motivwagen "Ziemlich blank" zeigt zudem Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (Bild).

Das Motto der Kampagne 2025 lautet: "In Meenz zu feiern, des ist nett, but don't forget se Zugplakett". Damit wird an die Zugplakette erinnert, die in den Wochen davor gekauft werden kann und die zur Finanzierung des Zuges beiträgt.

Auch in Düsseldorf geht es wie gewohnt politisch zu: Der Düsseldorfer Wagenbauer Jacques Tilly hat "besonders harte politische Satire" angekündigt – und am Rosenmontag geliefert. Die Fotos der Rosenmontags-Motivwagen seines Teams gehen seit Jahren um die Welt.

Für den Weidel-Wagen habe er jede Menge Drohungen und Schmähungen erhalten, sagte Tilly der Deutschen Presse-Agentur. "Der Wagen soll zeigen, dass die AfD sehr geschickt darin ist, junge Menschen über Social Media in ein radikales Weltbild zu locken."

Gleich drei Wagen beschäftigen sich mit Donald Trump. "Mit der Spirale seines Wahnsinns konnten wir gar nicht mithalten. Was da täglich aus Washington kommt, ist einfach unglaublich", sagte Tilly. So zeigt er Trump und Putin, die mit ihrem Handschlag die Ukraine zerquetschen – als Neuauflage des Hitler-Stalin-Pakts.

Ein weiterer Motivwagen zeigt Putin, Xi und Trump, die vor Manneskraft kaum noch laufen können. "Das Zeitalter der Grossmäuler hat begonnen – oder ist zurück, wenn man etwa an Mussolini denkt", sagte Tilly. Alle drei Weltmächte seien nun in den Händen demokratiefeindlicher Despoten. "Europa ist eine der letzten Inseln der Liberalität."

Erstmals kommt auch Elon Musk vor: Ein Pfleger ist mit einer Zwangsjacke hinter dem reichsten Mann der Welt her, der zum Napoleon-Hut eine US-Flagge in Hakenkreuz-Form und eine Windel mit AfD-Aufdruck trägt. Die Botschaft ist laut Tilly: "Musk ist verrückt geworden und zum rechtsradikalen Troll mutiert. Es ist einfach unglaublich, was aus Menschen werden kann, wenn sie die Balance verlieren."

Für die deutschen politischen Akteure haben die Düsseldorfer Karnevalisten eher Mitleid übrig: Friedrich Merz wird von der Last der Probleme, die er nun als Esel ziehen muss, überwältigt und in die Höhe gehievt.

Olaf Scholz hat das SPD-Schiff auf Grund gesetzt, hält aber trotzig das Steuerrad fest. Eine leicht zu übersehende Randnotiz: Der Totenschädel am Meeresboden neben dem SPD-Kahn trägt den Namen Lindner. (mit Material der dpa)