- Tigerpythons bedrohen das Ökosystem in den Everglades in Florida.
- Deshalb werden sie dort gezielt gejagt.
- Auch Kriegsveteranen streifen durch die Everglades und jagen die Schlangen - aus therapeutischen Gründen.
Enrique Galan findet seinen inneren Frieden, wenn er sich in die Tiefen der Everglades begibt, um Dunkle Tigerpythons zu jagen. Die invasive Art schadet dem Ökosystem in Floridas Feuchtgebiet seit Jahrzehnten. Der 34-jährige Kulturmanager aus Miami wird von Floridas Wildtierbehörde FWC für das Jagen bezahlt, um die Schlangen, deren Population auf Zehntausende geschätzt wird, im Zaum zu halten. Für andere wiederum hat die Jagd einen therapeutischen Effekt.
Dunkle Tigerpythons, die ursprünglich als Haustiere in die Vereinigten Staaten gebracht wurden, sind zu einer Bedrohung für die Everglades geworden, seit sie Ende der 1970er Jahre in die Wildnis entlassen wurden. Die Schlange hat keine natürlichen Feinde und ernährt sich von anderen Reptilien, Vögeln und Säugetieren. "Sie sind erstaunliche Raubtiere", sagt Galan voller Bewunderung.
Jagd auf über zwei Meter lange Pythons in den Everglades
Die Exemplare in den Everglades sind im Schnitt zwischen 1,80 und 2,70 Meter lang. Es erfordert Geschick und Geduld, sie nachts in dem mehr als 6000 Quadratkilometer grossen Feuchtgebiet zu finden. Zum Vergleich: Schleswig-Holstein umfasst gut 15.000 Quadratkilometer. Deshalb fährt Galan nachts kilometerweit herum, seine Taschenlampe auf Grasstreifen, Baumwurzeln und die Ufer von Wasserläufen gerichtet, um die nachtaktiven Reptilien aufzuspüren.
Für die Python-Jagd hat Galan an einem Online-Kurs teilgenommen, aber eigentlich habe er es von Tom Rahill gelernt, sagt er. Der 65-jährige Rahill hat vor 15 Jahren die Swamp Apes Association gegründet, um Kriegsveteranen durch die Python-Jagd bei der Bewältigung traumatischer Erinnerungen zu helfen.
Manchmal jagt Rahm Levinson, ein Veteran des Irak-Kriegs mit posttraumatischer Belastungsstörung, mit Rahill und Galan. "Es hat mir wirklich bei vielen Problemen zu Hause geholfen", sagt er. "Ich kann nachts nicht schlafen, und mit jemandem um Mitternacht oder zwei Uhr nachts rausgehen zu können und Pythons zu fangen, ist produktiv und gut."
Galan erhält von der Behörde FWC 13 Dollar (13 Euro) pro Stunde und eine zusätzliche Gebühr pro erlegter Python: 50 Dollar bei einer Länge bis zu 1,20 Meter, und 25 Dollar zusätzlich für jeden weiteren Fuss (rund 30 Zentimeter).
2500 Dollar Preisgeld beim Python-Jagdwettbewerb
Aber an diesem Augustabend hat Galan einen weiteren Anreiz: Floridas Wildtierbehörde hat einen zehntägigen Python-Jagdwettbewerb ausgeschrieben. 800 Teilnehmer versuchen den Preis von 2500 Dollar für die Tötung der meisten Pythons zu gewinnen. Das Geld könnte er gut für seinen neugeborenen Sohn gebrauchen.
Galan hat ein geschultes Auge, den Mut und die Entschlossenheit, die es für den Job braucht. Nach zwei erfolglosen Nächten entdeckt er einen Schatten auf dem Seitenstreifen des Highway 41: Er springt aus seinem Wagen und stürzt sich auf das Tier, eine junge Tigerpython.
Er packt sie unterhalb des Kopfes, um nicht gebissen zu werden, und steckt sie in einen Sack, den er fest zubindet. Später wird er sie dann erschiessen. Ein paar Kilometer weiter schlängelt sich eine riesige Python über den Asphalt. Galan stürmt erneut aus seinem Wagen, aber diesmal entkommt die Schlange und hinterlässt einen starken Moschusgeruch, eine Art Abwehrmechanismus.
Galan ist stolz darauf, an einem Projekt teilzunehmen, im Zuge dessen seit dem Jahr 2000 mehr als 17.000 Pythons getötet wurden. "Was ich vor allem davon habe, ist all die Schönheit um mich herum. Wenn man nur genau hinsieht, die Augen öffnet und beobachtet, nimmt man den Zauber der Natur wahr." (spl/AFP) © AFP
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