In den frühen Morgenstunden schlagen die Ermittler zu. In Deutschland, Italien, den Niederlanden und in Südamerika. Bei der grossangelegten Razzia gegen die aktuell mächtigste Mafia-Organisation gehen einige grosse Fische ins Netz.
Bei grossangelegten Razzien gegen Mitglieder der italienischen Mafia-Organisation 'Ndrangheta in Deutschland, Italien, den Niederlanden und Belgien sind rund 90 Tatverdächtige festgenommen worden.
Ihnen wird unter anderem Drogenhandel, Geldwäsche und die Zugehörigkeit zu einer Mafia-Organisation vorgeworfen.
Zudem wurden bis zu 4.000 Kilogramm Kokain sowie 140 Kilogramm Ecstasy-Pillen beschlagnahmt. Das teilte die Europäische Justizbehörde Eurojust am Mittwoch bei einer internationalen Pressekonferenz in Den Haag mit.
Allein in Deutschland seien bis zum Beginn der Pressekonferenz gegen Mittag 14 Verdächtige in Gewahrsam genommen worden, erklärte der Leitende Oberstaatsanwalt von Duisburg, Horst Bien.
Ermittlungen gehen noch weiter
Insgesamt werde im Rahmen der Operation mit dem Codenamen "Pollino" in Deutschland in einem laufenden Verfahren gegen 47 Beschuldigte ermittelt. Deutsche Schwerpunkte der Aktion waren das Rheinland und das Ruhrgebiet sowie Bayern.
Seit Mittwochmorgen seien in der Bundesrepublik 65 verdächtige Objekte durchsucht worden, darunter Pizzerien und Eiscafés. Bien zufolge wurden vor allem in Nordrhein-Westfalen, aber auch in anderen Bundesländern insgesamt Vermögenswerte in Höhe von rund fünf Millionen Euro vorläufig beschlagnahmt.
An den Operationen seien rund 440 Beamte beteiligt, sagte Christian Hoppe, Leitender Kriminaldirektor des Bundeskriminalamtes (BKA). Die Ermittlungen gingen noch weiter.
Konzertierte Aktion unter der Leitung von Eurojust
Die Europäische Justizbehörde Eurojust koordinierte die internationale Aktion. Eurojust-Vizepräsident Filippo Spiezia bezeichnete die Operation als "ausserordentlichen Erfolg".
Möglich sei dies durch die Bildung eines gemeinsamen grenzüberschreitenden Ermittler-Teams gewesen, das seine Arbeit bereits Anfang 2016 aufgenommen habe.
Italiens Anti-Mafia-Staatsanwalt Federico Cafiero de Raho wies allerdings darauf hin, dass die 'Ndrangheta weiterhin stark und gefährlich sei: "Wenn wir glauben, wir haben die 'Ndrangheta ausgehoben, dann täuschen wir uns."
Laut "Spiegel Online" waren allein in Deutschland 240 Beamte des BKA und 200 Polizisten der Bundespolizei im Einsatz, darunter Spezialkräfte der Antiterroreinheit GSG 9. Hinzu kamen Hunderte Beamte der Landespolizeibehörden.
Hauptverdächtiger ist Besitzer einer Osteria
Einer der Hauptverdächtigen, ein 45 Jahre alter italienischer Gastwirt einer Osteria aus Pulheim bei Köln, wurde am Morgen in seiner Wohnung verhaftet. Berichte, wonach es auch Durchsuchungen in Thüringen und Berlin gegeben haben soll, dementierte das BKA.
Die kalabrische 'Ndrangheta gilt inzwischen als die mächtigste italienische Mafia-Organisation. Sie dominiert den Drogenschmuggel nach Europa und ist auch in Deutschland aktiv.
So gingen die Mafia-Morde von Duisburg auf ihr Konto. Im August 2007 waren dort vor einer Pizzeria sechs Menschen erschossen worden. Ein Streit zwischen dem Pelle-Vottari-Clan und dem Strangio-Nirta-Clan war der Auslöser für die Bluttat. (ank/dpa)
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