Der Autor Salman Rushdie hält jüngere Autoren teilweise für ängstlich und überempfindlich. "Ich habe den Eindruck, es gibt eine gewisse Unsicherheit unter jungen Autoren, worüber sie sich trauen zu schreiben. Nicht nur aus politischen Erwägungen, sondern auch aus sozialen und kulturellen Gründen", sagte der Autor, der seit seinen Roman "Die satanischen Verse" mit dem Tod bedroht wird, am Freitag auf der Frankfurter Buchmesse.

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Diese Entwicklung beunruhige ihn. "Meiner Meinung nach kann jeder über alles schreiben. Wenn das nicht stimmt, hört die Literatur auf zu existieren. Wenn Frauen nur über Frauen, Inder nur über Inder und Heterosexuelle nur über Heterosexuelle schreiben dürfen - das ist der Tod der Kunst." Beim Schreiben eines Romans gehe es im Kern darum, eine Welt zu erfinden. Das beinhalte naturgemäss, Menschen zu erfinden, die anders seien als man selbst. Wenn man nur Menschen erfinden dürfe, die seien wie man selbst, "dann ist das nichts".

Er habe den Eindruck, unter jungen Autoren gebe es "zumindest eine gewisse Nervosität" beim Mut, aus der Reihe zu tanzen. Genau dazu wolle er die junge Generation aber ermutigen. Rushdie hatte bereits 2015 bei einem früheren Besuch der Frankfurter Buchmesse vor Entwicklungen gewarnt, die als "Political Correctness" und "Cancel Culture" bezeichnet werden.

Die Verschiebung der Preisverleihung an die palästinensische Autorin Adania Shibli sieht Rushdie kritisch. Er kenne ihr Buch nicht, sagte Rushdie, hoffe aber, dass "Verschiebung" kein Euphemismus sei für "Absage" und die Ehrung bald nachgeholt werde, "zum Beispiel morgen."  © dpa

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