• Schach-Weltmeister Magnus Carlsen hat die Titelverteidigung vorzeitig perfekt gemacht.
  • Der Norweger hatte seinen überforderten Herausforderer klar im Griff.
  • Nur zu Beginn des Duells in Dubai spielte Jan Nepomnjaschtschi auf Augenhöhe.

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Wer Magnus Carlsen für einen kühlen, disziplinierten Rationalisten hält, liegt falsch. Der Weltmeister, der seine Titelverteidigung in Dubai am Freitag vorzeitig perfekt machte, ist deshalb so gut im Schach, weil er es schafft, sowohl am königlichen Spiel als auch am Training und an der Vorbereitung Spass zu haben. Das Auswendiglernen von Zugfolgen hält der Weltmeister deutlich kürzer als seine Rivalen. In Stellungen, von denen andere gelangweilt sind, findet er oft noch Details, die ihn auf die Gewinnerstrasse bringen.

In Dubai gelang dem Norweger in der elften Partie der vierte Sieg gegen seinen russischen Herausforderer Jan Nepomnjaschtschi, damit machte der während des WM-Duells 31 Jahre alt gewordene Carlsen in der auf 14 Partien angesetzten Weltmeisterschaft frühzeitig alles klar. Mit 7,5:3,5 verteidigte er seinen Titel bereits zum vierten Mal mit Erfolg.

Ihm gelang es öfter als seinem Gegner, präparierte Zugfolgen aufs Brett zu bringen. Mit einem klaren Vorteil aus der Eröffnung kam er aber nur in der zweiten Partie und vergab seine Chance durch ein Übersehen. Mindestens so wichtig wie seine Eröffnungsvorbereitung erwies sich seine mentale Stärke. Vor dem Match hatte Carlsen über seinen Gegner gesagt: "Es wird vielleicht seine grösste Herausforderung, wie er Rückschläge wegsteckt."

Russe musste sich nach fast acht Stunden geschlagen geben

Anfangs spielte Nepomnjaschtschi auf Augenhöhe. Nach dem Remis in der fünften Partie äusserte er erstmals Unmut, weil er aus einer vorteilhaften Stellung nicht mehr gemacht habe. In der sechsten Partie erschwerte er sich durch einige unverständliche Entscheidungen die Verteidigung. Obwohl noch kurz vor Ende ein Remis drin war, musste sich der Russe nach fast acht Stunden Spielzeit und 136 Zügen geschlagen geben. Es war die nach Zügen längste Partie in der bis 1886 zurückreichenden Geschichte der Schachweltmeisterschaft.

Nach dieser strapaziösen Partie schaffte es der Herausforderer am folgenden Tag nicht, mit Weiss Druck zu machen. In der achten und neunten Partie unterliefen ihm dann schwere Patzer, wie sie auf höchstem Niveau sonst nicht zu sehen sind. Nepomnjaschtschi gab zu und leistete Abbitte, dass sein Spiel eines Grossmeisters nicht würdig war.

Carlsen dagegen blieb konzentriert, und das verdankt er auch seiner physischen Fitness. Am liebsten spielt er Fussball und Basketball, was auch an den spielfreien Tagen in Dubai für ihn auf dem Programm stand. Um nach Partien den Kopf frei zu kriegen, schaut er gerne Spiele der Premier League, La Liga oder NBA.

Carlsen kassiert 1,2 Millionen Euro Preisgeld

Seine bevorstehende Titelverteidigung ist auch eine gute Nachricht für die Play-Magnus-Firmengruppe, die seit Beginn der Pandemie stark expandiert hat und an die Osloer Börse gegangen ist. Sein Aktienpaket ist derzeit umgerechnet acht Millionen Euro wert.

Für Carlsen war es bereits der fünfte Sieg in einem WM-Kampf - und sein bestbezahlter: 1,2 Millionen Euro Preisgeld kassiert er als Champion, für Nepomnjaschtschi sind es 800.000 Euro. Der nächste Titelkampf ist für das Frühjahr 2023 geplant. Carlsens kommender Herausforderer soll im Spätsommer oder Herbst 2022 ermittelt werden.

Sechs Teilnehmer des nächsten WM-Kandidatenturniers, darunter Nepomnjaschtschi und Alireza Fioruzja, der mit 18 Jahren bereits Weltranglistenzweiter ist, stehen bereits fest. Zwei WM-Kandidaten werden noch beim Grand Grix von 3. Februar bis 4. April 2022 ermittelt. Zwei der drei Grand-Prix-Turniere werden am 3. bis 17. Februar und 21. März bis 4. April in Berlin stattfinden. (dpa/fra)

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