Ein männlicher Geburtshelfer, eine Frau als Elektrikerin…? Im Beruf halten sich Geschlechtsstereotypen in der Schweiz hartnäckig. Ein grafischer Überblick über die Entwicklung oder Stagnation der Geschlechtertrennung in der Arbeitswelt der Schweiz über ein halbes Jahrhundert.

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Das traditionelle bürgerliche Familienmodell, in dem der Vater arbeitet und die Mutter die Kinder betreut, hielt sich in der Schweiz besonders lange. Weil das Land von den zwei Weltkriegen im 20. Jahrhundert verschont blieb, mussten Frauen nicht zur Arbeit gedrängt werden, um die in den Krieg gezogenen Arbeitskräfte zu ersetzen.

Heute arbeiten zwar viele Männer und Frauen in denselben Berufen, aber zahlreiche Berufe bleiben männliche oder weibliche Bastionen. Die untenstehende Grafik veranschaulicht dieses Phänomen und zeigt den Anteil Männer/Frauen in den 30 häufigsten Berufen der Schweiz im Jahr 2016.

Frauen weg vom Herd?

1970 machten Frauen nur einen Drittel der erwerbstätigen Bevölkerung aus. Heute sind es 46%. Eine Mehrheit der Frauen bleibt auch nach der Geburt von Kindern erwerbstätig, aber meistens in einem Teilzeitpensum.

Veränderung der Geschlechtsmehrheit

swissinfo.ch hat die Daten von mehr als 500 Berufen über die Dauer von 50 Jahren ausgewertet, um herauszufinden, welche Berufe die grösste Umkehr der Geschlechtermehrheit erfahren haben.

Geschlechtertrennung bleibt bestehen

Auch wenn sich zahlreiche Berufe in weniger als 50 Jahren diversifiziert haben, bleibt die berufliche Geschlechtertrennung stark bestehen. Eine Studie des Nationalfonds aus dem Jahr 2013 hat die Schweiz im internationalen Vergleich an die Spitze der Geschlechtersegregation gesetzt.
Die untenstehende Grafik zeigt Beispiele von den am meisten geschlechtergeprägten Berufen.

Diese Situation ist problematisch, insbesondere im Hinblick auf gleiche Löhne für Männer und Frauen. Typische Frauenberufe wie Betreuungsarbeit oder Kindererziehung haben einen niedrigeren sozialen Status, bieten wenig Karrierechancen und werden schlecht bezahlt.

Wären die Berufe weniger ausgeprägt nach Geschlecht getrennt, könnten männlich dominierte Wirtschaftszweige, die unter einem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften leiden, sogar profitieren.
(Übertragung aus dem Französischen: Sibilla Bondolfi)  © swissinfo.ch

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