- Die Ermittlungen zum tragischen Seilbahn-Unglück mit 14 Todesopfern laufen auf Hochtouren.
- Mittlerweile wurden weitere Details zum Unglückshergang bekannt.
- Demnach soll sich die Gondel plötzlich rückwärts bewegt haben und anschliessend gegen einen Stützpfeiler geprallt sein.
Einen Tag nach dem tragischen Seilbahn-Absturz am Lago Maggiore laufen die Ermittlungen zu den Unglücksursachen auf Hochtouren. Neben einem Kabelriss müsse auch untersucht werden, warum die Notbremse in der abgestürzten Kabine nicht funktioniert habe, sagte der Regionalleiter der italienischen Bergwacht, Matteo Gasparini, der Zeitung "La Stampa". Bei dem Absturz der Kabine kurz vor dem Gipfel des Bergs Mottarone waren am Sonntag 14 der 15 Insassen ums Leben gekommen. Ein fünfjähriger Junge schwebte am Montag noch in Lebensgefahr.
Die Seilbahn-Kabine war am Sonntagmittag auf der Strecke von dem am See gelegenen Urlaubsort Stresa zum Gipfel des Mottarone etwa 100 Meter vor der Bergstation abgestürzt. Unter den Opfern waren fünf Israelis, darunter auch der fünfjährige Junge und ein zweijähriges Kind. Sie lebten mit ihren Eltern in Italien.
Ob der Fünfjährige überlebt, wird sich nach Angaben von Vertretern des Turiner Krankenhauses, in dem er behandelt wird, in den nächsten beiden Tagen zeigen. Am Sonntag war ein neunjähriger Junge Stunden nach dem Unglück seinen schwersten Verletzungen erlegen.
Gondel bewegte sich plötzlich rückwärts
Nach Angaben der Bürgermeisterin von Stresa, Marcella Severino, bewegte sich die Gondel kurz vor der Endstation plötzlich wieder rückwärts. Medienberichten zufolge wurde sie immer schneller, prallte gegen einen Stützpfeiler, stürzte etwa 15 Meter in die Tiefe und dann noch einen Teil des Abhangs hinunter, bis sie schliesslich gegen einen Baum krachte.
Verkehrsminister Enrico Giovannini versprach bei einem Besuch in Stresa, alles zu tun, um die Ursachen für das tragische Unglück herauszufinden. Es gebe mehrere Aspekte, die "sicherlich geklärt werden", sagte er auf einer kurzen Pressekonferenz. Technische Experten untersuchten bereits die Unglücksstelle. Parallel dazu nahm die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung auf.
Die bei Touristen beliebte Seilbahn verbindet in 20 Minuten Stresa mit dem fast 1500 Meter hohen Mottarone, der einen spektakulären Blick auf den Lago Maggiore und die Alpen bietet. Wegen Wartungsarbeiten war die Seilbahn zwischen 2014 und 2016 geschlossen.
Das tragische Unglück am Pfingstsonntag, kurz nach der Öffnung Italiens für Touristen, löste landesweit Trauer und Entsetzen aus. Staatspräsident Sergio Mattarella und Ministerpräsident Mario Draghi drückten ihren "tiefen Schmerz" über den Verlust der vielen Menschenleben aus. Der Regionalpräsident des Piemont, Alberto Cirio, erklärte, die Tragödie raube allen den Atem.
Auch Heiko Maas spricht sein Beileid aus
Cirios Kollege aus der benachbarten Region Ligurien, Giovanni Toti, sprach von einer Tragödie, die sich genau zu dem Zeitpunkt ereignet habe, an dem Italien das Ende des monatelangen Lockdowns geniesse. EU-Ratspräsident Charles Michel sprach in einer Twitter-Botschaft auf Italienisch den "Familien und Freunden, die bei diesem tragischen Unfall einen geliebten Menschen verloren haben", sein tiefes Beileid aus. Bundesaussenminister
Die Menschen in Stresa versetzte die Tragödie in grosse Aufregung. Luisa Tesserin, eine 27-jährige Studentin aus Genua, die das Wochenende am Lago Maggiore verbringen wollte, war schockiert: "Ich bin mit ein paar Freunden nach Stresa gekommen, um auf den Gipfel des Mottarone zu gehen, weil die Aussicht grossartig ist", erzählte sie AFP. Sie und ihre Freunde hätten die Seilbahn eine Stunde vor dem Unglück genommen. "Als wir hochfuhren, haben wir nichts Seltsames am Kabel bemerkt, alles war normal", sagte sie.
Es ist das schwerste Seilbahnunglück in Italien seit 1988, als ein tieffliegender Jet der US-Luftwaffe das Kabel einer Bahn in Cavalese in der Provinz Trient durchtrennte. Damals starben beim Absturz der Kabine 20 Menschen. Der Chef des Verbraucherschutzverband Codacons, Carlo Rienzi, verwies in einer Erklärung jedoch darauf, dass Italien grundsätzlich ein Problem mit der Sicherheit seiner Verkehrsinfrastruktur habe. (afp/fra) © AFP
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