Das kleine britische Städtchen Whaley Bridge südöstlich von Manchester ist wie ausgestorben. Teile des Ortes seien "wie eine Geisterstadt", berichtet ein Einheimischer der BBC. Grund dafür ist ein Staudamm, der zu brechen droht. Die Anwohner werden evakuiert, Einsatzkräfte arbeiten daran, ein Unglück zu verhindern.
Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit: In dem Städtchen Whaley Bridge im Norden Englands versuchen Einsatzkräfte verzweifelt, das Bersten eines Dammes nach schweren Regenfällen zu verhindern.
Julie Sharman von der zuständigen Binnenwasser-Verwaltung erklärt laut Deutscher Presse-Agentur (dpa), es müsse die Struktur des Bauwerks aus dem 19. Jahrhundert gestützt und der Wasserstand verringert werden, um Druck von der Mauer des Toddbrook Reservoirs zu nehmen.
Keine Entwarnung in Sicht
Zwar sei es gelungen, mit Pumpen die Wassermenge zu verringern. Entwarnung könne aber noch nicht gegeben werden: "Die Situation ist kritisch." Der Pegelstand des Flusses River Goyt könne schnell steigen, sollte Wasser aus dem Staudamm austreten, teilte die Umweltbehörde mit.
"Die Ingenieure sind weiterhin sehr beunruhigt", sagte Feuerwehrchef Terry McDermott, der mit rund 150 Kollegen daran arbeitete, den Pegelstand des Reservoirs mit Hochleistungspumpen zu senken.
Zur Hilfe kam den Einsatzkräften die Royal Air Force: Ein "Chinook"-Lasten-Hubschrauber warf grosse Säcke mit einer Mischung aus Sand, Kies und Schotter ab, um die Mauer des Reservoirs zu stabilisieren und an anderer Stelle Wasserläufe umzuleiten.
Experten befürchteten, dass ein beschädigter Überlauf endgültig einbrechen und "massive Überflutungen" auslösen könne. Immerhin enthalte das um 1830 gebaute Reservoir rund 1,3 Millionen Tonnen Wasser. Die jährliche Inspektion fand nach Angaben der Binnenwasser-Verwaltung im November statt.
Die bangen Blicke in der Kleinstadt südöstlich von Manchester richten sich aber nicht nur auf den beschädigten Damm, sondern auch auf den Himmel: Meteorologen schlossen weiteren Regen - und somit ein mögliches Ansteigen der Wassermassen - nicht aus.
Boris Johnson meldet sich zu Wort
Premierminister Boris Johnson versuchte, den Einwohnern Mut zu machen. "Notfallhelfer, Ingenieure und Angehörige der Royal Air Force arbeiten rund um die Uhr, um den Damm zu reparieren", sagte er.
In der Kleinstadt herrschte dennoch Beunruhigung: "Sollte der Damm brechen, wäre wahrscheinlich der ganze Ort weg", sagte ein Mann der Zeitung "Derbyshire Telegraph". Wie viele der rund 6.500 Einwohner hatten er und seine Frau ihr Haus verlassen müssen - die Behörden hatten unmissverständlich gewarnt, dass Lebensgefahr bestehe.
"Ich lebe hier schon seit 45 Jahren, aber so etwas habe ich noch nie gesehen. Dass wir so in Gefahr geraten könnten, habe ich auch nicht gedacht", sagte eine Frau der Nachrichtenagentur PA.
Viel mehr als warten und zu hoffen, blieb den Einwohnern nach der angeordneten Evakuierung allerdings nicht. Die meisten von ihnen seien in Notunterkünften oder bei Verwandten und Freunden untergekommen, hiess es.
Wegen der Gefahrenlage wurden in der Umgebung auch mehrere Strassen sowie Bahnstrecken gesperrt. "Wir können ihnen derzeit nicht sagen, wann sie in ihre Häuser zurück können", räumte die stellvertretende Polizeichefin der Region, Rachel Swann, ein. (awa/dpa)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.