Beim Spieleentwickler Ubisoft rumort es. Jahrelang sollen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Managern belästigt und schikaniert worden sein. Nun zieht das Unternehmen die Reissleine und entlässt einige Mitarbeiter auf Spitzenpositionen.
Nachdem in den letzten Wochen immer mehr schockierende Details über angeblichen sexuellen Missbrauch und Mobbing beim französischen Gamingriesen Ubisoft bekannt wurden, mussten langjährige Mitarbeiter die Firma verlassen.
Sexismus, Rassimus und Mobbing
In "Bloomberg Businessweek" veröffentlichte der Journalist Jason Schreier einen Enthüllungsreport, für den er mit über 35 Mitarbeitern von Ubisoft gesprochen hat. Von Sexismus, Rassismus und Mobbing ist die Rede.
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen seien von Top-Managern schikaniert und sexuell belästigt worden. Beschwerden bei der Personalabteilung seien ignoriert worden. Die Personalchefin Cécile Cornet räumte mittlerweile ihren Platz, wie das Unternehmen in einer Pressemitteilung Mitte Juli bekanntgab. Auch Yannis Mallat, Managing Director der kanadischen Studios von Ubisoft, trat von seiner Funktion zurück.
Stripclubs, Haschkekse und Demütigungen
Vor allem gegen Kreativchef Serge Hascoët wurden Stimmen laut. Der Freund des Geschäftsführers Yves Guillemot soll Frauen unangemessen berührt und homophobes Verhalten an den Tag gelegt haben. Sexuelle Annäherungsversuche und "Genitalgrabschen" seien mehr als einmal vorgekommen.
Hascoët soll laut dem Enthüllungsbericht regelmässig in Stripclubs eingeladen haben. Ausserdem soll der Manager Haschkekse verteilt haben - ohne die Mitarbeiter über den Inhalt zu informieren.
Zudem wird eine geschmacklose Situation während einer Präsentation einer Entwicklerin geschildert. Als diese den Raum verliess, soll Hascoët ein Musikvideo abgespielt haben, in dem es um sexuelle Handlungen mit einer Frau desselben Vornamens ging. Serge Hascoët habe sein Amt mittlerweile niedergelegt, wie es in der Pressemitteilung heisst.
Weitere Mitarbeiter mussten ihre Koffer packen
Laut "Bloomberg" wurde Ende Juni auch gegen Tommy François und Maxime Béland eine Untersuchung eingeleitet - beide sind freigestellt. Béland soll 2014 eine Angestellte gewürgt und Frauen ungefragt berührt haben. François soll für unerwünschte Massagen und homophobe Kommentare bekannt gewesen sein, wie mehrere Zeugen gegenüber "Bloomberg" aussagten.
Auch PR-Direktor Stone Chin wurde gefeuert, wie er selbst in einer Stellungnahme auf "TwitLonger" am 21. Juli bekannt gab. Der Grund: Sein "passiv-aggressives" Verhalten sowie seine "respektlose Sprache". Er bedauere "die emotionalen Wunden", die er anderen Menschen dadurch zugefügt habe. Vorwürfe bezüglich eines sexuellen Missbrauchs im Jahr 2012 weist er hingegen vehement zurück.
Firmenchef Guillemot kündigt weitere Massnahmen an
Firmenchef Guillemot hat sich mittlerweile zu den Vorwürfen geäussert. In einer öffentlichen Stellungnahme wendet er sich an seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. "Die Situationen, die einige von Ihnen erlebt oder miterlebt haben, sind absolut inakzeptabel. Niemand sollte sich bei der Arbeit jemals belästigt oder respektlos behandelt fühlen", heisst es darin.
Neben den Kündigungen und Untersuchungen setzt Ubisoft auf weitere Massnahmen. In der Stellungnahme kündigt der Chef des Unternehmens an, das Betriebsklima verbessern zu wollen. Unter anderem soll ein neuer Posten im Unternehmen besetzt werden: "Ein Leiter der Abteilung 'Diversität und Inklusion', der direkt an mich berichtet", erklärte Guillemot.
Verwendete Quellen:
- Bloomberg.com: "Ubisoft Family Accused of Mishandling Sexual Misconduct Claims"
- Watson.ch: "Bei Ubisoft ist Feuer im Dach: Recherchen zeigen das ganze Ausmass des Sexismus-Skandals"
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