Ende Dezember fahren die Skidamen zwei Rennen am Zauberberg in Niederösterreich. Das Plakat, mit dem das Event beworben wird, sorgt derzeit in sozialen Medien für Aufregung.
Am 28. und 29. Dezember gastiert der Skizirkus am Semmering in Niederösterreich: Die Rennfahrerinnen tragen am Zauberberg einen Riesenslalom und einen Slalom aus. Ein Event, das sich durchaus zu bewerben lohnt. So weit, so unverfänglich.
In welcher Form die Werbung geschieht, wird derzeit in den sozialen Medien diskutiert.
Das gezeichnete Motiv zeigt eine nackte Frau auf Ski, samt Eule (die waren doch vor kurzem noch cool), einen aufgespiessten Fisch, einen Rehschädel und einen Viertelmond, der besagter Skifahrerin zwischen die Beine scheint.
Das Motiv wurde schon Ende November offiziell vom Land Niederösterreich präsentiert, Landeshauptfrau
Seither hängen die Plakate aus, vor der Freiwilligen Feuerwehr Semmering steht etwa eine Fahne samt Frau und Häschen.
Scharfe Kritik via Social Media
Grünen-Politikerin Faika El-Nagashi machte via Facebook auf die Plakate aufmerksam.
"Mir fehlen die Worte über diesen vor Respektlosigkeit triefenden Sexismus, der es anscheinend an etlichen Entscheidungsträger*innen vorbei geschafft hat, den Blick des Patriarchats und ein darin kultiviertes Bild der Frau wieder wie einen Pflock in die Landschaft zu stellen", schreibt sie.
Es sei "zum Schämen. Ist tatsächlich NIEMAND eingefallen, dass dieses Bild als Motiv für ein Damen-Skirennen ungeeignet sein könnte?", fragt El-Nagashi.
Sportlerinnen seien Profis, Vorbilder, kühn und verwegen - und "NICHT die Lustvorlage der Herren der Schöpfung - auch dann nicht, wenn es ein Künstler gemalt und eine Landeshauptfrau abgesegnet hat!"
Auch Puls4-Infochefin Corinna Milborn griff die Kritik auf: "Was Schirennläuferinnen sind: Extrem mutig. Durchtrainiert bis an die Grenze. Konzentriert. Kämpferinnen mit Biss und Willen zum Sieg. Wie Schirennläuferinnen 2018 auf einem offiziell vom Land Niederösterreich präsentierten Plakat dargestellt werden:"
In einem zweiten Posting merkte Milborn an, dass es nicht darum gehe, wer das Plakat gestaltet habe.
"Künstler sollen machen, was sie wollen, und jeder sich die Kunst aufhängen, die gefällt. Hier geht es nicht um Kunst, sondern um ein Werbeplakat, beauftragt vom Verband und dem Land NÖ, das ist das Problem."
Nackte Skifahrerin - im Jahr von #MeToo
Die Wahl des Motivs mutet im Jahr der #MeToo-Debatte und vor dem Hintergrund des 2017 öffentlich gewordenen Missbrauchsskandals im österreichischen Skisport befremdlich an: So sehen es die meisten Nutzer, die das Motiv durchwegs kritisch kommentieren.
Franz Steiner, der Präsident des WSV Semmering, verwies auf Anfrage des "Standard" auf Stellungnahmen von ÖSV-Generalsekretär Klaus Leistner und Künstler Attersee, die diese an den österreichischen Werberat gerichtet hatten.
"Es lag uns wirklich fern, mit dieser Arbeit eines bedeutenden österreichischen Künstlers die Befindlichkeit von Betrachtern in irgendeiner Weise zu verletzen", schrieb Leistner darin. "Wenn dies unerwartet und unbeabsichtigt eingetreten ist, bedauern wir das aufrichtig."
Attersee erklärte, er habe mit seinem Motiv "die Kraft, Eigenständigkeit und das Selbstbewusstsein der Frauen positiv" zeigen wollen. "Brüste weisen" gelte seit dem Mittelalter als "Ausdruck der Stärke der Frauen gegenüber der kriegerischen Männerwelt". (ank)
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