Es ist eine Mehrfach-Premiere auf dem Münchner Nockherberg: Der Kabarettist Maxi Schafroth hält erstmals die Fastenpredigt. Markus Söder sitzt erstmals als Ministerpräsident im Publikum. Und im Singspiel kehrt Vorgänger Seehofer als "unsichtbarer Horst" zurück.

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Neue Zeiten auf dem Münchner Nockherberg. Alles ist anders. Ein gewandelter Markus Söder hat den Höhepunkt seiner Karriere erreicht. Und Horst Seehofers Zeit ist endgültig vorbei. Als "verlorene Seele der CSU" geistert der ehemalige bayerische Ministerpräsident durch einen verwahrlosten Wellnessbereich im Keller unter der Staatskanzlei. "Alle behandeln sie mich wie Luft", stellt sein Double irgendwann fest. "Ich bin unsichtbar geworden."

Im Singspiel, zweiter Teil beim Starkbieranstich auf dem Nockherberg, blicken die Autoren Stefan Betz und Richard Oehmann zurück auf die Machtkämpfe in der CSU - und nehmen hintersinnig Politiker aus Regierung und Opposition aufs Korn. "Markus Söder hat sich das Ego verkleinern lassen", sagt etwa Söder-Double Stephan Zinner. "Ein Teil des Egos ist operativ entfernt worden. Das war schon ein grösserer Eingriff. Das hat ja schon gewuchert, teilweise sogar bösartig."

Irgendwann wird klar: Ein "kleines Dusel", eifrig gefüttert mit Glückskeksen, hat Söder an die Macht gebracht. "Du hast das jämmerlichste Wahlergebnis seit 60 Jahren, und trotzdem sitzt du jetzt so unangefochten im Sattel. Was ist dein Geheimnis?", hatte Söders Regierungspartner Hubert Aiwanger (Florian Fischer) vorher gefragt.

"Die CSU ist jetzt grün"

Mit dabei sind auch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (Stefan Murr) und Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze (Sina Reiss). "Nach der nächsten Landtagswahl bin ich da oben - und zwar als Ministerpräsidentin", ruft Schulze. Bundeskanzlerin Angela Merkel telefoniert ("Annegret - du kannst Kanzlerin. Ich hab doch auch kein Charisma").

Es geht teilweise wild durcheinander im Singspiel. Das ist aber nicht das einzige, was Söder & Co. an diesem Dienstagabend über sich ergehen lassen müssen. Zu Beginn hatte der Kabarettist Maxi Schafroth der Polit-Prominenz die Leviten gelesen.

Vor allem auf die CSU, auf Söder oder Innenminister Joachim Herrmann, hat es Schafroth in seiner Fastenrede abgesehen. Über die CSU lästert er, die sei jetzt grün, sozial, dynamisch. Das erinnere ihn "an unsere alte Dorfwirtschaft. Die haben auch kurz vor der Insolvenz noch einmal eine dicke Speisekarte gedruckt." Und er wird noch kritischer: "Ich hab mal ministriert. Und wenn die CSU behauptet, sie wäre eine christliche Partei, dann könnte ich als Ex-Ministrant auch behaupten, dass ich ein Allgäuer Schweigemönch bin." Herrmann sei "der Katholik mit der Lizenz zum Abschieben". Der glaube zwar an Nächstenliebe, aber nur mit Pass. "No Passport, no Nächstenliebe."

"Rotbackertes Kachelofenkind"

Bayerns Wirtschaftsminister Aiwanger nennt Schafroth ein "rotbackertes Kachelofenkind" und spottet: "Natürlich hat man Angst vor Elektroautos und Stromtrassen, wenn man als Kind mal übern elektrischen Weidezaun gebieselt hat." Zu Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU) sagt er: "So kindlich jung. Wenn ich du wär, würd ich schauen, dass ich nach dem Gottesdienst schnell aus der Kirch raus komm." Zu Grünen-Fraktionschefin Schulze: "diese Schülersprecher-Power". Und über die ehemalige Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) lästert er: "Dass ihr die Stamm aus dem Sitzungssaal rausgekriegt habt, das war logistisch ja ein Industrieanlagen-Rückbau." Stamm sei dort verwachsen gewesen. "Man wusste gar nicht mehr, wo hört der Stuhl auf, wo fängt die Stamm an."

Zum Schluss - es wird wieder politisch - singen Schafroth und ein Mini-Männerchor ein Gstanzl. "Mein Bayernland", singen sie. "Oh Libertas - oh Schengen-Aus, ein Stau bis hinter Salzburg naus."

Schafroth bekommt viel Applaus. Söder nennt dessen Rede grossartig, witzig, fair und "wirklich extrem unterhaltsam". Schafroth habe "wirklich gute Treffer gelandet". Aiwanger sagt: "Ich bin oft drangekommen, das war ganz zufriedenstellend." Er und viele andere sind der Höchststrafe entgangen: Sie sind immerhin erwähnt worden.

(dpa/fra)

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