Angesichts eines schönen Sommers erwarten die Verkäufer von Drohnen in der Schweiz höhere Umsätze. Da deren Bedienung immer einfacher wird, stellen sich immer mehr gesellschaftliche und sicherheitsrelevante Fragen. Doch die Gesetzgebung hinkt der Entwicklung hinterher.
"Sonnig und trocken bedeutet mehr Umsatz", sagte Alex Hämmerli, Sprecher des grössten Schweizer Onlinehändlers Digitec Galaxus, kürzlich gegenüber der Nachrichtenagentur SDA. 80 Prozent der Käufer von Drohnen seien Männer. "2016 sind die Drohnen-Verkäufe um knapp 90 Prozent gewachsen", präzisierte Hämmerli.
Bereits zähle die Schweiz einige Hunderttausend Drohnen, schätzt Antonello Laveglia, Sprecher des Bundesamts für Zivilluftfahrt (BAZL).
Im Gegensatz zu bisherigen Modellflugzeugen ist zur Steuerung einer Drohne sehr wenig Fachwissen nötig, denn Sensoren stabilisieren die Flugbewegungen, weichen bestimmten Hindernissen aus und fliegen, wenn gewünscht, sogar automatisch eine programmierte Flugroute ab. Und vor allem: Die meisten Drohnen verfügen über eine Kamera oder lassen eine solche mit wenigen Handgriffen installieren.
"Die Drohne gehört zu den so genannten 'Dual-Use-Technologien' (zivil wie auch militärisch einsetzbare Technologien, N.d.R.). In der Freizeitnutzung erlaubt sie nie gesehene Ansichten aus der Vogelperspektive für alle und damit das Teilen starker Emotionen. Sie ermöglicht uns auch, über unsere physischen Möglichkeiten hinaus zu gehen", sagt Stéphane Koch, Experte für neue Technologien. "Allerdings bringen diese fliegenden Kameras auch neue Formen der Nähe hervor, mit dem Risiko, in einen Raum einzudringen, den man bisher als privat betrachtete."
"Eine Frage der Zeit"
Und dann besteht auch das Risiko von schweren Unfällen. Anfang Mai kollidierte eine Drohne fast mit einem Swiss-Airbus A330, der sich im Anflug auf den Zürcher Flughafen befand.
Ereignisse wie dieses haben sich laut der SDA im Schweizer Himmel seit 2014 vervielfacht: von fünf Zwischenfällen 2010 auf etwa 30 letztes Jahr. Für die Schweizerische Sicherheits-Untersuchungsstelle (SUST) ist es nur "eine Frage der Zeit", bis es zu einer ersten Kollision zwischen einer Drohne und einem Linienflugzeug kommt.
Immerhin gebe es einige Regeln für das Fliegen von Drohnen, erklärt BAZL-Sprecher Laveglia:
- Immer in Sichtkontakt mit der Drohne bleiben.
- Nicht in die eingeschränkten Lufträume für Drohnen fliegen (5 km rund um Flughäfen und -plätze).
- Nicht tiefer als 100 m über Menschen fliegen.
- Die Privatsphäre anderer respektieren.
"Aber natürlich können wir nicht alle Drohnenpiloten kontrollieren", ergänzt Laveglia. Er erinnert daran, dass Drohnen auch in mehreren Wirtschaftsbereichen eingesetzt werden.
Man muss Nutzer sensibilisieren
Das Schweizerische Parlament ist der Meinung, dass die gegenwärtige Gesetzgebung genügt, denn diese sehe bereits Strafsanktionen bei Regelverstössen vor.
Um zu detaillierte Gesetze zu vermeiden, empfiehlt Technologie-Experte Koch, die Nutzer zu sensibilisieren. Da bestehe es noch eine grosse Lücke, sagt er: "Man muss die oft schriftlichen Informationen wirklich suchen, und das in einer überinformierten Gesellschaft mit einer geringen Aufmerksamkeitsspanne."
Momentan hat das BAZL ein erstes Sensibilisierungs-Video ins Netz gestellt:
Dessen Sprecher Laveglia zählt auch darauf, dass die Verkäufer die nötigen Informationen mitliefern. Allerdings bereiten ihm die Online-Verkäufe etwas Unbehagen.
Koch hat einige Online-Verkaufsstellen geprüft und festgestellt, dass die Nutzungsbedingungen gar nicht oder nur versteckt zu finden sind. Deshalb empfiehlt er, die Drohnenpiloten über eine einfache und interaktive Kommunikation in Form eines Fernkurses (MOOC) oder eines Spiels zu informieren: "Ein solcher Zugang ist viel besser dazu geeignet, sich in die Situation zu versetzen, als ein Reglement."
(Übertragen aus dem Französischen: Christian Raaflaub)
© swissinfo.ch
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.