Plötzlich war der Strom weg: Millionen Menschen auf der Iberischen Halbinsel sind von einem massiven Blackout betroffen. Zur Ursache ist wenig bekannt – und Madrids Bürgermeister wendet sich mit einem Appell an die Bevölkerung.
Ein massiver Stromausfall hat die Iberische Halbinsel am Montagmittag erfasst. Betroffen waren weite Teile Spaniens und Portugals auf dem Festland. Auch aus Frankreich wurden teilweise Stromausfälle gemeldet.
Die Wiederherstellung der Versorgung schreitet in verschiedenen Gebieten Spaniens mittlerweile voran. In Katalonien, Aragonien, dem Baskenland, Galicien, Asturien, Navarra, Kastilien und Leon, Extremadura und Andalusien sei die Stromversorgung wiederhergestellt, meldete der spanische Stromnetzbetreiber Red Eléctrica auf der Plattform X. Bereits zuvor teilte der Betreiber mit, dass die Versorgung inzwischen in mehreren Gebieten im Norden, Süden und Westen der Halbinsel wieder gesichert sei.
Die komplette Wiederherstellung der Stromversorgung im spanischen Stromnetz könnte allerdings noch zwischen sechs und zehn Stunden dauern, zitierte die spanische Zeitung "El País" einen Sprecher des Stromnetzbetreibers Red Electrica. Nach der Ursache werde gesucht. Nach Angaben von EU-Ratspräsident António Costa gibt es derzeit keinen Hinweis auf einen Cyberangriff.
Madrids Bürgermeister appelliert an Bevölkerung
In einem in sozialen Medien verbreiteten Video appellierte José Luis Martínez-Almeida, Bürgermeister von Madrid, an die Bevölkerung, wenn möglich dort zu bleiben, wo man sich gerade befinde.
"Ich bitte alle Einwohner von Madrid, ihre Bewegungen auf ein absolutes Minimum zu begrenzen und, wenn möglich, zu bleiben, wo man ist. Wir wollen alle Strassen freihalten", sagte Martínez-Almeida.
Reporterinnen und Reporter der Deutschen Presse-Agentur meldeten sowohl aus Madrid als auch aus Barcelona, dass es am Montagmittag keinen Strom gab. Im ganzen Land seien der Betrieb der Infrastruktur und des Mobilfunks sowie der Verkehr beeinträchtigt, schrieb die spanische Zeitung "El País": Ampeln und Aufzüge an Bahnhöfen, in Flughäfen und in anderen Gebäuden seien ausgefallen.
Dank des Einsatzes von Generatoren waren die Krankenhäuser nach Angaben von Spaniens Gesundheitsministerium nicht betroffen.
Das Masters-1000-Tennisturnier in Madrid musste allerdings unterbrochen werden.

Züge stehen, Ampeln ausgefallen
Der Verkehr und Transport auf der südeuropäischen Halbinsel war in weiten Teilen gestört. Mittel- und Langstreckenzüge fahren wegen des landesweiten Stromausfalls in Spanien weiterhin nicht, obwohl die Stromversorgung mittlerweile in manchen Regionen wieder funktioniert. "Eine Wiederaufnahme des Mittel- und Fernverkehrs ist derzeit nicht absehbar", teilte der spanische Verkehrsminister Óscar Puente auf der Plattform X mit. Reisende müssten vorerst auf ihre Fahrten verzichten, so Puente.
Auch Spaniens Flughafenbetreiber Aena meldete "Zwischenfälle" wegen des Blackouts. Notfallgeneratoren seien aktiv. Passagiere sollten sich mit Fragen an ihre jeweilige Fluggesellschaft wenden, da es möglicherweise Probleme bei der Weiterreise am Boden gebe.
In Madrid und Barcelona rannten viele Menschen auf die Strassen und reckten auf der Suche nach Empfang ihre Handys in die Luft. Polizisten versuchten den Verkehr zu regeln, Autos waren zum Langsamfahren gezwungen. Internet-Netzwerke funktionierten nicht mehr.
Die spanische Strassenbehörde DGT rief Autofahrer auf, sich nicht auf die Strassen zu begeben. In sozialen Medien wurden Fotos und Videos von stillstehenden U-Bahnen geteilt.
Andere zeigten, wie Menschen mithilfe von Handytaschenlampen im Supermarkt einkaufen.
Kanaren und Balearen nicht betroffen
Der spanischen Zeitung "El País" zufolge beschränkte sich der massive Blackout auf das Festland. Demnach berichteten Reporter, dass die zum Land gehörenden Inselgruppen Kanaren und Balearen nicht betroffen seien.
Auch das Nachbarland Portugal erlebte einen weitreichenden Blackout, vom Norden bis in den Süden des Landes, berichtete der Sender RTP.
Im in den Pyrenäen gelegenen Kleinstaat Andorra dauerte der Stromausfall dagegen nur wenige Sekunden, meldete dessen Energieversorger FEDA auf X. Der Ausfall sei auf spanischer Seite verursacht worden und die Elektrizität dank der "automatischen Wiederverbindung mit der aus Frankreich kommenden Leitung" umgehend wiederhergestellt worden.
Auch Frankreich war zwischenzeitlich vom Blackout betroffen. Der Stromnetzbetreiber RTE schrieb, dass Haushalte im französischen Teil des Baskenlandes einige Minuten lang ohne Strom waren. Die Versorgung sei aber wiederhergestellt worden.

Costa sieht "keine Hinweise auf Cyberangriff"
EU-Ratspräsident António Costa sieht im Zusammenhang mit dem massiven Stromausfall in Spanien, Portugal und Teilen Südfrankreichs derzeit keinen Zusammenhang mit einem möglichen Cyberangriff.
"Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine Hinweise auf einen Cyberangriff", erklärte Costa am Montag im Onlinedienst X. Er stehe im Kontakt mit den Regierungschefs in Spanien und Portugal, Pedro Sanchez und Luís Montenegro.
"Die Netzbetreiber in beiden Ländern suchen nach der Ursache und arbeiten an der Wiederherstellung der Stromversorgung", teilte der aus Portugal stammende Costa weiter mit.
Die EU-Kommission steht wegen des grossflächigen Stromausfalls im Austausch mit nationalen Behörden. "Die Kommission wird die Situation weiter beobachten und dafür sorgen, dass ein reibungsloser Informationsaustausch zwischen allen Beteiligten stattfindet", teilte die Behörde in Brüssel mit.
Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schrieb auf X, dass sie mit Spaniens Ministerpräsidenten Pedro Sánchez telefoniert und bekräftigt habe, dass die EU-Kommission helfen werde. Man habe vereinbart, in engem Kontakt zu bleiben. (dpa/afp/bearbeitet von fte)