Die spanische Weihnachtslotterie ist in ihrer Art einzigartig, heute schüttet sie abermals ihre Gewinne von insgesamt 2,2 Milliarden Euro aus. Weil es neben den Hauptgewinnen auch noch zahlreiche kleinere Gewinne gibt, dauert die Prozedur der Ziehung mehr als drei Stunden. Wir haben weitere kuriose Fakten gesammelt.
Die spanische Weihnachtslotterie ist eine der bekanntesten Lotterien, sie findet jedes Jahr am Vormittag des 22. Dezembers statt. Gemessen an ihrer ausgespielten Gesamtsumme ist sie die grösste Lotterie weltweit: In diesem Jahr werden die Gewinne auf eine Höhe von 2,2 Milliarden Euro beziffert, was immerhin 70 Prozent der Einsätze entspricht.
Zugleich ist die Lotterie auch die älteste der Welt: Eingeführt wurde sie von König Karl III. im 18. Jahrhundert.
Mehr als 11.000 Preise werden verlost
Das besondere: Die Gewinnchancen sind mit über 15 Prozent extrem hoch! Rein rechnerisch gewinnt jedes sechste Los.
Und gerade weil die Gewinnchancen so verlockend hoch sind, ist die spanische Tradition inzwischen weit über die Landesgrenzen verbreitet. Auch Deutsche hatten in diesem Jahr die Chance, sich über das Internet eines der begehrten Lose zu besorgen.
Die Ermittlung der Gewinnzahlen findet in Madrid statt und wird heute live im Fernsehen übertragen. Die Übertragung dauert ungefähr 3,5 Stunden und erreicht Einschaltquoten von rund 50 Prozent.
Höhepunkt der Ausschüttung ist die Bekanntgabe der Gewinnzahlen des Hauptpreises, dem sogenannten "El Gordo", der von der ersten bis zur letzten Minute gezogen werden kann.
Übersetzt bedeuten die Worte "El Gordo" übrigens "Der Dicke". Und weil so vieles an dem Glücksspiel Legende ist, so rankt sich auch um den Titel eine Geschichte. So habe für eine der ersten Lotterien eine kleine, rundliche Figur für den Kauf von Losen geworben. Dieser "Glückszwerg" war, wie die Zeitung "ABC" berichtete, der ursprüngliche Namensgeber des Dicken.
Doch nicht nur der Hauptgewinn ist bei der Weihnachtslotterie attraktiv: 1.794 mal werden 1.000 Euro verlost, dazu kommen 10.000 Extrapreise zwischen 200 und 40.000 Euro.
Und weil die Verkaufsstellen meist sehr viele Zehntellose derselben Nummer verkaufen, teilen sich häufig Familien, Freunde, ganze Dörfer oder Firmenbelegschaften den Gewinn. Dieser kann pro Kopf schnell mal im sechsstelligen Bereich sein.
Bereits ab Mitte Juli sind die Lose erhältlich
So gewann im Jahr 2011 beispielsweise gleich eine ganze Region bei der spanischen Weihnachtslotterie, wobei das Dorf Sodeto besonders profitierte: Bis auf eine Person hatten alle Bewohner mindestens ein Los gekauft, auf das jeweils ein Gewinn von 50.000 Euro entfiel. Insgesamt gewannen die Bewohner in der Region 120 Millionen Euro.
Fernsehberichten zufolge führen die hohen Gewinne einzelner Regionen bisweilen zu einem drastischen Anstieg der lokalen Immobilienpreise.
In ihrem System basiert die Weihnachtslotterie auf Losen mit fünfstelligen Nummern. Ein ganzes Los kostet 200 Euro, allerdings kann es durch Perforierungen im Papier in zehn Zehntellose zu je 20 Euro aufgeteilt werden. Dies ist die üblichste Verkaufseinheit.
Die Lose können nur an offiziellen Verkaufsstellen erworben werden, von denen es in Spanien etwa 10.500 gibt. Erhältlich sind die Lose bereits ab Mitte Juli.
Die Anzahl der Preise pro Los ist festgesetzt, weshalb bei weniger verkauften Losen auch weniger Preise ausgeschüttet werden.
Die Gewinnerzahlen werden von zwei Schülern einer Madrider Schule vorgesungen - seit der Umstellung auf den Euro mit einer Zeitersparnis von neun Minuten. Weil nämlich in der untersten Gewinnklasse zuvor 1.774 Mal 150.000 Peseten, also "ciento cincuenta mil pesetas", gezogen wurden, werden heute 1.000 Euro, also "mil euros" verlost - und das spricht sich schlichtweg einfach schneller.
Der Rekordverkauf von Losen wurde im Jahr 2008 mit 2,75 Milliarden Euro erreicht, danach brach er in Folge der Wirtschaftskrise ein. Zuletzt investierte jeder Spanier im Schnitt 60 Euro für die Lose.
Eigentlicher Hauptgewinner der Lotterie aber ist der Staat, er profitiert gleich dreifach. So fliessen etwa 25 Prozent der Einnahmen in die Staatskasse, ausserdem müssen Gewinne über 2.500 Euro seit dem vergangenen Jahr mit 20 Prozent versteuert werden. Und: Gewinne, die auf nicht verkaufte Lose entfallen, gehen direkt an das Finanzamt.
Eine Besonderheit in der Lotterietradition stellt der Ort Sort in Katalonien dar, dessen Name übersetzt "Glück" bedeutet. Jedes Jahr kommen unzählige Touristen aus ganz Spanien dorthin, um sich Lose für das Glücksspiel zu kaufen. Weil überdurchschnittlich viele hier ihr Los kaufen, gibt es auch überdurchschnittlich viele Gewinner: in einem Zeitraum von zehn Jahren nämlich fünf Hauptgewinner. Die Verkaufsstelle von Sort ist die mit Abstand umsatzstärkste des Landes.
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