Ein Redakteur beim "Spiegel" soll Geschichten und Protagonisten frei erfunden haben. Dies deckte das Nachrichtenmagazin selbst auf.
Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" hat einen Betrugsfall im eigenen Haus aufgedeckt. Ein Redakteur habe in "grossem Umfang seine eigenen Geschichten gefälscht und Protagonisten erfunden", heisst es in einem auf Spiegel Online am Mittwoch veröffentlichten Bericht. Aufgedeckt worden sei der Fall nach internen Hinweisen und eigenen Recherchen. Der Redakteur hat die Vorwürfe laut "Spiegel" eingeräumt. Er habe sein Büro am Sonntag ausgeräumt und seinen Vertrag am Montag gekündigt.
Der Journalist schrieb erst als freier Mitarbeiter für den "Spiegel", seit anderthalb Jahren war er als Redakteur fest angestellt. Von ihm sind dem "Spiegel" zufolge seit 2011 knapp 60 Texte im Heft und bei Spiegel Online erschienen.
"Der Spiegel": Mindestens 14 Geschichten betroffen
Erste Verdachtsmomente hatte es laut "Spiegel" nach einem im November 2018 veröffentlichten Text gegeben. Der Journalist habe in mehreren Fällen eingeräumt, Geschichten erfunden oder Fakten verzerrt zu haben. Seinen eigenen Angaben zufolge sind mindestens 14 Geschichten betroffen und zumindest in Teilen gefälscht.
Ein Reporterkollege, der eine Geschichte zusammen mit dem Redakteur recherchiert habe, sei misstrauisch geworden und habe Bedenken geäussert, schreibt der "Spiegel". Ihm sei es gelungen, Material gegen den Kollegen zu sammeln.
Nach anfänglichem Leugnen, so Spiegel Online weiter, habe der Journalist eingeräumt, dass er viele Passagen nicht nur in dem einen Text, sondern auch in anderen erfunden habe. Auch sei er Protagonisten, die er in seinen Storys zitiert habe, nicht begegnet.
Vor seiner Zeit beim "Spiegel" hatte der Journalist für mehrere andere Medien gearbeitet und auch einige Auszeichnungen erhalten.
Die Leitung des "Spiegel" will eine Kommission aus internen und externen Experten einsetzen. Sie sollen den Hinweisen auf Fälschungen nachgehen. Die Ergebnisse sollen öffentlich dokumentiert werden, "um die Vorgänge aufzuklären und um Wiederholungsfälle zu vermeiden", wie es auf Spiegel Online heisst. "Ausschliessen lassen sie sich, auch bei bestem Willen, nicht." © dpa
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