Im Oktober fällt der Polizei in Berlin-Neukölln ein Mann auf – als er flieht, lässt er Sprengstoff zurück. Aktuelle Erkenntnisse legen nun nahe, dass der Mann bei einer Explosion verstarb.

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Der Mann, der Ende Oktober mit hochexplosivem Sprengstoff in Berlin-Neukölln unterwegs war, ist vermutlich tot. Davon gehen Polizei und Staatsanwaltschaft in Berlin aus. Der 34-Jährige sei nach ersten Anhaltspunkten bei einem Unfall mit Sprengstoff am 24. November in Niedersachsen gestorben, teilte ein Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft mit. Dies hätten unter anderem DNA-Untersuchungen ergeben.

Nach Polizei-Einsatz wegen Sprengstoff in Berlin-Neukölln
Im Park Thomashöhe haben Experten Sprengstoff gesprengt. © Christoph Soeder/dpa

Nach dpa-Informationen kennt die Polizei den Mann und einen möglichen Begleiter im Zusammenhang mit der Sprengung von Geldautomaten. Der in Neukölln gefundene Sprengstoff wird auch für solche Taten verwendet.

"Es liegen Anhaltspunkte dafür vor, dass es sich bei dem Verstorbenen um den 34-Jährigen handelt", erklärte die Staatsanwaltschaft am Freitag. Das Ergebnis der zur eindeutigen Identifizierung nötigen DNA-Begutachtung liege noch nicht vor. Nach einem zweiten Mann wird noch gefahndet.

In der Nacht vom 23. auf den 24. November sei es gegen 2:15 Uhr in einem Mietshaus in der Stadt Lohne zwischen Bremen und Bielefeld zu einer Explosion und einem Brand gekommen. In der Wohnung wurde ein "bis zur Unkenntlichkeit verbrannter Leichnam aufgefunden". Die Ermittlungen zu der Brand- und Explosionsursache führt die Staatsanwaltschaft Oldenburg.

Beutel mit Sprengstoff zurückgelassen

Am 30. Oktober hatten Bundespolizisten am Berliner S-Bahnhof Neukölln einen Mann kontrolliert. Dieser riss sich los und liess eine Tasche mit Sprengstoff zurück. In dem Beutel habe sich unter anderem "ein mit Klebeband umwickeltes Päckchen" befunden, hiess es. Dies sei als Sprengstoff identifiziert worden. Der Sprengsatz wurde nach Polizeiangaben später in einem nahegelegenen Park vom Entschärfungsdienst der Bundespolizei gesprengt.

Laut Staatsanwaltschaft handelt es sich bei der Substanz um Triacetontriperoxid (TATP), das unter anderem bei Terroranschlägen in Paris und Brüssel verwendet wurde, aber seit einiger Zeit auch für die Zerstörung der Geldautomaten eingesetzt wird. Hinweise auf einen geplanten Terroranschlag gibt es laut Ermittlungsbehörden im Neuköllner Fall nicht.

Bundesweit 461 Sprengungen von Geldautomaten

In ganz Deutschland gibt es rund 50.000 Geldautomaten, wie der Gesamtverband der Versicherer kürzlich mitteilte. 2023 registrierte die Polizei 461 Fälle von erfolgreichen und versuchten Sprengungen. Knapp 30 Millionen Euro wurden laut Bundeskriminalamt (BKA) dabei erbeutet. Die durchschnittliche Beutesumme pro Fall betrug rund 103.000 Euro. Der Schaden durch Zerstörungen an Gebäuden war meist zwei- oder dreimal so hoch.

Besonders häufig kommt es in Nordrhein-Westfalen zu Sprengungen (2023: 153; 2022: 182). Laut Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) ist jedoch eine Verlagerung von West- nach Ostdeutschland zu beobachten. "Auch in Berlin ist die Zahl der Sprengungen deutlich angestiegen: Gab es 2020 vier Sprengungen, waren es 2023 schon 24 - und in diesem Jahr bisher 39, davon 14 mit Erfolg."

Innensenatorin fordert bessern Schutz von Banken

Durch die zunehmende Gefährlichkeit von Sprengstoffen werde die Sicherheit der Bürger massiv gefährdet, so die Senatorin. "Es ist nicht hinnehmbar, dass Kriminelle wiederholt mit brachialer Gewalt vorgehen und dabei teils immense Gefahren für Anwohnerinnen und Anwohner schaffen."

Spranger forderte die Banken zu besserem Schutz auf. "Die Banken tragen eine besondere Verantwortung, ihre Infrastruktur so zu sichern, dass diese Taten erschwert oder verhindert werden können." Möglich seien verstärkte Gehäuse, Farbpatronen, die Geldscheine unbrauchbar machen, oder die gezielte Verlagerung von Automaten an weniger gefährdete Standorte. (dpa/bearbeitet von phs/lag)

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