Aufgrund der steigenden Coronavirus-Fallzahlen fordert der Bund die Kantone zum Handeln auf. Ein Gesundheitsökonom warnt davor, dass die Schweiz in einen erneuten Lockdown geraten könnte.

Mehr aktuelle News finden Sie hier

Pascal Strupler, Direktor des Bundesamts für Gesundheit (BAG), hat am Donnerstag eine mögliche Ausweitung der Maskenpflicht in der Schweiz ins Spiel gebracht. Die steigenden Fallzahlen von Corona-Infizierten müssten wieder sinken, sagte Strupler.

Struplers Empfehlungen lauten: eine Maskenpflicht in allen Läden, maximal 100 Personen in Clubs und die Erfassung von Gästedaten in Restaurants. Nun sind die Kantone am Zug. Der Appell des Bundes kommt für Gesundheitsökonom Willy Oggier zu spät, wie er im Gespräch mit "20min.ch" sagt. "Die Fallzahlen hinken den Ansteckungen immer hinterher. Wenn wir nicht die Schraube anziehen, laufen wir Gefahr, in einen erneuten Lockdown zu geraten."

Systemversagen in der Schweiz?

In der Pandemie zeige sich ein Systemversagen in der Schweiz. Denn: Die Kantonsregierungen seien vom Volk gewählt. "Darum zaudern sie bei unpopulären Entscheiden, weil sie die Wiederwahl im Hinterkopf haben."

Den Kantonsregierungen falle es darum auch schwer, Öffnungen rückgängig zu machen. Der Druck der Wirtschaft sei gross. "Einige Kantone haben nicht verstanden, dass die volkswirtschaftlichen Schäden bei einem erneuten Lockdown noch viel grösser wären", sagt Oggier.

Ist eine erweiterte Maskenpflicht sinnvoll?

Die Forderungen des BAG seien noch "brav", andere Länder hätten die erweiterte Maskenpflicht schon längst eingeführt. "Ringen sich die Kantone nicht bald zum Handeln durch, wird der Bundesrat wieder eingreifen und die ausserordentliche Lage ausrufen müssen", prophezeit der Gesundheitsökonom.

Ähnlicher Meinung ist auch der Tessiner Infektiologe Christian Garzoni. "Die Masken und die Obergrenze in Clubs haben praktisch keine Nebenwirkungen und sind überfällig", sagt er.

Laut Marcel Tanner, Epidemiologe der wissenschaftlichen COVID-Taskforce des Bundes, sei nun schnelles Handeln erforderlich. "Jetzt ist sicher Pragmatismus gefragt. Alle sitzen im gleichen Boot. Lösungen sollen nicht in einer Woche, sondern schon morgen umgesetzt werden", fordert er.

Seiner Meinung nach sollten Grossverteiler für die Kunden sofort eine Maskenpflicht einführen. Diese gingen dann "mit gutem Beispiel voran" und andere Länder würden "bestimmt automatisch nachziehen". Eine Maskenpflicht sei auch an anderen öffentlichen Orten wie in Bahnhofshallen sinnvoll.  © 1&1 Mail & Media/spot on news

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.