• Wie konnte so etwas passieren? Hollywood-Star Alec Baldwin feuert beim Dreh mit einer Requisitenwaffe - die Kamerafrau stirbt, der Regisseur wird verletzt.
  • Nun hat sich der Schauspieler zu Wort gemeldet und spricht von "tiefem Bedauern und Entsetzen".
  • Vieles ist allerdings noch unklar - und es werden Erinnerungen an einen Fall vor fast 30 Jahren wach.
  • UPDATE: Die Polizei ermittelt, wie der Schauspieler mit einer Requisitenwaffe den tödlichen Schuss abfeuern konnte, und durchsucht das Filmset.

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Bei Filmarbeiten in den USA ist es zu einem fatalem Unfall gekommen: Hollywood-Star Alec Baldwin hat beim Dreh eines Westerns mit einer Requisitenwaffe geschossen und dabei zwei Menschen getroffen. Die 42-jährige Kamerafrau Halyna Hutchins wurde dabei tödlich verletzt, hiess es am Donnerstagabend (Ortszeit) in einer Mitteilung der Polizei von Santa Fe im Bundesstaat New Mexico. Regisseur Joel Souza (48) kam mit einer Schulterverletzung in ein Krankenhaus. Er konnte aber später entlassen werden, wie US-Medien berichteten.

"Es bricht mir das Herz", schrieb Baldwin am Freitag auf Twitter. "Es gibt keine Worte, um den Schock und die Trauer auszudrücken angesichts des tragischen Unfalls, der das Leben von Halyna Hutchins beendet hat - Ehefrau, Mutter und zutiefst bewunderte Kollegin von uns. Ich kooperiere vollkommen mit der polizeilichen Untersuchung, um herauszufinden, wie diese Tragödie geschehen konnte. Und ich stehe in Kontakt mit ihrem Ehemann, um ihm und seiner Familie meine Unterstützung anzubieten."

Der Schauspieler wurde bereits von der Polizei befragt. "Er hat Erklärungen abgegeben und die Fragen (der Ermittler) beantwortet", sagte der Sprecher des Sheriffs von Santa Fe, Juan Rios, der Nachrichtenagentur AFP. "Er kam freiwillig und verliess das Gebäude, nachdem er seine Befragung beendet hatte. Es wurde keine Anklage erhoben und es gab keine Festnahmen."

Wie kam es zu dem tödlichen Schuss?

Die Zeitung "Santa Fe New Mexican" veröffentlichte Bilder eines schockiert wirkenden Baldwin auf dem Parkplatz des Sheriffs. Die Zeitung berichtete, ihr Reporter habe den Schauspieler in Tränen aufgelöst gesehen.

Derweil gibt der tödliche Schuss weiter Rätsel auf. Zu den genauen Umständen des Vorfalls im US-Bundesstaat New Mexico und dem fatalen Projektil gebe es noch immer offene Fragen, teilte die Polizei am Freitagabend (Ortszeit) der Deutschen Presse-Agentur mit. Die Ermittler hätten den Drehort durchsucht. Laut AFP beschlagnahmten sie neben der Waffe und den Patronenhülsen auch die Kleidung, die Baldwin zum Zeitpunkt des Unfalls getragen hatte. Die Ermittler befragten nach Angaben des Sheriff-Büros auch Augenzeugen. Zudem werde die Waffe untersucht und auf welche Weise das Geschoss abgefeuert worden sei.

Die "New York Times" zitierte aus einem Polizeibericht, dass ein Regieassistent auf dem Set des Westerns "Rust" eine sogenannte Prop-Waffe mit dem Hinweis an Baldwin übergeben habe, sie enthalte keine scharfe Munition. Doch als der Schauspieler die Waffe am Donnerstag abfeuerte, kam es zur Tragödie. Strafrechtliche Vorwürfe gegen Baldwin wurden laut Polizei bislang nicht erhoben. Der Dreh wurde bis auf Weiteres eingestellt.

"Die gesamte Besetzung und die Crew sind von der heutigen Tragödie zutiefst erschüttert", teilte die Produktionsfirma Medienberichten zufolge mit. Zudem sicherte sie zu, "voll und ganz mit der Polizei von Santa Fe zu kooperieren".

Ähnlich äusserte sich die International Cinematographers Guild (ICG), die unter anderem Kameraleute vertritt und sich für eine vollständige Aufklärung aussprach. Noch seien die Details unklar. "Wir unterstützen eine vollständige Untersuchung dieses tragischen Ereignisses", hiess es laut Medien in dem Statement weiter. Hutchins Tod sei ein schrecklicher Verlust.

Schon vor Unfall klagten Mitarbeiter über mangelnde Sicherheitsvorkehrungen

Die Dreharbeiten zu dem Low-Budget-Western "Rust", bei dem Baldwin auch als Produzent mitwirkte, hatten Anfang Oktober auf der Bonanza Creek Ranch begonnen. Auf dem Gelände nahe einer früheren Goldgräberstadt in der Wüste New Mexicos wurden bereits zahlreiche Filme produziert.

Laut einem Bericht der "Los Angeles Times" vom Freitag sollen sich Mitarbeiter am Set über mangelnde Sicherheitsvorkehrungen und schlechte Bedingungen wie lange Arbeitszeiten beschwert haben. Die Zeitung berichtete unter Berufung auf ungenannte Quellen, mehrere Mitarbeiter der Kamera-Crew hätten wenige Stunden vor dem tödlichen Vorfall aus Protest gegen die Arbeitsbedingungen den Drehort verlassen. Die in Hollywood üblichen Sicherheitsprotokolle seien nicht strikt befolgt worden, hiess es.

Laut der "Los Angeles Times" ist üblicherweise ein Requisiteur oder ein lizenzierter Waffenmeister für die am Set benutzten Waffen zuständig. Zu dessen Aufgaben gehöre es auch, diese mit Platzpatronen zu laden und den Schauspielern und Regieassistenten den Umgang damit zu erklären. Scharfe Munition sei am Set verboten.

Waffenexperte fordert nach dem Vorfall ein Umdenken in Hollywood

Der deutsche Waffenexperte Lars Winkelsdorf forderte nach dem Vorfall ein Umdenken in Hollywood. "Der Umgang mit Waffen, wie er in Filmen gezeigt wird, ist nicht nur unrealistisch, er ist tatsächlich gefährlich fahrlässig, und die Unfallrisiken bei solchen Dreharbeiten sind exzessiv hoch", sagte der Journalist und Dozent für Waffensachkunde am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.

"Dass hier nicht bereits in der Vergangenheit Sicherheitsmassnahmen etabliert wurden durch die Filmproduktionen, halte ich für unverantwortlich, und Hollywood wird hier umdenken müssen." Massnahmen könnten beispielsweise Schutzwesten, Helme oder der bewusste Verzicht auf bestimmte Kamera-Einstellungen und Perspektiven sein.

42-jährige Kamerafrau war ein aufstrebendes Talent in der Branche

Die getötete Kamerafrau Hutchins, die als Director of Photography für die gesamte bildliche Gestaltung des Films zuständig war, sei ein aufstrebendes Talent in der Branche gewesen, schrieb die "Los Angeles Times". Die 42-jährige Absolventin der renommierten AFI-Filmschule habe sich mit Titeln wie "Archenemy", "Blindfire" und "The Mad Hatter" einen Namen gemacht.

"Ich denke, sie wäre eine sehr berühmte und erfolgreiche Director of Photography geworden", sagte "Archenemy"-Regisseur Adam Egypt Mortimer der Zeitung. "Sie war dabei, sich einen Ruf aufzubauen und den Leuten zu zeigen, was sie kann."

Vorfall erinnert an Tod von Brandon Lee

In "Rust" spielt Baldwin den Banditen Harland Rust, auf den ein Kopfgeld ausgesetzt ist. Zusammen mit seinem 13-jährigen Enkel muss er vor Kopfgeldjägern und Gesetzeshütern flüchten. Zum Cast gehören unter anderem Frances Fisher, Jensen Ackles, Brady Noon und Travis Fimmel.

In seiner langen Karriere übernahm Baldwin Action-Rollen in Filmen wie "Jagd auf Roter Oktober" oder "Mission: Impossible – Rogue Nation", war aber auch in Dramen wie "Blue Jasmine", "Still Alice – Mein Leben ohne Gestern" oder 2019 in dem Kriminalfilm "Motherless Brooklyn" zu sehen. Seit 2012 ist der Schauspieler mit Hilaria Baldwin verheiratet, sie haben sechs Kinder. Aus seiner Ehe mit der Schauspielerin Kim Basinger hat Baldwin Tochter Ireland.

Der Vorfall erinnert an den Tod des US-Schauspielers Brandon Lee. Der Sohn der Kampfkunst-Legende Bruce Lee war 1993 bei Dreharbeiten zu dem Film "The Crow" von einer echten Kugel getroffen worden, in der Pistole hätte nur eine Platzpatrone sein sollen. "Niemand sollte jemals durch eine Waffe an einem Filmset getötet werden. Punkt", schrieb seine Schwester Shannon nun nach dem Zwischenfall in Santa Fe auf einem offiziellen Twitter-Konto, das sie im Namen ihres Bruders führt. (dpa/afp/fra/mf)

Hinweis: Der Artikel wurde zuerst am 22. Oktober um 22:14 Uhr veröffentlicht und später aktualisiert.

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