• Der Tod eines schwarzen Mannes nach einer Verkehrskontrolle im US-Bundesstaat Tennessee hat juristische Konsequenzen für die fünf beteiligten Ex-Polizisten.
  • Sie wurden am Donnerstag (Ortszeit) wegen Mordes zweiten Grades und anderer Verbrechen angeklagt.

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Nach dem brutalen Tod des Schwarzen Tyre Nichols bei einer Verkehrskontrolle in der US-Stadt Memphis sind fünf entlassene Polizisten festgenommen und angeklagt worden. Den fünf Männern - wie das Opfer Afroamerikaner - wird unter anderem Mord zweiten Grades, schwere Körperverletzung und Kidnapping zur Last gelegt, wie der zuständige Staatsanwalt Steve Mulroy am Donnerstag sagte. "Die Handlungen von ihnen allen haben zum Tod von Tyre Nichols geführt."

Polizisten sollen 29-Jährigen bei Kontrolle zu Tode geprügelt zu haben

Die Beamte werden verdächtigt, den 29-jährigen Nichols vor knapp drei Wochen bei einer Verkehrskontrolle zu Tode geprügelt zu haben. Mord zweiten Grades ist im Bundesstaat Tennessee, in dem Memphis liegt, eine Zwischenstufe zwischen Mord und Totschlag. Kidnapping bezieht sich in diesem Fall auf das illegale Festhalten eines Menschen.

Der Tod von Tyre Nichols sorgt in den USA schon seit Tagen für Aufregung. Der 29-Jährige war am Abend des 7. Januar wegen des Vorwurfs der gefährlichen Fahrweise mit seinem Auto gestoppt worden. Laut einer Mitteilung der Polizei kam es zu einer "Konfrontation" und Nichols flüchtete zu Fuss. Als die Polizisten ihn nach einer Verfolgungsjagd stellten, soll es zu einer weiteren "Konfrontation" gekommen sein. Weil Nichols dann über Atemschwierigkeiten geklagt habe, sei ein Rettungswagen gerufen worden.

Der Schwarze wurde schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht und starb dort drei Tage später. Seine Familie hat ein Foto veröffentlicht, das ihn mit schweren Schwellungen im Gesicht und an ein Atemgerät angeschlossen im Krankenhaus zeigt. Eine von der Familie in Auftrag gegebene Autopsie kam zu dem Schluss, dass Nichols massive Blutungen infolge "starker Prügel" erlitt.

Polizeichefin von Memphis äussert sich entsetzt über den Tod des Mannes

Die Polizeichefin von Memphis, Cerelyn Davis, äusserte sich am Mittwochabend in einem Online-Video entsetzt über den Tod des 29-Jährigen. Das Vorgehen der Polizisten sei "abscheulich" und "unmenschlich" gewesen. "Das ist nicht nur ein professionelles Versagen. Das ist ein Versagen grundlegender Menschlichkeit."

Videoaufnahmen von dem Vorfall sollen aus Gründen der Transparenz am Freitag veröffentlicht werden. Die Behörden befürchten, dass dies zu gewaltsamen Protesten führen könnte. Angesichts dessen rief US-Präsident Joe Biden am Donnerstag zur Ruhe auf und erklärte: "Während Amerika trauert, das Justizministerium seine Ermittlungen führt und die staatlichen Behörden ihre Arbeit fortsetzen, schliesse ich mich dem Aufruf von Tyres Familie an, dass die Proteste friedlich sein müssen."

Der Leiter der Ermittlungsbehörden im Südstaat Tennessee, David Rausch, sagte am Donnerstag mit Blick auf die Videoaufnahmen, diese seien "absolut entsetzlich". Nichols Familie hat das Video bereits sehen können. Ein Anwalt der Familie sagte anschliessend, der 29-Jährige sei "die ganze Zeit wehrlos" gewesen. Er sei ohne Unterbrechung drei Minuten lang von den Beamten verprügelt worden. "Er war eine menschliche Piñata für diese Polizisten." Piñatas sind mit Süssigkeiten oder Spielzeug gefüllte Figuren, die vor allem in Mexiko bei Geburtstagsfeiern von Kindern mit einem Stock zerschlagen werden.

Immer wieder Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA

In den USA sorgt tödliche Polizeigewalt gegen Schwarze immer wieder für Entsetzen und Empörung. Häufig - wenn auch nicht bei Tyre Nichols - sind weisse Polizisten die Täter, wie im Fall des im Mai 2020 in Minneapolis bei einer Festnahme getöteten George Floyd.

Der Fall Nichols weckt Erinnerungen an den Fall Rodney King im Jahr 1991. Der Afroamerikaner war in Los Angeles nach einer Verfolgungsjagd mit der Polizei brutal zusammengeschlagen worden. Der Freispruch von vier weissen Polizisten in einem Prozess im folgenden Jahr löste die schwersten Rassenunruhen in den USA seit den 1960er Jahren aus. 53 Menschen wurden getötet.  © AFP

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