Nach einem Messerangriff in Sydney gibt es sechs Todesopfer. Die Polizei geht nicht von einem terroristischen Motiv aus. Der Täter habe an einer psychischen Erkrankung gelitten.
Nach einem Messerangriff mit sechs Todesopfern in einem Einkaufzentrum im australischen Sydney hat die Polizei den Täter identifiziert und keinerlei Hinweise gefunden, dass dieser aus terroristischen Motiven gehandelt haben könnte. Ein Polizeivertreter sagte am Sonntag, der 40-jährige Joel Cauchi sei den Behörden bekannt gewesen und habe an einer psychischen Erkrankung gelitten. Es gebe bislang "nichts", das auf eine "Ideologie" als Antrieb für seine Bluttat hindeute.
Hingegen sei bekannt, "dass der Angreifer (...) unter psychischen Problemen litt", erklärte der stellvertretende Polizeichef von New South Wales, Anthony Cooke, und fügte hinzu, Cauchi sei erst im März aus dem Bundesstaat Queensland nach Sydney gekommen.
Der Mann hatte am Samstagnachmittag in dem gut besuchten Einkaufszentrum Westfield Bondi Junction im Osten der australischen Metropole sechs Menschen getötet und mehrere weitere verletzt, bevor er von einer Polizistin erschossen wurde. Offenbar stach er wahllos auf Besucher ein. Bei den Todesopfern handelte es sich laut Polizeisprecherin Karen Webb um fünf Frauen und einen Mann. Zwölf Menschen wurden ins Krankenhaus eingeliefert, darunter auch ein Baby.
Mutter übergab ihr Baby einem Passanten
Die Mutter hatte ihr neun Monate altes Baby Medienberichten zufolge einem Passanten übergeben, bevor sie selbst niedergestochen wurde. Das Baby musste notoperiert werden und befand sich laut Polizei in einem "ernsten, aber stabilen Zustand".
Bei dem von dem Angreifer getöteten Mann handelt es sich um einen aus Pakistan stammenden 30-Jährigen, der als Wachmann arbeitete, wie Vertreter der Pakistanischen Gemeinde erklärten.
Überwachungsvideos zeigten, wie der Angreifer mit einem langen Messer durch das Einkaufszentrum lief, auf dem Boden lagen Menschen in Blutlachen. Laut Augenzeugen brach Panik aus, Kunden rannten um ihr Leben, andere suchten in Geschäften Schutz. Mehrere Menschen flüchteten in einen Supermarkt, wo sie ausharrten.
Premierminister lobt Polizistin: "Sie ist eine Heldin"
Premierminister Anthony Albanese lobte den Mut der Menschen, die einander in dem Einkaufszentrum Hilfe geleistet hätten und die Reaktion der Polizistin, die direkt in Richtung des Angreifers gerannt sei: "Sie ist ganz klar eine Heldin. Ohne Zweifel hat sie mit ihrer Tat Menschenleben gerettet."
Der britische König Charles III., der auch Staatsoberhaupt von Australien ist, zeigte sich "entsetzt" angesichts des "sinnlosen" Angriffs. Papst Franziskus äusserte sich "tief betrübt".
Augenzeugen berichten: "Es war schrecklich"
Ayush Singh arbeitete in einem Café in dem weitläufigen Einkaufskomplex, als sich der Angriff ereignete: "Ich habe alles genau mitangesehen", schilderte er der Nachrichtenagentur AFP: "Viele Menschen rannten, ich habe den Kerl mit dem Messer rennen sehen und Menschen, die vor ihm flüchteten." Singh half zwei älteren Frauen, sich in seinem Café zu verstecken, dann hörte er drei Schüsse, anschliessend sah er den Angreifer auf dem Boden liegen.
"Es war wirklich beängstigend", sagte Singh. "Ich habe mich in Australien wirklich sicher gefühlt, seit ich vor sechs Jahren hierhergekommen bin. Nie habe ich mich unsicher gefühlt, aber jetzt habe ich Angst."
"Es war schrecklich, Menschen weinten", schilderte Pranjul Bokaria den Angriff. Sie hatte gerade Feierabend und erledigte Einkäufe, als sich der Angriff ereignete. Bokaria rannte in einen Laden, versteckte sich mit Mitarbeitern und Kunden in einem Pausenraum und entkam schliesslich zusammen mit den anderen über einen Notausgang. "Ich lebe und bin dankbar", sagte sie.
Einen derartigen Angriff hatte es in Australien, wo die Kriminalitätsrate verhältnismässig niedrig ist, zuvor noch nicht gegeben. Im November 2018 wurde bei einem Messerangriff auf einer Strasse in Melbourne ein Mensch getötet und zwei weitere wurden verletzt, bevor der Täter von der Polizei erschossen wurde. Zu der Tat bekannte sich damals die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). (AFP/tas)
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