War es eine geplante Aktion? Der Fall zweier Männer, die in Troisdorf beim Streit um das Tragen von Mund-Nasen-Schutz zwei Polizisten schwer verletzt haben, schlägt weiter hohe Wellen. Nun prüfen die Ermittler mögliche Kontakte in die Reichsbürgerszene.
Zwei Männer wollen im Supermarkt keinen Mund-Nase-Schutz nutzen, die Polizei wird gerufen - und die Sache eskaliert: Zwei Polizisten werden schwer verletzt.
Ermittler gehen nach dpa-Informationen dem Verdacht nach, dass die Beamten in eine Falle gelockt wurden. Demnach besteht die Vermutung, dass die beiden Verdächtigen die Situation absichtlich provozierten. Einer der beiden hatte den Ablauf mit einer an seinem Körper befestigten Kamera gefilmt und offenbar eine Teilsequenz ins Internet gestellt. Wie die dpa erfuhr, prüfen die Ermittler auch, ob einer der beiden Beschuldigten Bezüge zur Reichsbürgerszene hat.
Am Samstagnachmittag waren die Beamten zu dem Supermarkt in Troisdorf gerufen worden. In dem Internetvideo ist zu sehen, wie der Verdächtige mit der Kamera mit der Polizei in mehreren Sprachen diskutiert, weil er seinen Ausweis nicht zeigen will.
Der zweite Mann - inzwischen mit einem Tuch vor dem Mund - gibt sich als Übersetzer aus und mischt sich ein. Letztlich eskaliert die Situation und der "Übersetzer", bereits zu Boden gebracht, schlägt einem der Beamten ins Gesicht.
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Staatsschutz übernimmt die Ermittlungen
Der Staatsschutz in Bonn hat inzwischen die Ermittlungen übernommen. "Mit Blick auf die Gesamtumstände kann ein politisches Handeln nicht ausgeschlossen werden", sagte ein Sprecher der Bonner Polizei dem "Generalanzeiger". In dem Video ist unter anderem zu hören, wie der Filmende sagt: "Ich bin ein Mensch, ich brauche keinen Personalausweis (...) Ich bin Mensch und Souverän."
Der selbst ernannte Übersetzer wiederholt, dass der Mann ein "souveräner Mensch" sei und sich mit allen Mitteln verteidigen werde, falls die Beamten ihm Schaden zufügten. Die Wortwahl ähnelt der sogenannter Reichsbürger, die den Staat als Instanz ablehnen.
Gegen die Männer wird wegen vorsätzlicher schwerer Körperverletzung und tätlichen Angriffs auf Polizeibeamte ermittelt. Sie kamen wegen fehlender Haftgründe wieder auf freien Fuss.
Menschen demonstrieren gegen Beschränkungen
Am Wochenende hatten tausende Menschen in deutschen Städten gegen die Beschränkungen in der Coronakrise demonstriert. In Köln habe ein "ein Grossteil der Demonstranten Unbeteiligte mehrfach dazu aufgefordert, den Mundschutz abzunehmen und ohne Maske die Geschäfte zu betreten", erklärte Polizeipräsident Uwe Jacob. "Es ist mir unbegreiflich, wie man so etwas in diesen Zeiten fordern kann. Offenbar haben diese Menschen immer noch nicht verstanden, dass es hier nicht nur um ihre Gesundheit, sondern auch um das Leben anderer Menschen geht."
Auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann zeigte sich ob der Demonstrationen besorgt. Demnach hätten sich viele Demonstranten in Stuttgart nicht an die Hygienevorschriften gehalten, etwa beim Zu- und Abgang zur Demonstration. Er appellierte an die Bürger mit Blick auf Verschwörungstheorien, sich in der Corona-Debatte nicht von selbst ernannten Experten oder ewigen Besserwissern beirren zu lassen. (dpa/ska)
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