- Die Omikron-Variante könnte laut Experten hierzulande bald für den Grossteil aller Corona-Infektionen verantwortlich sein.
- Auch viele andere Länder sind aufgrund der Mutation besorgt und diskutieren Massnahmen, um die Omikron-Welle zu brechen.
- In Südafrika, wo die Variante erstmals entdeckt wurde, gibt es hingegen kaum noch Corona-Einschränkungen. Wie passt das zusammen?
Ende November verunsichert eine Nachricht aus dem Süden Afrikas die Welt: Südafrikanische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler geben die Entdeckung einer neuen, hochansteckenden Coronavirus-Variante bekannt, die die WHO kurz darauf Omikron nennt. Reiserückkehrer aus Südafrika gelten plötzlich als suspekte Verdachtsfälle, zahlreiche Staaten erlassen strenge Reiseeinschränkungen gegen den Kap-Staat, was die dortige Tourismusindustrie ins Mark trifft.
Südafrika bereitete sich damals angesichts rasant steigender Fallzahlen auf eine heftige Infektionswelle vor. Und jetzt? Gut einen Monat später sendet das Land völlig andere Corona-Signale: Fast alle Restriktionen wurden gestrichen - viele Südafrikaner feiern gerade wieder ausgelassen an den Stränden der Küstenprovinzen ihre Sommerferien.
Kurz vor Silvester wurde sogar die seit fast zwei Jahren geltende nächtliche Ausgangssperre, zusammen mit weiteren Einschränkungen, aufgehoben. "Omikron hat seinen Höhepunkt erreicht", begründete der zuständige Minister Mondli Gungubele. Es habe weder eine alarmierende Veränderung bei der Zahl der Krankenhauseinweisungen noch bei der Zahl der Todesfälle gegeben.
Infektions- und Sterbezahlen drastisch gesunken
Das Land befindet sich nun auf der niedrigsten der fünf Stufen des seit fast zwei Jahren geltenden Alarmsystems. Masken auf öffentlichen Plätzen sind weiter Pflicht, bei Versammlungen soll auch weiter auf Distanz geachtet werden. Der Ministerpräsident der Westkap-Provinz - zu der auch die Touristenmetropole Kapstadt gehört - machte sich am Dienstag für eine komplette Streichung dieses Alarmsystems stark.
"Aktuell managen wir diese Pandemie", sagte er in einem Interview des Nachrichtensenders eNCA. "Worauf man sein Augenmerk richten sollte, sind die Krankenhauseinweisungen; letzte Woche hatten wir 70 Menschen auf der Intensivstation, nun liegen wir bei unter 30 Personen."
Die täglichen Infektionszahlen und vor allem die Sterbezahlen seien drastisch gefallen. Winde: "Die Todesrate in der Provinz liegt bei ein bis zwei Personen pro Tag." Es gehe nun darum, am Verhalten der Bürger zu arbeiten - wer sich krank fühle, komme um eine Maske nicht herum.
Winde: "Die nächste Pandemie ist die Pandemie der Armut, die Pandemie der Job-Verluste - wir müssen an der Stelle eine Notlage erklären." Die offizielle Arbeitslosenquote in dem Kap-Staat, der schon vor der Pandemie in der Rezession war, beträgt rund 35 Prozent.
Omikron als Hoffnungsschimmer? Gesundheitsorganisation warnt vor vorschnellen Schlüssen
Die Kontaktnachverfolgung bei Personen, die infizierten Personen nahegekommen sind, war bereits zuvor gestrichen worden. Laut Studien haben bereits rund 70 Prozent der im Durchschnitt sehr jungen Bevölkerung Südafrikas eine Infektion durchgemacht, sie verfügen damit über einen gewissen Immunschutz.
Das Nationale Institut für übertragbare Krankheiten (NICD) präsentierte kürzlich zudem eine Studie, die bei Geimpften auf einen eher milden Krankheitsverlauf bei Omikron im Vergleich zur Delta-Variante hinweist. Die Wahrscheinlichkeit einer Einlieferung ins Krankenhaus wurde aufgrund bisheriger Daten für Omikron als bis zu 80 Prozent niedriger als bei der Delta-Variante angegeben.
Die Dauer der Krankenhausaufenthalte sank zudem im Schnitt auf drei bis vier Tage - fast die Hälfte der Zeit, die bei der Delta-Variante als Durchschnitt galt. Politiker am Kap sprachen von einem geradezu atemberaubenden Rückgang der täglichen Infektionszahlen, die aus dem fünfstelligen Bereich in vielen Landesteilen oft auf ein dreistelliges Niveau sanken.
Allerdings: Selbst die panafrikanische Gesundheitsorganisation Africa CDC warnte kurz vor Weihnachten davor, die "ermutigenden ersten Erkenntnisse" aus Südafrika nun auf andere Länder zu übertragen. Südafrika befindet sich zudem gerade im Sommer, in dem Atemwegserkrankungen eher selten sind.
Der Kontinent hat mittlerweile knapp 450 Millionen Impfdosen beschafft, doch sind erst rund elf Prozent der Bevölkerung zweifach gegen das Coronavirus geimpft. (dpa/thp)
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