Seit Wochen wüten in Australien heftige Buschbrände. Die Einsatzkräfte, die die Flammen bekämpfen sind vor allem Freiwillige Feuerwehrleute. Seit Wochen können einige von ihnen wegen den Feuern nicht bei der Arbeit erscheinen. Doch die Brandbekämpfung bezahlt keine Rechnungen.

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Er hat noch den Schnuller im Mund. Der kleine Sohn eines Feuerwehrmannes trägt bei der Beerdigung seines Vaters ein Uniform-Hemdchen. Vor ihm steht der Feuerwehrchef eines australischen Bundesstaates und heftet ihm eine Auszeichnung an, für den mutigen Einsatz seines Vaters. Es ist ein symbolisches Bild: Um die 200.000 freiwillige Feuerwehrleute kämpfen gegen die Brände auf dem Kontinent. Tag und Nacht, bis zur Erschöpfung.

Die Feuerwehrleute sind zu den Helden der Katastrophe geworden, ähnlich wie nach den Terroranschlägen 2001 in den USA. Die Brände, die besonders im Südosten Australiens wüten, sind viel schlimmer als sonst und haben früher angefangen. Das steckt vielen Helfern in den Knochen.

Feuerwehr wie eine Familie

Die Feuerwehrfrau Brigitte Lewis hat fast selbst ihr Haus im Nordwesten von Sydney verloren. Gestern hatte ihre Brigade zum ersten Mal seit Oktober eine Ruhepause, wie sie der Deutschen Presse-Agentur erzählt. "Es war gnadenlos, viel länger als sonst." Sie sagt: Wenn da nicht die vielen Tausend Freiwilligen wie sie gewesen wären, dann wären noch viel Häuser mehr zerstört worden. Und es hätte noch viel mehr Tote gegeben. 20 sind es im Bundesstaat New South Wales.

Die Feuerwehrkollegen sind für Lewis wie eine Familie. Da gibt es Kameradschaft, man unterstützt sich untereinander, wie die Krankenschwester sagt. "Aber das bezahlt nicht die Rechnungen." Seit Oktober war sie wegen der Feuer nicht bei der Arbeit.

Die Freiwilligen, die Feuerkrise und die Regierung, das ist ein Thema für sich. Australiens Premierminister Scott Morrison ist als Krisenmanager nicht nur wegen eines Hawaii-Urlaubs mitten während der Brände in die Kritik geraten. So sagte er im Dezember auf die Frage, wie lange die Feuerwehrleute noch unbezahlt arbeiten sollten: Diese wollten doch dort sein. Später versprach er bis zu 6.000 australische Dollar (3.700 Euro) Entschädigung.

Als Morrison Reservisten aus dem Militär mobilisierte, klagten wichtige Feuerwehrchefs, sie hätten das aus den Medien erfahren. Noch ein unglücklicher Moment: Ein Feuerwehrmann mochte dem Premier bei einem Ortsbesuch nicht die Hand schütteln.

Neville Stewart, Chef der Feuerwehr eines Vororts von Melbourne, kennt den Kampf gegen die Buschbrände seit mehr als 20 Jahren. "Dieses Jahr ist ganz anders." Normalerweise gingen dort Feuer erst Mitte Januar richtig los, dieses Mal sei es Dezember gewesen. Im Hauptberuf ist Stewart Klempner. Er hält Ehrenamtliche, mit denen das System überwiegend funktioniert, für besser als bezahlte Kräfte. Das sei viel zu teuer, wo es ohne grosse Buschbrände oft nur drei oder vier Anrufe im Jahr gebe.

Deutsche Feuerwehrler zeigen Respekt

Feuerwehrleute in Deutschland ziehen den Hut. Die Einsatzkräfte in Australien leisteten derzeit Grosses, nahezu Unmögliches, sagte der Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbands, Karl-Heinz Knorr, der dpa. "Und wir zollen ihnen grössten Respekt!" Die Feuerwehr in Deutschland hat es längst nicht mit solchen gewaltigen Dimensionen zutun wie in Australien, wie Knorr betont. Sie ist aber auch besonders auf Ehrenamtliche angewiesen: In der Fläche, ob in Brandenburg oder Niedersachsen, helfen viele Freiwillige bei Bränden.

Die Arbeit der australischen Feuerwehrleute bekommt viel Anerkennung, auch bei den Hollywoodstars ist es gerade in, sie zu loben. Die Spendenwelle ist riesig. Die australische Komikerin Celeste Barber trommelte umgerechnet etwa 25 Millionen Euro zusammen. Bei anderen Organisationen wie dem Roten Kreuz waren es ebenfalls Millionensummen.

Die Spenden seien "extrem grosszügig", sagte der Feuerwehrchef von New South Wales, Shane Fitzsimmons, laut der britischen Zeitung "Guardian". Jetzt gibt es demnach die "schöne Herausforderung", zu schauen, wohin das Geld fliessen wird. Für die vielen Feuerwehrleute ist das sicher ein Lichtblick.

Am Dienstag musste Fitzsimmons wieder zu der Beerdigung eines Kameraden gehen. Der 36-Jährige war ums Leben gekommen, als sich sein Truck vor Weihnachten in einem Feuertornado überschlug. Es war der dritte Tote der Feuerwehr in New South Wales seit Beginn der Brände. Fitzsimmons versicherte der kleinen Tochter bei der Trauerfeier in Sydney, ihr Vater sei ein Held gewesen.  © dpa

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