Ein Autofahrer ist in Südtirol in eine Gruppe junger deutscher Touristen gerast und hat sechs von ihnen getötet. Vier weitere liegen schwer verletzt in umliegenden Krankenhäusern. Der Fahrer hatte wohl fast 2 Promille.

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Ein betrunkener Autofahrer ist in eine Gruppe deutscher Skitouristen in Südtirol gerast und hat sechs junge Menschen getötet. Die Urlauber im Alter um die 20 Jahre seien in der Nacht zu Sonntag in Luttach noch am Unfallort gestorben, bestätigten Polizei und Feuerwehr. Elf Menschen seien verletzt worden. Vier von ihnen hätten schwerste Verletzungen erlitten, ein Mensch kämpfte ums Überleben. Vier Tote stammten aus Nordrhein-Westfalen, einer wohnte in Hamburg und der andere in Niedersachsen.

Unter den Verletzten sind auch zwei Südtiroler, die übrigen stammen aus Deutschland. Der Fahrer des PS-starken Sportwagens war stark betrunken, als er die Touristen tötete. Ein Polizeisprecher in Bozen sagte der dpa, ein erster Test habe mehr als 1,9 Promille ergeben. Das habe auch ein Bluttest bestätigt.

Unfall in Südtirol: Unfallfahrer in psychologischer Behandlung

Der Mann, ein 27-Jähriger aus der Region, sei in ein Krankenhaus gekommen und werde auch auf Drogen untersucht. Er steht laut Polizei unter Schock. Der Fahrer wurde festgenommen. Ihm wird unter anderem mehrfache Tötung im Strassenverkehr vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Dem Mann drohen zwischen acht und zwölf Jahren Haft.

Der Unfallfahrer sei im Krankenhaus auch in psychologischer Behandlung von Spezialisten, sagte ein Polizeisprecher in Bozen. Medien in Italien hatten berichtet, der Mann aus dem Südtiroler Ort Kiens sei in der Psychiatrie.

Auto war viel zu schnell unterwegs

Die Gruppe war in den Skiferien und in dem Wintersportort auf dem Heimweg von einem Discobesuch. Gegen 1.15 Uhr nachts stiegen die junge Leute aus einem Shuttlebus und überquerten die Hauptstrasse, wie ein Augenzeuge der Deutschen Presse-Agentur erzählte. Das Auto sei viel zu schnell unterwegs gewesen.

Ihre Unterkunft lag ganz in der Nähe der Unfallstelle. Die Ermittler gehen von einem Unfall und nicht von einer absichtlichen Tat aus. Die Toten müssen noch abschliessend identifiziert werden. Vier der Todesopfer stammen aus Nordrhein-Westfalen, wie aus Regierungskreisen in Düsseldorf verlautet wurde. Der Polizeisprecher sagte der dpa, ein Opfer käme aus Köln, ein weiteres aus Remscheid.

"Dieses schreckliche Unglück macht mich fassungslos und unendlich traurig", schrieb NRW-Ministerpräsident Laschet auf Twitter. "Dieser Tag ist ein trauriger Tag für unser ganzes Land." Die jungen Menschen "wollten gemeinsam eine gute Zeit erleben - und wurden von einer Sekunde auf die andere aus dem Leben gerissen oder schwer verletzt", schrieb er.

Von den vier Todesopfern aus NRW wohnten zwei in Wuppertal, eines in Köln und ein junger Mann in Dortmund. Das berichtete am Sonntagabend eine Sprecherin des Innenministeriums in Düsseldorf.

Einer der Toten wohnte ausserdem in Niedersachsen, ein anderer in Hamburg. Die Person stamme aus Baden-Württemberg, sei in der Hansestadt aber gemeldet gewesen, sagte ein Sprecher des Lagezentrums der Polizei am Sonntag in Hamburg.

Die Identifizierung sei schwierig, weil die Angehörigen der Gruppe sich untereinander nicht gekannt und einige keine Ausweise dabei gehabt hätten. Drei Männer und drei Frauen seien gestorben, hiess es in Südtirol. Die Angehörigen seien auf dem Weg nach Italien. Laut Polizei waren die Toten 19, 20 und 22 Jahre alt. Die Feuerwehr gab das Alter zwischen 20 und 25 an.

"Wir sind alle geschockt"

Auch in der Touristenregion herrschte Entsetzen: "Das neue Jahr beginnt mit dieser schrecklichen Tragödie", sagte der Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher auf einer Pressekonferenz in Luttach. "Wir sind alle geschockt."

Im Auswärtigen Amt in Berlin hiess es, Mitarbeiter des Generalkonsulats Mailand stünden im Kontakt mit den zuständigen italienischen Behörden, die mit der Identifizierung der Verunglückten befasst sind und unterstützten bei der Betreuung der Betroffenen. Der deutsche Botschafter in Italien, Viktor Elbling, war unterwegs zur Unfallstelle.

Kanzlerin Angela Merkel erklärte über ihren Sprecher: "Ein fröhlicher Abend, der in der Katastrophe endet. Ich trauere mit allen, die dort heute Nacht Kinder, Geschwister, Freunde verloren haben. Den Verletzten wünsche ich Kraft und baldige Genesung."

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bekundete den Familien sein Beileid: "Der Unfall in Südtirol hat auf furchtbare Weise das Leben von sechs jungen Menschen ausgelöscht, die unbeschwerte Urlaubstage verbringen wollten."

Vier Schwerverletzte mussten intubiert werden

Von den vier Schwerverletzten mussten nach Angaben der Feuerwehr drei vor Ort intubiert werden: Eine Frau kam ins Krankenhaus Bruneck, ein Mann ins Regionalkrankenhaus Bozen und eine schwerstverletzte Frau und ein schwerstverletzter Mann in die Universitätsklinik Innsbruck.

Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln nun nicht nur, ob der Mann im Rausch war, sondern auch, ob er zu schnell unterwegs war. In Luttach gab es nach dpa-Informationen aus dem Ort seit längerem Klagen über Autos, die auf der Hauptstrasse rasen und über mangelnde Kontrollen.

160 Einsatzkräfte waren vor Ort

Ein Sprecher der Feuerwehr in Luttach sagte der dpa, die Menschen seien auf der Hauptstrasse des Ortes unterwegs gewesen. 160 Einsatzkräfte waren vor Ort. Helmut Abfalterer von der Feuerwehr schilderte der "Tageszeitung Online" schlimme Szenen: "Es hat ausgesehen wie auf einem Schlachtfeld."

Die Gegend liegt in Italien an der österreichischen Grenze und ist als Ski- und Wintersportgebiet bekannt. Luttach ist ein Dorf der Gemeinde Ahrntal, das etwas mehr als 1.000 Einwohner hat. Es liegt in der Nähe von Bruneck. Der Ort ist bekannt bei deutschen Jugendgruppen, die zum Skifahren kommen.

Der Bürgermeister von Luttach, Helmut Gebhard Klammer, sprach von einer "Katastrophe", wie sie das Tal noch nie erlebt habe. "Wir sind fassungslos", sagte er und sprach den Angehörigen sein Beileid aus. Gleichzeitig rief er zu einer "fairen Berichterstattung" auf, dass der Unfall keinen "grossen Schatten für die Zukunft auf unsere Talschaft wirft".

In Südtirol kamen erst vor einer Woche mehrere Deutsche ums Leben: Am vergangenen Samstag verschüttete eine Lawine Skifahrer auf der Piste im Schnalstal. Eine Deutsche Mutter mit ihrer Tochter aus Thüringen und ein Mädchen aus NRW starben. (sg/ff/dpa)

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