• Vor 90 Jahren kam Christian Karembeus Ur-Grossvater aus dem französischen Überseeterritorium Neukaledonien nach Europa.
  • Er landete im berühmten Tierpark Hagenbeck in Hamburg. Dort wurde der Ahne des späteren Fussball-Weltmeisters in einer der damals üblichen Völkerschauen ausgestellt.
  • Er sollte einen Kannibalen mimen.
  • Karembeu konfrontiert die Leitung des Tierparks mit diesem Fakt und verlangt Aufklärung.

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Der frühere französische Fussball-Nationalspieler Christian Karembeu fordert vom Tierpark Hagenbeck Aufklärung über die sogenannten Völkerschauen.

Dort wurden Menschen aus anderen Ländern dem zahlenden Publikum präsentiert. Darunter sei auch sein Urgrossvater gewesen, sagte Karembeu dem NDR-Magazin "Panorama". Mit falschen Versprechungen sei sein Urgrossvater mit anderen 1931 zunächst nach Frankreich gelockt und dann an Hagenbeck weitergereicht worden, wie es in dem Beitrag heisst. Dort habe er sich als wilder Kannibale zeigen sollen, habe knurren und mit den Zähnen fletschen sollen.

Christian Karembeus Urgrossvater schönte später seine bittere Erfahrung

Karembeu schilderte, dass sein Urgrossvater und die anderen nach einem Protestschreiben an den französischen Kolonialminister im Sommer 1931 eilig wieder nach Frankreich zurückgebracht worden seien. Später habe sein Urgrossvater das Ganze nach aussen hin in eine positive Erfahrung umgewandelt und berichtet, er sei in Frankreich gewesen, er sei als grosser Stammesführer empfangen worden, schilderte Karembeu. "Er konnte nicht sagen, ich wurde ausgestellt."

Karembeu erklärte in dem Beitrag, er würde gerne nach Hamburg kommen und jemanden von Hagenbeck treffen. Er wünschte sich, dass Hagenbeck über diese Vergangenheit offen spreche. Es gehe darum die Geschichte so zu erzählen, wie sie war, "und dann ist auch alles verziehen".

Das sagt der Tierpark Hagenbeck

Der Tierpark erklärte auf Anfrage, Hagenbeck beschäftige sich seit längerer Zeit und umfassend mit seiner historischen Vergangenheit. Unterstützt werde er dabei durch verschiedene Hamburger Museen sowie das Museumsreferat der Bildungsbehörde.

Da dieser Prozess noch nicht abgeschlossen ist, wolle sich der Tierpark vorerst nicht abschliessend zu diesem Thema äussern. In einem Papier zu dem Thema hatte der Tierpark erklärt, Carl Hagenbeck habe 1874/75 mit den Völkerschauen begonnen. Damals habe in Europa grosses Interesse am Leben fremder Kulturen geherrscht. Die Völkerschauen, die 1931 endeten, hätten vielen Besuchern zum ersten Mal eine Vorstellung vom Leben anderer Kulturen gegeben. Hagenbeck betonte, die Menschen hätten als Darsteller mit Verträgen und Gage gearbeitet vergleichbar mit Artisten im Zirkus oder im Varieté. (dpa/hau)

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