Plötzlich war der Strom weg: Millionen Menschen auf der Iberischen Halbinsel sind von einem massiven Blackout betroffen. Zur Ursache ist wenig bekannt – aber es gibt bereits positive Neuigkeiten.

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Ausgefallene Ampeln, stehende Züge und ein abgebrochenes Tennisturnier: Ein massiver Stromausfall hat die Iberische Halbinsel am Montagmittag erfasst. Millionen Menschen waren in weiten Teilen Spaniens und Portugals auf dem Festland von dem Blackout betroffen. Die gute Nachricht: Die Versorgung sei inzwischen in mehreren Gebieten im Norden, Süden und Westen der Halbinsel wieder gesichert, meldete der spanische Stromnetzbetreiber Red Eléctrica auf der Plattform X. Regionen wie Katalonien, Aragonien, Baskenland, Galicien, Asturien, Navarra und Kastilien sind demnach wieder versorgt.

Die komplette Wiederherstellung der Stromversorgung im spanischen Stromnetz könnte allerdings noch zwischen sechs und zehn Stunden dauern, zitierte die spanische Zeitung "El País" einen Sprecher des Stromnetzbetreibers Red Electrica. Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez hat "El País" zufolge eine Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates einberufen.

EU-Ratspräsident: Kein Hinweis auf Cyberangriff

Nach der Ursache werde gesucht. Spaniens nationales Institut für Cybersicherheit hatte laut "El País" mitgeteilt, es untersuche, ob ein Hackerangriff hinter dem Stromausfall stecken könnte. Nach Angaben von EU-Ratspräsident António Costa gibt es derzeit allerdings keinen Hinweis auf einen Cyberangriff. Die EU-Kommission befasste sich mit dem grossflächigen Stromausfall. "Die Kommission wird die Situation weiter beobachten und dafür sorgen, dass ein reibungsloser Informationsaustausch zwischen allen Beteiligten stattfindet", teilte die Behörde in Brüssel mit.

In einem in sozialen Medien verbreiteten Video appellierte José Luis Martínez-Almeida, Bürgermeister von Madrid, an die Bevölkerung, wenn möglich dort zu bleiben, wo man sich gerade befinde.

"Ich bitte alle Einwohner von Madrid, ihre Bewegungen auf ein absolutes Minimum zu begrenzen und, wenn möglich, zu bleiben, wo man ist. Wir wollen alle Strassen freihalten", sagte Martínez-Almeida.

Auch der französische Hochspannungsnetzbetreiber RTE erklärte, die Ursache des Stromausfalls auf der iberischen Halbinsel sei weiter unklar. Im französischen Baskenland seien Haushalte " einige Minuten lang" von dem Stromausfall betroffen gewesen. Inzwischen sei die Versorgung wieder hergestellt.

Der Nukleare Sicherheitsrat Spaniens teilte mit, die Reaktoren der drei in Betrieb befindlichen Atomkraftwerke im Land liefen im Notstrombetrieb. Die Kraftwerke Almaraz II, Ascó I und II sowie Vandellós II befänden sich damit in einem "sicheren" Zustand.

Reporterinnen und Reporter der Deutschen Presse-Agentur meldeten sowohl aus Madrid als auch aus Barcelona, dass es am Montagmittag keinen Strom gab. Im ganzen Land seien der Betrieb der Infrastruktur und des Mobilfunks sowie der Verkehr beeinträchtigt, schrieb die spanische Zeitung "El País": Ampeln und Aufzüge an Bahnhöfen, in Flughäfen und in anderen Gebäuden seien ausgefallen.

Menschen mussten aus U-Bahntunneln und Fahrstühlen gerettet werden. Krankenhäuser waren dank des Einsatzes von Generatoren nach Angaben von Spaniens Gesundheitsministerium nicht betroffen. Das Masters-1000-Tennisturnier in Madrid musste allerdings unterbrochen werden.

Geschäfte und Gaststätten geschlossen

Die meisten Geschäfte und Gaststätten in Premià de Mar bei Barcelona und anderen Orten Spaniens haben einem dpa-Reporter zufolge geschlossen. Vor allem Geschäfte mit verderblichen Waren und Eisdielen warteten sehnsüchtig auf die Wiederherstellung der Stromversorgung. "Ein paar Stunden halten wir noch aus, dann wird das Eis flüssig", sagte eine Verkäuferin in einer Eisdiele in Premià de Mar.

Das Wort "Luz", Spanisch für Strom, ist Teil fast jeder Unterhaltung von Menschen auf der Strasse. Nachbarn rufen sich von Balkon zu Balkon die neuesten Nachrichten und Gerüchte zu.

"Und wie soll ich jetzt kochen", fragt eine Hausfrau in Premià de Mar. Obwohl sie und ihr Mann Solarmodule auf dem Dach haben, nützt ihnen das nicht, denn die Anlage funktioniert nur, wenn das Netz in Betrieb ist. Eine Nachbarin lädt alle ein, bei ihr zu kochen - auf ihrem Gasherd.

Ein Blick auf eine dunkle U-Bahn-Station in Madrid während eines grossflächigen Stromausfalls, der Spanien und Portugal am Montagmittag traf. © picture alliance / Anadolu/Burak Akbulut

Züge stehen, Ampeln ausgefallen

Der Verkehr und Transport auf der südeuropäischen Halbinsel war in weiten Teilen gestört. Mittel- und Langstreckenzüge fahren wegen des landesweiten Stromausfalls in Spanien weiterhin nicht, obwohl die Stromversorgung mittlerweile in manchen Regionen wieder funktioniert. "Eine Wiederaufnahme des Mittel- und Fernverkehrs ist derzeit nicht absehbar", teilte der spanische Verkehrsminister Óscar Puente auf der Plattform X mit. Reisende müssten vorerst auf ihre Fahrten verzichten, so Puente.

Auch Spaniens Flughafenbetreiber Aena meldete "Zwischenfälle" wegen des Blackouts. Notfallgeneratoren seien aktiv. Passagiere sollten sich mit Fragen an ihre jeweilige Fluggesellschaft wenden, da es möglicherweise Probleme bei der Weiterreise am Boden gebe.

In Madrid und Barcelona rannten viele Menschen auf die Strassen und reckten auf der Suche nach Empfang ihre Handys in die Luft. Polizisten versuchten den Verkehr zu regeln, Autos waren zum Langsamfahren gezwungen. Internet-Netzwerke funktionierten nicht mehr.

Die spanische Strassenbehörde DGT rief Autofahrer auf, sich nicht auf die Strassen zu begeben. In sozialen Medien wurden Fotos und Videos von stillstehenden U-Bahnen geteilt.

Auch Frankreich und Portugal zwischenzeitlich betroffen

Auch das Nachbarland Portugal erlebte einen weitreichenden Blackout, vom Norden bis in den Süden des Landes, berichtete der Sender RTP. Portugals Verteidigungsminister Nuno Melo rief die Bevölkerung zur Ruhe auf.

Der Stromausfall in Portugal sei durch eine Störung im spanischen Stromnetz verursacht worden, die auf ein "seltenes atmosphärisches Phänomen" zurückzuführen sei, berichteten unter anderem der portugiesische Sender RTP und der britische Sender Sky News unter Berufung auf den portugiesischen Stromnetzbetreiber REN. Der Betrieb werde schrittweise wiederhergestellt, wobei die Sicherheit und Stabilität des Netzes Vorrang hätten. Die vollständige Normalisierung des Netzes könnte «aufgrund der Komplexität des Phänomens» bis zu einer Woche dauern.

Auch Frankreich war zwischenzeitlich vom Blackout betroffen. Der Stromnetzbetreiber RTE schrieb, dass Haushalte im französischen Teil des Baskenlandes einige Minuten lang ohne Strom waren. Die Versorgung sei aber wiederhergestellt worden.

Kanaren und Balearen nicht betroffen

Der spanischen Zeitung "El País" zufolge beschränkte sich der massive Blackout auf das spanische Festland. Demnach berichteten Reporter, dass die zum Land gehörenden Inselgruppen Kanaren und Balearen nicht betroffen seien.

Auch das Nachbarland Portugal erlebte einen weitreichenden Blackout, vom Norden bis in den Süden des Landes, berichtete der Sender RTP.

Im in den Pyrenäen gelegenen Kleinstaat Andorra dauerte der Stromausfall dagegen nur wenige Sekunden, meldete dessen Energieversorger FEDA auf X. Der Ausfall sei auf spanischer Seite verursacht worden und die Elektrizität dank der "automatischen Wiederverbindung mit der aus Frankreich kommenden Leitung" umgehend wiederhergestellt worden.

Auch Frankreich war zwischenzeitlich vom Blackout betroffen. Der Stromnetzbetreiber RTE schrieb, dass Haushalte im französischen Teil des Baskenlandes einige Minuten lang ohne Strom waren. Die Versorgung sei aber wiederhergestellt worden. (dpa/afp/bearbeitet von fte/fra)

Grösserer Stromausfall in Spanien und Portugal
Nach dem Stromausfall funktionieren unter anderem die Ampeln nicht mehr - wie hier in der Innenstadt von Lissabon. © Armando Franca/AP/dpa
Teaserbild: © dpa / Armando Franca/AP/dpa