- Weil er die Welt habe retten wollen, hat ein US-Amerikaner offenbar seine beiden kleinen Kinder in Mexiko getötet.
- Der 40-Jährige glaubt FBI-Beamten zufolge Verschwörungsmythen wie "QAnon" und "Illuminati".
- Der Fall zeigt erneut, wie gefährlich diese Erzählungen sind.
Ein US-Amerikaner soll seine beiden kleinen Kinder im Zusammenhang mit Verschwörungstheorien in Mexiko getötet haben. Die Generalstaatsanwaltschaft im US-Bundesstaat Kalifornien erhob am Mittwoch (Ortszeit) Anklage gegen den 40-Jährigen aus dem Westküstenort Santa Barbara, wie aus einer Mitteilung der Behörde hervorging.
Der Mann habe nach seiner Festnahme am Montag ausgesagt, er habe seinen zweijährigen Sohn und die zehn Monate alte Tochter töten müssen, weil diese seiner Meinung nach "zu Monstern heranwachsen" würden. Dies geht aus Gerichtsunterlagen hervor, die vom US-Sender CBS8 und anderen US-Medien veröffentlicht wurden.
Demnach soll der Mann im Gespräch mit FBI-Beamten die Tat eingeräumt und in seinem Geständnis auf Verschwörungsmythen wie "QAnon" und "Illuminati" verwiesen haben. Auf die Frage, ob er wisse, dass er etwas Falsches getan habe, habe er dies bejaht und gesagt, es sei für ihn "die einzige Möglichkeit gewesen, die Welt zu retten". Ferner sagte der Mann laut der Gerichtsunterlagen, er habe Zeichen erhalten, dass seine Frau "Schlangen-DNA" besitzen würde und diese an die gemeinsamen Kinder weitergegeben habe.
FBI-Beamte fingen den Vater an der Grenze ab
Der Mann besitzt eine Surfschule in Santa Barbara, die er zusammen mit seiner Frau gegründet hat. Zeitweise lebte er in Spanien, unterrichtete an einer Highschool und engagierte sich sozial. Auf seinem Instagram-Profil hat der 40-Jährige zahlreiche Fotos veröffentlicht, die eine glückliche Familie zeigen. Seine Frau hatte nach Behördenangaben am Samstag die Polizei kontaktiert, als er mit den beiden Kindern im Auto weggefahren war, ohne das Ziel zu nennen.
Am Sonntag habe sie dann eine Vermisstenanzeige aufgegeben und sein Handy dank einer Ortungsapp im mexikanischen Rosarito unweit der US-Grenze geortet. Beamte der Bundespolizei FBI fingen ihn am Montag ab, als er ohne die Kinder in die USA zurückkehrte und man Blut in seinem Fahrzeug fand. Die beiden Leichen waren zu dem Zeitpunkt bereits gefunden worden. Noch an der Grenze habe er den Mord gestanden, berichtete der Sender NBC7 San Diego.
Verschwörungserzählung von angeblichen Echsenmenschen
Anhänger der "QAnon"-Erzählung wittern hinter allem, was auf der Welt passiert, eine Clique, die die Fäden in der Hand hält - der "Tiefe Staat" ("Deep State"). Dieser wolle eine "Neue Weltordnung" ("New World Order") durchsetzen, eine Art globale Regierung zur Unterjochung der Menschheit. Der Mythos findet seit 2017 immer weitere Verbreitung, auch in Deutschland.
Die Referenz auf "Schlangen-DNA" bezieht sich wahrscheinlich auf die Verschwörungserzählung von angeblichen Echsenmenschen. Das sollen reptilienartige Ausserirdische sein, die heimlich die Welt regieren und wichtige Positionen in der Regierung, im Bankwesen und in Hollywood übernommen haben. Unter anderem wird behauptet, dass auch Bundeskanzlerin Angela Merkel ihnen angehören würde.
QAnon: Die grösste terroristische Bedrohung der nächsten Jahre?
Immer wieder kommt es zu Angriffen von Menschen, die an die Verschwörungserzählung glauben. "Was wir bei der Erstürmung des Kapitols gesehen haben, ist der Anfang einer Bewegung, die Gewalt hervorbringen kann", sagte der Politikwissenschaftler und Terrorexperte Peter Neumann in einem Interview mit unserer Redaktion im Januar. Er sagte vorher: "QAnon wird die grösste terroristische Bedrohung der nächsten Jahre sein."
Auch abseits des Sturms auf das US-Kapitol am 6. Januar gab es vor allem in den USA in den vergangenen Jahren immer wieder Tote im Zusammenhang mit den Verschwörungsmythen zu beklagen: Im Dezember 2020 Jahres hatte ein Anhänger der Echsenmenschen-Erzählung eine Bombe, versteckt in seinem Wohnwagen, im Zentrum von Nashville im US-Bundesstaat Tennessee gezündet. Bei der Explosion kam der Täter ums Leben, drei Menschen wurden verletzt; es entstand massiver Sachschaden.
Und im Januar 2019 soll ein 26-Jähriger seinen Bruder in Seattle mit einem Schwert erstochen haben. Mit "Gott hat mir gesagt, er ist eine Echse" soll der Täter seine Attacke erklärt haben, wie die "Seattle Times" berichtete. (dpa/mf)
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