Nach tödlichen Schüssen auf zwei Menschen während der Proteste gegen Polizeigewalt in Kenosha im US-Bundesstaat Wisconsin ist ein 17-Jähriger festgenommen worden. Er wurde formell des Mordes beschuldigt. Ein Video soll zudem zeigen, wie der Teenager mit einer Art "Bürgerwehr" ein Gebäude bewacht und dort von der Polizei mit Wasser versorgt wird.

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Nach einem tödlichen Vorfall am Rande der Proteste in der US-Stadt Kenosha im Bundesstaat Wisconsin ist ein Tatverdächtiger festgenommen worden. Der 17-Jährige solle wegen Mordes angeklagt werden, teilte die Polizei von Antioch im benachbarten Bundesstaat Illinois am Mittwoch (Ortszeit) mit.

In der Nacht zum Mittwoch wurden in der nahe gelegenen Stadt Kenosha zwei Menschen getötet und einer verletzt. Der 17-Jährige befinde sich derzeit in Gewahrsam, hiess es weiter. In einer Anhörung solle über eine Auslieferung von Illinois nach Wisconsin entschieden werden.

Polizei versorgt späteren Schützen mit Wasser

Neben friedlichen Protesten hatte es in der Nacht zum Mittwoch auch zum dritten Mal in Serie Ausschreitungen gegeben. Augenzeugenberichten zufolge waren neben der Polizei und der Nationalgarde auch bewaffnete Zivilisten auf der Strasse, die nach eigenen Angaben Eigentum beschützen wollten. Ein Video zeigt den Teenager, wie er mit einer Art "Bürgerwehr" ein Geschäft bewacht und dort von der Polizei mit Wasser versorgt wird. "Wir schätzen eure Arbeit", teilen die Beamten der Bürgerwehr über Lautsprecher mit.

In einem weiteren im Internet veröffentlichten Video ist zu sehen, wie derselbe junge Mann später mit einem Gewehr vor mehreren Leuten wegläuft, zu Boden geht und aus nächster Nähe auf die herannahenden Menschen schiesst. Das Motiv des 17-Jährigen blieb zunächst unklar.

Achtung: Im folgenden Video sehen Sie Gewaltszenen, die auf manche Menschen verstörend wirken können.

Wie die "New York Times" berichtete, ging die Polizei aber dem Verdacht nach, dass die tödlichen Schüsse ihren Ursprung in einem Streit zwischen Protest-Teilnehmern und einer bewaffneten Gruppe hatten, die eine Tankstelle bewachten.

Am Abend hielt sich mindestens eine Gruppe hauptsächlich weisser und schwer bewaffneter Männer in Kenosha auf, die nach eigenen Angaben Grundstücke vor Angriffen von Demonstranten schützen wollten.

Schwarzer wird von Polizist siebenmal in den Rücken geschossen

Auslöser der Proteste in Kenosha war ein Vorfall am Sonntag, bei dem Polizisten dem 29-jährigen Afroamerikaner Jacob Blake in Kenosha in den Rücken geschossen hatten.

Auf einem Video ist zu sehen, wie der Familienvater zu seinem Auto geht, gefolgt von zwei Polizisten mit gezückten Waffen. Eine der Waffen ist auf seinen Rücken gerichtet. Als Blake die Fahrertür öffnet und sich ins Auto beugt, fallen die Schüsse.

Nach Angaben des Anwalts der Familie, Ben Crump, sassen in dem Auto Blakes Kinder im Alter von drei, fünf und acht Jahren.

Nach Angaben der US-Justiz hatte Blake ein Messer in seinem Auto. Ermittler hätten auf der Fahrerseite auf dem Boden ein Messer gefunden, sagte der Generalstaatsanwalt des US-Bundesstaates Wisconsin, Josh Kaul, am Mittwoch. Auch Blake selbst habe den Besitz eines Messers eingeräumt.

Unklar war zunächst, ob der 29-Jährige das Messer bei der Auseinandersetzung zu einem Zeitpunkt in seiner Hand gehalten hatte. Der Generalstaatsanwalt sagte, eine weitere Waffe sei in dem Fahrzeug nicht gefunden worden.

Generalstaatsanwalt schildert Einsatz

Zudem schilderte Kaul weitere Details des Einsatzes: Eine Frau habe die Polizei am Sonntag alarmiert und berichtet, dass sich ihr Freund gegen ihren Willen auf ihrem Grundstück aufhalte. Die eintreffenden Beamten hätten Blake vor Ort festnehmen wollen und dabei vergeblich einen Elektroschocker eingesetzt. Blake sei um das Auto herumgegangen, habe die Fahrertür geöffnet und sich nach vorne gebeugt.

Ein Polizist habe ihn daraufhin am T-Shirt gepackt und ihm siebenmal mit seiner Dienstwaffe in den Rücken geschossen, sagte Kaul. "Kein anderer Beamter hat seine Waffe abgefeuert." Der Beamte, der die Schüsse abgab, ist demnach seit sieben Jahren Polizist in Kenosha. (mgb/dpa)

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