Der Boeing-Absturz in Afrika wirbelt die Welt der Luftfahrt durcheinander. Nicht nur der US-Flugzeughersteller gerät unter Druck, die Auswirkungen des Unglücks sind global. Es geht um viel Vertrauen - erst nach einigem Zögern haben die USA reagiert.

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Nach dem Absturz zweier baugleicher, neuer Flugzeugtypen binnen weniger Monate gerät der US-Flugzeugbauer Boeing weltweit unter Druck.

Nachdem andere Länder und Airlines mit Flugverboten vorgeprescht waren, hat auch US-Präsident Donald Trump am Mittwoch verfügt, dass alle Maschinen vom Typ 737 Max am Boden bleiben müssen. Was ist bisher bekannt?

Der Unfall

Augenzeugen wollen gesehen haben, dass sich die Boeing vor dem Aufprall nahe der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba am Sonntag um die eigene Achse gedreht hat, andere berichten von Flammen.

Laut der Airline meldeten die Piloten Probleme mit der Flugsteuerung. In Verdacht geriet schnell die Steuerungssoftware.

Die Bilder vom Unfallort deuten darauf hin, dass sich die Maschine fast senkrecht und mit hoher Geschwindigkeit in den Boden gebohrt hat. Die Trümmer liegen eng beieinander - ein Hinweis, dass der Rumpf beim Aufprall noch weitgehend intakt war.

Die Boeing 737 Max 8 von Ethiopian Airlines war auf dem Weg nach Nairobi kurz nach dem Start abgestürzt. Konkrete Hinweise auf die Ursache erhoffen sich die Ermittler durch die Auswertung von Cockpit-Stimmenrekorder und Flugdatenschreiber.

Die Konsequenzen

Zunächst setzten Singapur und Australien alle Flugaktivitäten der Boeing-737-Max-8-Flugzeuge vorsichtshalber aus, diverse Airlines und Luftfahrtbehörden rund um den Globus zogen mit Startverboten und Luftraumsperren für diesen Typ nach.

Unternehmen wie der Tui-Reisekonzern handelten erst zögerlich, weil sie sich auf Empfehlungen der US-Luftfahrtbehörde FAA stützten. Diese sah zunächst noch keine Notwendigkeit für Flugverbote, zumal Boeing selbst Software-Modifizierungen in Aussicht gestellt hat.

Dann verfügte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) in Deutschland die Luftraumsperrung. Laut Deutscher Flugsicherung (DFS) gilt sie bis 12. Juni.

Und am Mittwoch lenkten auch die USA ein: Auf Empfehlung von Boeing ordnete die US-Behörde FAA ein Startverbot für alle Boeing 737 Max an, die in den USA fliegen oder von US-Fluglinien betrieben werden.

Reaktionen der Passagiere

Die zunächst widersprüchlichen Airline- und Behörden-Entscheidungen dürften die Verunsicherung bei Passagieren erhöht haben. Annullierungen von Flügen sind in Europa jedoch eher unwahrscheinlich: Bei der Flotte des Tui-Konzerns etwa sind nur 15 von rund 150 Flugzeugen betroffen: sie wurden in Grossbritannien und den Benelux-Ländern eingesetzt. Der Konzern will nun andere Flugzeuge chartern, Ersatzkapazitäten einsetzen und Flüge umbuchen.

Image-Fiasko für Boeing

Der US-Luft- und Raumfahrtriese kämpft ausgerechnet bei seinem hoffnungsfroh gestarteten jüngsten Kassenschlager gegen eine schwere Vertrauenskrise und ein Image-Fiasko.

Neben eventuell drohenden Entschädigungs- und Schadenersatzforderungen der Kunden kann Boeing durch die Flugverbote auch bestellte Maschinen nur verspätet ausliefern.

Betroffen ist etwa der Tui-Konzern, der die erste Maschine dieses Typs für die deutsche Tuifly diese Woche aus Seattle nach Hannover fliegen wollte. Die Boeing-Aktie sackte bereits kräftig ab.

Die auf weniger Spritverbrauch getrimmte Boeing 737 Max 8 ist eine Neuauflage der seit den 1960er Jahren gebauten Boeing 737 und wird in der neuen Form mit grösseren und sparsameren Triebwerken ausgeliefert. Konkurrenzmodell ist der Airbus A320neo.

So reagieren die Behörden

Die Bewertung der Zuverlässigkeit der Boeing 737 Max 8 drohte auch die Beziehungen der Luftfahrtbehörden in den USA und Europa zu belasten.

Denn nachdem die Europäer bisher Entscheidungen der FAA regelmässig mittrugen, scherten sie in diesem Fall aus und folgten mit ihrem Flugverbot für den Jet der zunächst von der FAA vertretenen Einschätzung nicht.

Auch wenn die Unglücksursache noch nicht geklärt ist, setzte sich die US-Behörde mit ihrem Zögern Kritik aus, den ehernen Grundsatz der Fliegerei - "Safety first" - zu missachten. (dpa/fra)

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