Der nach fast einem halben Jahrhundert im Gefängnis freigesprochene US-Amerikaner Glynn Simmons will sich für einen Wandel im US-Justizsystem einsetzen. "Das ist meine Inspiration für die Zukunft, der Versuch, zurückzukommen und einigen der Jungs zu helfen, die in der gleichen Situation sind wie ich es war", sagte der 71-Jährige in einem BBC-Interview am Wochenende. "Wir müssen etwas zur Reform der Strafjustiz tun. Wir müssen wirklich überdenken, wie wir das machen."
Zum Tode verurteilt
Simmons war 1975 im US-Bundesstaat Oklahoma im Zusammenhang mit einem bewaffneten Raubüberfall auf ein Spirituosengeschäft zum Tode verurteilt worden. Später wurde die Strafe in lebenslang umgewandelt. 2023 war sein Fall auf Antrag der Verteidigung neu aufgerollt worden, im Dezember schliesslich erklärte ein Gericht ihn für unschuldig. Damit ist Simmons in der US-Geschichte der Häftling, der am längsten unschuldig hinter Gittern sass, bevor er freigesprochen wurde. Der Afroamerikaner geht davon aus, dass in der damals von Rassismus durchzogenen US-Justiz die Hautfarbe auch bei seiner Verurteilung eine Rolle spielte.
Simmons verbrachte nun nach eigenen Angaben Weihnachten mit seinem Sohn, drei Enkel- und sieben Urenkelkindern. "Alles, was wir seither gemacht haben, war ein erstes Mal", sagte er der BBC. Unter die Freude über seine Freiheit mischten sich Ärger und Bitterkeit über die verlorenen Jahrzehnte. "Aber das musst du geregelt bekommen, sonst frisst es dich auf."
Der Afroamerikaner war ein Jahr vor seiner Freilassung zum wiederholten Mal an Krebs erkrankt. Eine Chemotherapie sei im Gefängnis nicht möglich gewesen und es hätten sich Metastasen gebildet, so Simmons. Er habe auf einer Warteliste für eine Behandlung gestanden.
Er wolle nun die verbleibende Zeit auch für sich nutzen, die Welt bereisen. "Ich war an einem Extrem der Einkerkerung - jetzt will ich ans andere Extrem der Befreiung gehen." © dpa
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