Der Vatikan hat einen seiner höchstrangigen ehemaligen Diplomaten aus der katholischen Kirche verbannt: Die zuständige Behörde für Glaubenslehre gab in Rom den Ausschluss des früheren Vatikan-Botschafters in den USA, Carlo Maria Viganò, bekannt. Begründet wird dies vom Kirchenstaat damit, dass der 83 Jahre alte Italiener die Autorität von Papst Franziskus nicht mehr anerkenne und die Spaltung der Kirche betrieben habe. Viganò war nach seinem Abschied aus dem diplomatischen Dienst durch allerlei Verschwörungstheorien und massive Kritik am Papst in Erscheinung getreten.

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Mit der Exkommunikation verliert der frühere Bischof auch all seine kirchlichen Ämter und Würden. Zum Nuntius (Botschafter) in Washington hatte ihn 2011 Franziskus' inzwischen verstorbener Vorgänger, der deutsche Papst Benedikt XVI., ernannt. Nach fünf Jahren schied er dann aus und sparte seither nicht an Kritik. Im vergangenen Monat lehnte er es ab, sich vor einem Vatikan-Gericht gegen den Vorwurf des Schismas (Kirchenspaltung) zur Wehr zu setzen. Zu dem Termin erschien er nicht einmal. Die Schweizergarde - die Leibwache des Papstes - forderte er auf, den Pontifex zu verhaften.

Während der Corona-Pandemie hatte Viganò Aufsehen mit einem Schreiben gegen die Beschränkungen erregt, das auch von mehreren anderen Bischöfen unterschrieben wurde. Zu den Unterzeichnern gehörte damals der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller. In den USA stellte sich der Italiener mehrfach an die Seite von Ex-Präsident Donald Trump, der sich nun um die Wiederwahl bemüht. Dessen Gegner bezeichnete er als "Kinder der Dunkelheit". Dem Papst hielt er auch vor, Missbrauchsvorwürfen nicht nachgegangen zu sein.

Zum Abschluss des Prozesses in Abwesenheit sprach die Behörde für Glaubenslehre Viganò nun des Schismas schuldig. Sie sieht es als erwiesen an, dass er die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) missachtet und die Legitimität von Franziskus leugnet - ein Bruch der Gemeinschaft mit dem Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche. Von dem Italiener selbst gab es zu der Exkommunikation zunächst keine Stellungnahme.  © dpa

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