Ein riesiges Kreuzfahrtschiff hat in Venedig eine Anlegestelle gerammt und ist anschliessend mit einem kleineren Touristenboot zusammengestossen. Einige Passagiere gerieten in Panik und sprangen von dem Ausflugschiff. Mindestens vier Menschen sind dabei verletzt worden.
Ein riesiges Kreuzfahrtschiff hat in der italienischen Lagunenstadt Venedig eine Anlegestelle gerammt und ist mit einem Touristenboot zusammengestossen. Nach Medienberichten wurden mehrere Menschen verletzt. Das Unglück ereignete sich am Sonntagmorgen im zentralen Kanal von Giudecca an der Haltestelle San Basilio, wie die Feuerwehr mitteilte.
Der Kreuzfahrt-Gigant "Msc Opera" sei gegen das geparkte Ausflugschiff gestossen, berichtete die Zeitung "La Repubblica". Einige Passagiere des kleineren Schiffes seien aus Angst ins Wasser gesprungen, so die Zeitung "Nuova Venezia" unter Berufung auf Augenzeugen.
Mindestens vier Menschen wurden verletzt, wie die Nachrichtenagentur ADN Kronos berichtete. Sie seien alle zur Behandlung in Krankenhäuser gebracht worden, hiess es. Die Situation sei unter Kontrolle, twitterte die italienische Feuerwehr.
Ursache des Unglücks war ein "technisches Problem"
Auf einem Video war zu sehen, wie das Kreuzfahrtschiff mit lautem Sirenengeheul Richtung Anlegestelle fährt und Menschen an Land in Panik davonlaufen.
Die US-Amerikanerin Lynn Balzer, die beim Unfall leicht verletzt wurde, wird den 2. Juni 2019 wohl niemals vergessen. Sie erzählte in einem Video der Zeitung "Corriere del Veneto", dass sie mit ihrem Mann beim Kaffee auf dem Oberdeck des kleinen Boots sass und auf das Taxi zum Flughafen wartete, als plötzlich das riesige Schiff auftauchte.
"Es kam näher und näher. Wir dachten: Klar, es wird noch an uns vorbeifahren. Das tat es aber nicht."
Ein Besatzungsmitglied habe plötzlich gerufen: "Alle raus aus dem Boot. Lauft!" Aber plötzlich seien "der Landungssteg und alles kaputt gegangen", so die Frau. Ihre Tasche sei ins Wasser gefallen, sie habe Reisepass, Juwelen und Bargeld verloren.
An Bord des Ausflugsschiffs sollen rund 130 Menschen gewesen sein. Auf der "Msc Opera" haben mehr als 3.500 Menschen Platz. Ursache des Unglücks sei ein Motorschaden bei dem Kreuzfahrtschiff gewesen, sagte Davide Calderan, der Präsident der Schlepperfirma "Rimorchiatori Uniti Panfido".
Der Motor der "MSC Opera" sei blockiert gewesen, sagte Calderan. Er habe deshalb beim Anlegen selbstständig beschleunigt anstatt abzubremsen. Die Kreuzfahrtgesellschaft MSC Cruises sprach von einem "technischen Problem".
Wie lange dürfen Kreuzfahrtschiffe noch in die Stadt fahren?
Seit Jahren wird über die Schiffskolosse in der Unesco-Welterbestadt gestritten, die von Millionen Touristen besucht wird. Kritiker wollen die grossen Kreuzfahrtschiffe komplett aus der Lagunenstadt verbannen. Bisher fahren sie im Kanal von Giudecca in Sichtweite von Sehenswürdigkeiten wie dem Markusplatz.
Der Bürgermeister von Venedig, Luigi Brugnaro, erklärte, das Unglück sei "der x-te" Beweis, dass in dem Kanal keine Kreuzfahrtriesen mehr fahren könnten. Auch Italiens Verkehrsminister Danilo Toninelli erklärte, die Stadt müsse besser geschützt werden.
Geplant ist, dass die besonders grossen Kreuzfahrtschiffe eine weniger spektakuläre Route um die Stadt fahren und in der Industriegegend Marghera anlegen. Über dieses Projekt wird allerdings auch seit Jahren debattiert.
Die Unesco hat Venedig bereits gewarnt, dass die Riesenschiffe das Welterbe gefährdeten. Umweltschützer mahnen wegen Risiken für das besondere Ökosystem der Lagune. Unternehmer sehen dagegen ihr Geschäft in Gefahr. (ff/dpa)
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