- Das US-Kapitol in Washington ist erneut Ziel eines Angriffs geworden.
- Ein Autofahrer rammte zwei Polizisten und griff mit einem Messer weitere Beamte an.
- Ein Polizist wurde getötet, der Angreifer wurde durch Schüsse gestoppt.
Knapp drei Monate nach der gewaltsamen Erstürmung des US-Kapitols durch einen wütenden Mob hat ein Angreifer vor dem schwer bewachten Parlamentsgebäude einen Polizisten getötet und einen weiteren schwer verletzt.
Der Mann fuhr an einer Zufahrt zum Sitz des Kongresses in der Hauptstadt Washington in die zwei Polizisten und rammte dann eine Absperrung. Der Angreifer ging sogleich mit einem Messer auf weitere Beamte los und ignorierte Warnungen, weswegen ihn die Sicherheitskräfte mit Schüssen stoppten, wie die Polizei am Freitag erklärte. Wenig später wurde der Täter für tot erklärt.
Polizeichef: Keine Hinweise auf terroristischen Hintergrund
Der Polizeichef der US-Hauptstadt Washington, Robert Contee, sagte, ersten Erkenntnissen zufolge scheine die Tat keinen terroristischen Hintergrund gehabt zu haben. Es gebe keine Anhaltspunkte dafür, dass von einer weiteren Bedrohung für den Kongress oder Anwohner auszugehen sei.
Das Kapitol, der Sitz der beiden Kammern des US-Kongresses, wurde wegen des Zwischenfalls zeitweise abgeriegelt. Der Kongress hatte allerdings keinen Sitzungstag, deswegen dürften kaum Senatoren oder Abgeordnete in dem Komplex gewesen sein.
Pelosi nennt getöteten Polizisten "Märtyrer für unsere Demokratie"
Die Flaggen in den USA wurden auf Anordnung von Präsident
Biden sprach von einem erschütternden Vorfall und erklärte, er werde laufend über den Stand der Ermittlungen informiert. Er sprach der Familie des Opfers sein Beileid aus. Die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, die Demokratin
Der Polizist, William Evans, war seinen Verletzungen kurz nach dem Angriff erlegen. Er stand seit 18 Jahren im Dienst der Kapitol-Polizei, wie deren geschäftsführende Chefin erklärte.
US-Kapitol: Sicherheitsvorkehrungen vergangene Woche zurückgefahren
Nach Polizeiangaben wird der Tatort an der sogenannten nördlichen Barriere des Geländes wegen der laufenden Ermittlungen vorerst gesperrt bleiben. Bilder zeigten dort einen blauen Mittelklassewagen, der frontal gegen eine im Boden verankerte Metallsperre mit der Aufschrift "STOP" gefahren war.
Wegen des Angriffs wütender Anhänger des abgewählten Ex-Präsidenten
Noch immer unterstützen aber Soldatinnen und Soldaten der Nationalgarde die Sicherheitskräfte. Die Kapitol-Polizei betonte vergangene Woche, sie sei jederzeit bereit, die Sicherheitsmassnahmen sofort wieder hochzufahren, falls das nötig sein sollte.
"Das zeigt nur, wie hoch das Risiko noch immer ist"
"Es ist wirklich traurig, denn ich hatte geglaubt, dass wir nach der Beseitigung der Barrieren wieder zu einer gewissen Normalität zurückkehren würden. Aber das zeigt nur, wie hoch das Risiko noch immer ist", sagte der demokratische Kongressabgeordnete Ro Khanna dem Nachrichtensender CNN.
Verteidigungsminister Lloyd Austin erklärte: "Ereignisse wie dieses erinnern uns an den Mut und die Kompetenz der Profis der Sicherheitskräfte und an unsere gemeinsame Verpflichtung, dieses grossartige Land und seine Institutionen zu verteidigen."
Nach der gewaltsamen Erstürmung des Kongresses im Januar war die Kapitol-Polizei in die Kritik geraten, weil die Sicherheitskräfte des Parlaments den Angriff nicht abwehren konnten. Der Leiter der Polizei trat daraufhin zurück. Mindestens fünf Menschen kamen bei den Krawallen ums Leben, darunter ein Kapitol-Polizist. Das FBI stuft die Erstürmung des Gebäudes als inländischen Terrorismus ein.
Der Kongress sollte am Tag des Angriffs den Wahlsieg von US-Präsident Biden ratifizieren. Der damals noch regierende Amtsinhaber Trump, der seine Niederlage nicht wahrhaben wollte, hatte seine Anhänger unmittelbar vor der Erstürmung des Kapitols mit einer kämpferischen Rede vor dem Weissen Haus angestachelt.
Die Demokraten machten ihn für die Ereignisse verantwortlich und leiteten im Repräsentantenhaus erfolgreich ein Amtsenthebungsverfahren ein, das im Senat jedoch an der nötigen Zweidrittelmehrheit scheiterte. (jwo/dpa)
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