- Die Vorwürfe wegen sexueller Übergriffe gegen "The Voice of Holland" haben sich ausgeweitet.
- Dutzende junge Teilnehmerinnen berichten von entsprechenden Taten im Umfeld der niederländischen Talentshow.
- Im Mittelpunkt der Vorwürfe steht der von drei Kandidatinnen beschuldigte Bandleader Jeroen Rietbergen.
Die Vorwürfe sexueller Übergriffe im Umfeld der niederländischen Talentshow "The Voice of Holland" haben sich ausgeweitet. Der Rundfunksender Boos veröffentlichte am Donnerstag bei Youtube eine Sendung, in der 19 Frauen Vorwürfe gegen den Bandleader der Show erheben. TV-Produzent John de Mol berichtet darin, er habe seit 2019 von einem Fall gewusst. Der Sender RTL hatte die Casting-Show am Samstag ausgesetzt.
Boos hat nach eigenen Angaben seit August an der Geschichte gearbeitet und mit Opfern von sexueller Belästigung gesprochen. Konkret richten sich die Vorwürfe gegen den Bandleader der Show, Jeroen Rietbergen, sowie gegen den Juror Ali B. Eine anonymisierte Ex-Kandidatin gab in der Sendung vom Donnerstag an, vor acht Jahren von Ali B. vergewaltigt worden zu sein.
Der Rapper Ali B. bestritt die Vorwürfe, laut niederländischer Justiz liegen gegen ihn zwei Anzeigen vor. RTL hat die Zusammenarbeit mit ihm beendet. Eine weitere Jurorin, die Sängerin Anouk, trat aus Protest gegen die Show zurück.
Rietbergen räumte "Kontakte sexueller Natur" ein
Rietbergen hatte am Wochenende seinen Rücktritt von der Show bekanntgegeben. In einer Stellungnahme räumte der 50-Jährige "Kontakte sexueller Natur" ein und gab zu, WhatsApp-Nachrichten mit sexuellem Inhalt verschickt zu haben. Für den Musiker hat der Skandal auch persönliche Folgen: TV-Moderatorin Linda de Mol, die Schwester des "The Voice"-Erfinders John de Mol, beendete inzwischen ihre Beziehung mit ihm.
Der 66-jährige Milliardär de Mol berichtet in der am Donnerstag ausgestrahlten Sendung, das Ausmass der neuen Enthüllungen habe ihn "schockiert". Ihm sei nur eine Beschwerde über unangemessene Nachrichten Rietbergens bekannt gewesen, über die er "ausser sich vor Wut" gewesen sei. Er habe dem Lebensgefährten seiner Schwester aber eine zweite Chance geben wollen.
John de Mol: "Ich fühle mich voll verantwortlich"
"Ich fühle mich voll verantwortlich", sagte De Mol zu den neuen Enthüllungen. "Das heisst aber nicht, dass ich es gesehen und geschwiegen habe. (...) Menschen wurden verletzt. Es gab Opfer, und ihre Interessen stehen über allem."
Der niederländische Regierungschef Mark Rutte bezeichnete die mutmasslichen sexuellen Übergriffe als "inakzeptabel". Er rief zu einer umfassenden Untersuchung auf.
In "The Voice" können Musik-Talente Juroren - sogenannte Coaches - vorsingen, die in drehbaren Sesseln sitzen und nur nach der Stimme urteilen. Das Format wurde seit 2010 in über 150 Länder verkauft, von den USA bis Afghanistan. (afp/fra)
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