- Mehr als 1.000 zermalmte Gebäude, grosse Ernteausfälle und zerstörte Infrastruktur.
- Seit etwas mehr als zwei Wochen hat der Vulkan die Menschen auf La Palma fest im Griff.
- Es gibt zwar etwas Grund zum Aufatmen, die Gefahr ist allerdings alles andere als gebannt.
Die Schäden durch den Vulkanausbruch auf der kleinen Kanareninsel La Palma werden immer grösser. Seit der Vulkan in der Cumbre Vieja im Süden der Insel am 19. September wieder aktiv wurde, hat die Lava schon mehr als 1.000 Gebäude zerstört, davon 880 Wohnhäuser.
Mehr als 5.500 Menschen waren auch am Sonntag weiter in Hotels oder bei Angehörigen untergebracht. Viele von ihnen werden nie mehr in ihre Häuser und Ortschaften zurückkehren können - diese liegen unter einer meterdicken Lavaschicht begraben. Grosse Ernteausfälle in den Bananenplantagen, dem wichtigsten Erzeugnis der Insel, kommen zu der bitteren Bilanz der ersten zwei Wochen hinzu. "Hier sieht man viele Menschen ständig weinen", sagte ein älterer Mann zu RTVE.
Ein Ende des Ausbruchs des Vulkans, der schon jetzt 80 Millionen Kubikmeter Lava ausgespuckt hat und damit doppelt so viel wie der vor 50 Jahren, war indes weiter nicht in Sicht. Der Kegel des Vulkans ist teilweise eingestürzt und der Lavastrom Richtung Meer hat sich verstärkt. Das mehr als 1.000 Grad heisse Gestein fliesse aber auf demselben Weg bergab wie bisher, berichtete der staatliche spanische TV-Sender RTVE am Montag. Weitere Evakuierungen seien deshalb zunächst nicht nötig geworden.
In Madrid kündigte Regierungschef Pedro Sánchez unterdessen ein Sofortprogramm mit Hilfszahlungen in Höhe von 206 Millionen Euro an. "Noch nie in der bekannten Geschichte der Insel gab es solche Schwierigkeiten", klagte der Regionalregierungschef Ángel Víctor Torres. Die Schäden belaufen sich nach Schätzungen der Regionalregierung bereits auf mehrere Hundert Millionen Euro.
Ausgangssperren aufgehoben
Es gab auch Grund zum Aufatmen. Da sich die Luftqualität verbessert hatte, wurde die Ausgangssperre am Samstag für rund 3.800 Bewohner unmittelbar betroffener Ortschaften wie Los Llanos, Tazacorte und El Paso aufgehoben, sie durften ihre Häuser erstmals seit Tagen wieder verlassen. Der Wind aus Nordost blies die meisten Dämpfe aufs Meer hinaus.
Allerdings machten davon wegen des Ascheregens nur wenige Gebrauch, wie "La Vanguardia" berichtete. Es handele sich eigentlich nicht um Asche, sondern um kleine Splitter erkalteten Magmas, die der Vulkan in die Luft geschleudert hat und die auf der Haut wie kleine Nadelstiche zu spüren seien. Sie sind geruchlos und überzogen alles mit einer schwarzen Schicht, beim Gehen macht es ein knirschendes Geräusch als ob man auf Kartoffelchips ginge, wie auf Videos zu sehen und zu hören war.
Am Vulkan im Höhenzug Cumbre Vieja hatte sich am Samstag ein neuer Schlot aufgetan. Vorerst gebe es aber keine Hinweise darauf, dass dadurch Gebiete, die bisher von den Lavaströmen verschont wurden, in Gefahr seien, teilte das Vulkanologische Institut (Involcan) der Kanaren mit. Die Lava, die beim Kontakt mit dem Meerwasser erstarrt, hat bereits eine kleine, rund 30 Hektar grosse Halbinsel an der Westküste der Insel gebildet.
Teile der Insel von dicker Lavaschicht bedeckt
Die schwarze, meterdicke Lavaschicht bedeckt nach Angaben des europäischen Erdüberwachungssystems Copernicus gut 367 Hektar. Vom dunklen Ascheregen sind nach jüngsten amtlichen Informationen sogar mehr als 3.300 Hektar betroffen. Das entspricht ungefähr der Fläche von 4.500 Fussballfeldern.
Die Insel La Palma, die bei Touristen weniger bekannt ist als andere Kanareninseln wie Teneriffa, Gran Canaria, Fuerteventura oder Lanzarote, war am Dienstag zum Katastrophengebiet erklärt worden. Der Vulkan im Süden von La Palma war am 19. September erstmals seit 50 Jahren wieder ausgebrochen. Wie lange er aktiv bleiben würde, konnten Vulkanologen nicht sagen. (dpa/mf)
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