Bis in den Hochsommer wird die Corona-Lähmung sicher dauern. Kann da das Oktoberfest im September beginnen? Die Wiesn-Verantwortlichen in München wollen die Entscheidung so lange wie möglich offen halten.
Wenige Wochen vor Beginn des Wiesn-Aufbaus ist unklar, ob das grösste Volksfest der Welt wegen der Corona-Krise überhaupt stattfinden kann. Nach Angaben von Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), der das Fest eröffnen würde, muss diese Entscheidung "spätestens Ende Mai, Anfang Juni" fallen, also rechtzeitig vor Beginn der Aufbauarbeiten auf der Theresienwiese. Am 16. September ist der Anstich geplant, bis zum 4. Oktober soll das Fest dauern.
Die Wirte nahmen schon Reservierungswünsche aus aller Welt entgegen, die Brauereien wollen in Kürze damit beginnen, das auch im Ausland begehrte Wiesnbier zu brauen.
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Absage hat wirtschaftliche Folgen
Münchens Wirtschaftsreferent und Festleiter Clemens Baumgärtner (CSU) sagte: "Natürlich wünsche ich mir als Veranstalter der Wiesn zusammen mit allen unseren Partnern sehr, dass es keine Absage geben muss." Derzeit blicke man gespannt auf das Ende der Osterferien und "die dann mögliche Abschätzung, ob es gelungen sein wird, die Ausbreitung des Virus zu bremsen. Für eine verbindliche Einschätzung ist es daher heute noch zu früh."
Eine Entscheidung werde wesentlich davon abhängen, was medizinische Experten raten und welche gesundheitspolitischen und sicherheitsrechtlichen Vorgaben Bund und Freistaat erlassen.
Eine Absage hätte massive wirtschaftliche Folgen mit Millionen-Einbussen. "Ich kann mir das emotional noch nicht vorstellen", sagt Peter Inselkammer, Sprecher der Wiesnwirte, über eine mögliche Absage. "Die Wiesn gehört zum ganz normalen Jahresrhythmus. Wir freuen uns alle darauf. Aber wir müssen abwarten, ob es möglich ist."
Sechs Millionen Besucher aus aller Welt
Sechs Millionen Besucher aus aller Welt kommen alljährlich während der zwei Festwochen auf das 34 Hektar grosse Festgelände. Bis zu 250.000 können es an sehr gut besuchten Tagen sein - Abstand halten ausgeschlossen.
Schon zu normalen Zeiten registrieren Arztpraxen in und um München ab dem mittleren Wiesn-Wochenende mehr Patienten mit Erkältungskrankheiten: die sogenannte Wiesngrippe. In der Enge der Zelte kommt man sich - gewollt oder ungewollt - nahe. Die Erreger haben leichtes Spiel, zumal Alkohol das Immunsystem schwächt.
Eine Absage wäre nicht die erste in der 210-jährigen Geschichte des berühmten Volksfestes - und es wäre auch nicht die erste wegen einer Seuche. Schon das vierte Oktoberfest 1813 fiel aus - wegen der Kämpfe mit Napoleon. Ein paar Jahrzehnte später grassierte die Cholera. Zwei Mal wurde das Fest deswegen abgesagt: 1854 und 1873. (awa/dpa)
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