Munitionsaltlasten bremsen die Bekämpfung des grossen Waldbrandes in Mecklenburg-Vorpommern. Die Gefahr, die von den Kampfmitteln ausgeht, ist weiter immens. Fragen und Antworten dazu.

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Tausende Feuerwehrleute, Polizisten, Soldaten und andere Helfer haben nach tagelangem Dauereinsatz den Waldbrand in Mecklenburg-Vorpommern zwar unter Kontrolle bekommen, doch gibt es noch keine Entwarnung.

"Wir haben das Feuer das erste Mal im Griff", konstatierte der Landrat des Kreises Ludwigslust-Parchim und Chef des Einsatzstabes, Stefan Sternberg.

Von einer generellen Entspannung könne aber noch keine Rede sein, da jederzeit auffrischende Winde das Feuer neu entfachen könnten. Bei Kontrollflügen sei festgestellt worden, dass es am Mittwoch noch auf etwa 670 Hektar des ehemaligen Übungsplatzes brannte.

Immer wieder könne es zu Detonationen in dem munitionsbelasteten Waldstück kommen. Das Feuer wirft folglich auch generelle Fragen nach Gefahren durch alte Munition auf - eine Übersicht:

Um welches Gelände geht es?

Betroffen ist ein ehemaliger Truppenübungsplatz, der schon von Wehrmacht und Nationaler Volksarmee (NVA) genutzt und 2013 schliesslich von der Bundeswehr aufgegeben wurde.

Nach Angaben des Landwirtschaftsministers von Mecklenburg-Vorpommern, Till Backhaus (SPD), liegen auf dem Gelände nicht nur Munition und Granaten von Manövern, sondern auch grosse Mengen an Sprengmitteln aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs.

Bei Lübtheen habe die Marine ihr Munitions-Hauptlager unterhalten, das 1945 gesprengt worden sei. Dabei sei die Munition aber nicht vollständig explodiert.

Warum sind nun die Löscharbeiten so schwer?

Backhaus zufolge geht man nach Tests auf dem Gelände davon aus, dass das betroffene Gebiet hochgerechnet noch mit bis zu 45,5 Tonnen Munition pro Hektar verseucht ist.

Das sei auch der Grund, warum die Einsatzkräfte einen Abstand von 1000 Metern einhalten müssten, was die Löscharbeiten erschwere.

Seit wann bestehen die Probleme in Lübtheen?

Solange der Übungsplatz militärisch genutzt wurde, bestanden die jetzt vorhandenen Probleme mit dem Brandschutz nicht. Die Erhaltung der Brandschneisen erfolgte damals durch die Platzfeuerwehr.

In Lübtheen sind die Probleme mit dem Brandschutz erst durch die Umnutzung als "Kulturerbefläche" aufgetreten, da die Forsten die alten Brandriegel, Schneisen und Wege nicht mehr unterhalten durften.

Auch kümmert sich die Bundesforst bislang nicht um verbliebenen Munitionsreste. Es gibt dringenden Handlungsbedarf.

Gibt es Schätzungen, wie viele vergleichbare Flächen in Deutschland insgesamt betroffen und wie viele Tonnen Munition noch im Boden zu finden sind?

Dazu liegen keine genauen Informationen vor. Neue Flächen werden nach Auswertung von Luftbildern oder Bauarbeiten entdeckt, alte Flächen ändern sich.

Sie werden grösser, wenn neue Daten vorliegen, und kleiner, wenn Teile von Munition geräumt werden.

Gibt es Schätzungen, wie lange es dauern wird, bis der Grossteil der Munition in Deutschland entfernt ist?

Es ist bereits jetzt absehbar, das sich bundesweit noch weitere Generationen mit den Resten der Kriege beschäftigen müssen.

Welche Kosten entstehen jährlich durch die Munitionsaltlasten?

Das Bundesfinanzministerium gibt an, dass 2018 knapp 28 Milliarden Euro an die Bundesländer für die Beseitigung "reichseigener" Munition erstattet wurden.

Wie hoch ist die Gefahr der Selbstentzündung?

Grundsätzlich besteht diese Gefahr immer bei Munition. Dabei ist es unerheblich, ob es sich um Reste aus Bombardierung, Schiessbetrieb oder um alte Sprengstellen handelt.

Pulver und Sprengstoffe sind chemisch stabil und somit auch noch mehr als 74 Jahre nach Kriegsende funktionsfähig.

Für die Entstehung von Waldbränden ist es jedoch wahrscheinlicher, dass Waldbrände durch unachtsames Verhalten wie das Wegschmeissen von Kippen, Müll oder Glasscherben entstehen.

Welche Gefahr besteht beispielsweise für Pilzsammler?

Bei richtigem Verhalten besteht keine konkrete Gefahr für Pilzsucher und Erholung suchende Bürger. Wichtig ist es, dass mögliche Kampfmittel im Wald der Polizei gemeldet werden.

Dabei zählt schon der Verdacht. Jede Meldung hilft und dient der allgemeinen Gefahrenabwehr. Munition sollte nicht angefasst werden.

Gibt es genügend Fachleute, die die Arbeit erledigen können?

Personal muss nachgezogen und ausgebildet werden. Für die Belastungen in Mecklenburg-Vorpommern wird das Land mit dem Bund zu beraten haben, welche Wege gegangen werden.

Entweder der Bund finanziert zusätzliches Personal für den Munitionsbergungsdienst des Landes oder er beauftragt entsprechende Fachfirmen. (dpa/fte)

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