Berlin - Pflanzen und Tiere leiden in Deutschland zunehmend unter der anhaltenden Trockenheit. Dieser März sei äusserst trocken gewesen, einer der trockensten seit Messbeginn im Jahr 1881, hiess es vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Die Bodenfeuchte lag demnach in den oberen Schichten besonders im Norden gebietsweise bis zu 20 Prozent unter den langjährigen Minimalwerten. Zudem sei es verbreitet deutlich zu mild gewesen. Die Waldbrandgefahr sei bereits früh im Jahr deutlich angestiegen. Auch in den kommenden Tagen setzt sich das überwiegend trockene Hochdruckwetter nach DWD-Prognose fort.

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"Massgeblich verantwortlich für die niederschlagsarme und sonnenscheinreiche Witterung waren ausgeprägte Hochdruckwetterlagen", hiess es vom DWD nach ersten Auswertungen der März-Daten. Das Temperaturmittel lag demnach bei 6,1 Grad Celsius und damit um 2,6 Grad über dem Wert der Referenzperiode 1961 bis 1990.

Boden trocknet aus

Auch schon der Februar sei in fast ganz Deutschland mit Schwerpunkt in der Nordhälfte weitaus niederschlagsärmer als normal gewesen, erklärte DWD-Experte Andreas Brömser. Die trockene Witterung habe die Feuchte der oberen Bodenschichten verbreitet deutlich unter die für die Jahreszeit üblichen Werte sinken lassen.

Der Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) zeigt für den Oberboden - die oberen 25 Zentimeter - seit Anfang März zunehmende Trockenheit. Betroffen sind vor allem der Norden Deutschlands, Niedersachsen sowie grosse Teile NRWs.

Fatal ist das, weil gerade die erwachende Vegetation im Frühjahr einen hohen Wasserbedarf hat - bei höheren Temperaturen, bei denen über die Blätter mehr Wasser verdunstet, noch einmal mehr. "Die mittlere Entwicklung der Natur verfrüht sich durch die höheren Temperaturen, womit die Pflanzen auch früher im Jahr dem Boden Wasser entziehen", erklärte Brömser zum Einfluss des Klimawandels. "Damit nimmt die Häufigkeit von Trockenstress bei den Pflanzen zu."

Frühlingserwachen im Pücklerpark
Pflanzen und Tiere leiden in Deutschland zunehmend unter der anhaltenden Trockenheit. © dpa / Frank Hammerschmidt/dpa

Natur ebenso betroffen wie die Landwirtschaft

Feuchte in der oberen Bodenschicht ist vor allem für flach wurzelnde oder neu keimende Pflanzen wichtig - in der Natur ebenso wie in der Landwirtschaft, wo in den vergangenen Wochen zum Beispiel Sommergetreide und Zuckerrüben gesät wurden.

Auch Tieren macht eine Frühjahrsdürre schwer - und vor allem nachhaltig - zu schaffen. Mangelnder Niederschlag im Frühjahr ist insbesondere für Insekten ein Problem, wie Markus Pfenninger von der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz erklärte. Stark betroffen seien auch davon abhängige Arten wie viele Singvögel mit ihren Bruten.

Start wirkt sich das ganze Jahr lang aus

Ein schlechter Start wirke sich unabhängig von der Entwicklung des Wetters in den kommenden Monaten weiter aus: "Je weniger Individuen in den ersten Generationen des Jahres überleben, desto kleiner bleibt die Gesamtpopulation übers Jahr gesehen - einfach weil es die Individuen nicht gibt, die sich fortpflanzen könnten, selbst wenn sich die Bedingungen später im Jahr wieder verbessern."

Als Profiteur trockener Frühlingstage gilt der Feldhase, ursprünglich ein Steppenbewohner. Der Frühling ist die wichtige Geburtenzeit - und es überleben mehr Jungtiere, wenn es dann warm und trocken ist. Eine schützende Höhle haben Feldhasen anders als Kaninchen nicht. In Dürrephasen mangele es allerdings auch Hasen an Futter, so Pfenninger.

Frühjahrstrockenheit gibt es häufiger

In Deutschland gibt es anhaltende Dürren im Zuge des Klimawandels nicht nur im Sommer häufiger, sondern auch als Frühjahrstrockenheit. "Infolge des Klimawandels besteht mit steigenden Temperaturen und damit steigender Verdunstung ein Trend zu zunehmender Frühjahrstrockenheit", erklärte Brömser.

Diesmal war auch schon der Winter 2024/25 deutlich zu trocken. Es fielen laut DWD mit rund 155 Litern pro Quadratmeter nur etwa 86 Prozent des durchschnittlichen Niederschlags der Referenzperiode 1961 bis 1990. Für Meteorologen geht der Winter vom 1. Dezember bis zum 28. Februar.

"In manchen Jahren kann der Frühling aber auch weiterhin recht nass verlaufen, wie es die vergangenen beiden Jahre gerade erst gezeigt haben", so Brömser. Der Winter 2023/2024 war nach DWD-Angaben einer der nassesten seit 1881 - und so war es auch erst mal weitergegangen: Im Frühjahr 2024 fielen nach DWD-Schätzung im deutschlandweiten Mittel rund 235 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. In der Referenzperiode 1961 bis 1990 waren es 186 Liter pro Quadratmeter.

Photovoltaikanlagenbesitzer strahlen

Ein Lächeln dürfte der März vielen Photovoltaikanlagenbesitzern ins Gesicht gezaubert haben. 199 Stunden Sonne habe er im Mittel gebracht, hiess es vom DWD. "So viele Sonnenstunden sind statistisch normalerweise nur in den Sommermonaten zu erwarten." Der Referenzwert liege bei 111 Stunden (Periode 1961 bis 1990). "Es ist allgemein zu erkennen, dass in den letzten zwei Jahrzehnten der März flächendeckend immer sonniger wurde."  © Deutsche Presse-Agentur