Hat die Schweiz das schlimmste Hochwasser nun überstanden? Zwar haben die Wetterdienste Entwarnung für das Alpenland gegeben, doch nicht alle Regionen haben sich bereits erholt. Zwei Männer werden vermisst.
Es ist nicht nur ein Hoch und Tief der Gefühle, sondern auch der Wetterfronten: Ein kräftiges Hoch über den Britischen Inseln und ein Tief über Osteuropa setzten dem Schweizer Wetter gewaltig zu und sorgen auch am Montagnachmittag noch für schwache Regenschauer an den Alpen. Auf der Alpensüdseite sorgt Nordwind dagegen bereits für trockenes und meist sonniges Wetter. Eine gute Nachricht angesichts der vergangenen Tage, in denen starke Niederschläge und eine angespannte Hochwassersituation das Land beherrschten.
Nach Angaben des Wetterdienstes "MeteoSchweiz" entspannte sich die Hochwasserlage in der Schweiz bereits am Sonntag deutlich. Um die Mittagszeit wurden nur noch vereinzelt im Glarnerland und im Prättigau Niederschläge registriert, am Nachmittag und Abend vor allem noch im Alpsteingebiet und in der Region Davos. In den übrigen Gebieten des Alpennordhanges zwischen den Waadtländer Voralpen bis zur Innerschweiz ging es nach den starken Niederschlägen der vergangenen Tage verhältnismässig trocken zu.
Zwar sinken die Pegel der Flüsse, die Seen steigen zum Teil aber weiter an. Für den Bodensee gilt etwa immer noch erhebliche Hochwassergefahr. Zudem bleibt die Gefahr von rutschenden Hängen. Laut "Blick.ch" sind in Zürich zwei Männer in der Limmat verschwunden. Ein etwa 40-Jähriger sei von der Quaibrücke in den See gesprungen, zitiert das Portal einen Zeugen. Eine Suchaktion des Wasserschutzes blieb demnach erfolglos. Auch die Suche nach einem zweiten Mann, der in der Limmat trieb, verlief ergebnislos. Die Polizei sucht nach weiteren Zeugen.
Erhebliche bis grosse Hochwassergefahr an Gewässern
Mit der Wetterverbesserung beruhigt sich auch die Hochwasserlage in den Fliessgewässern auf der Alpennordseite. An Reuss und Thur gilt noch Gefahrenstufe zwei, also mässige Gefahr. Am Hochrhein zwischen der Einmündung Thur und Basel herrscht Gefahrenstufe drei (erhebliche Gefahr), dafür verlagert sich das Hochwasser teilweise in die Seen.
Am Bodensee, Walensee, Zürichsee und Vierwaldstättersee steigen die Pegel bis am Montagmittag weiter an. Am Zürichsee wird dadurch sogar die Gefahrenstufe vier (grosse Gefahr) knapp erreicht, wobei es nur zu kleinen lokalen Überschwemmungen kommen soll. Am Vierwaldstättersee und Bodensee werden die Pegel die Gefahrenstufe drei erreichen - am Thuner- und am Walensee wird Stufe zwei vorausgesagt.
In Solothurn entspannt sich die Hochwasserlage
Nachdem die ergiebigen Niederschläge in weiten Gebieten des Kantons Solothurn vorübergehend aufgehört haben, hat sich auch die Hochwasserlage leicht entspannt. Der Dauerregen hatte dem Kanton grosse Niederschlagsmengen gebracht, was vor allem in der Aare, der Emme und der Dünnern zu einer akuten Hochwassersituation geführt hat. Durch die Fluten entstandene Schäden konnten bisher noch nicht beziffert werden. Aufgrund des nach wie vor hohen Wasserstandes und der starken Strömung wird die Bevölkerung weiterhin gebeten, die Nähe von Flussufern und Seen zu meiden. Ebenso sollte sich niemand auf exponierten Brücken aufhalten.
Schwyz atmet nach Regenfällen durch
Auch im Kanton Schwyz hat sich die Lage mit dem Nachlassen der starken Regenfälle der vergangenen Tage vielerorts leicht entspannt. Die Feuerwehren konnten gegen Sonntagnachmittag mehrheitlich ihre Einsätze beenden. Wegen des hohen Wasserstandes des Lauerzersees ist die Autobahn A4 zwischen Zürich und Brunnen in beiden Richtungen gesperrt, sowie die Kantonsstrasse zwischen Lauerz und Seewen gesperrt.
In Alpthal waren am Samstagabend in einem Waldstück oberhalb des Dorfes instabile Erdmassen ins Rutschen geraten, worauf 46 Personen vorsorglich durch die Feuerwehr evakuiert wurden. Die Kontrollen der Fachpersonen am Sonntag ergaben, dass es zu keinen weiteren Anrissen gekommen war. Die Evakuierten konnten nach dem Mittag wieder in ihre Häuser zurückkehren.
Hochwasser beeinflusst Verkehrslage
Auf der Kantonsstrasse Surava Richtung Bergün kommt es zwischen Filisur und Bergün weiterhin zu Verkehrsbehinderungen durch Erdrutsch. Erdabgang ist auch der Grund für die Sperrung der Kantonsstrasse Bad Ragaz nach Vättis, beidseitig zwischen Bad Razag und Pfäfers.
Zwischen Bauen und Altdorf ist die Kantonsstrasse in Höhe Isleten in beiden Richtungen gesperrt wegen Hochwassers. Auch die Kantonsstrasse Kriessern Richtung Rebstein ist wegen grosser Wassermassen auf der Strasse aktuell nicht befahrbar, wodurch es zu Verkehrsbehinderungen kommt. Der Touring Club Schweiz hält in Sachen Verkehr weiterhin auf dem Laufenden.
So dramatisch regnete es in der Schweiz
Zwischen Freitagvormittag und Sonntagfrüh wurden innert 48 Stunden bis zu 80 Millimeter Regen im Mittelland der Deutschschweiz gemessen. Die höchsten Niederschlagssummen erreichten jedoch der zentrale und östliche Alpennordhang. Im Viereck Engelberg, Einsiedeln, St. Gallen und Glarus meldeten die Regenmesser Niederschlag von bis zu 180 Millimeter Regen.
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